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Julia Extra Band 361

Julia Extra Band 361

Titel: Julia Extra Band 361 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Kendrick , Jackie Braun , Melanie Milburne , Tina Duncan
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Aber was hätte sie dort tun sollen? Sie hätte dort gesessen, aus dem Fenster gestarrt und sich Sorgen und Vorwürfe gemacht. Lieber wollte sie unter Menschen sein. Also hatte sie sich ins Wohnzimmer gesetzt. Sie fühlte sich von Jakes Familie herzlich aufgenommen.
    Sie hatte schon fast vergessen, wie es war, sich im Schoße einer Familie aufgehoben zu fühlen. Und sie fühlte sich wohl – im geliehenen Morgenmantel, mit zerzaustem Haar und ohne Make-up.
    Von dem Moment an, als Truman ihr den Heiratsantrag gemacht hatte, hatte seine Mutter immer irgendetwas an ihr auszusetzen gehabt. Auch Truman krittelte ständig an ihr herum. Wie er sagte, geschah es nur zu ihrem Besten. Schließlich musste sie lernen, wie man sich in seinen gesellschaftlichen Kreisen benahm.
    Du bist ein echter Rohdiamant, Caroline. Mit dem richtigen Schliff und in den richtigen Kleidern wirst du alle überstrahlen.
    Fühlte sie sich anfangs von dieser Beteuerung noch geschmeichelt, war sie bald frustriert, verzweifelt und verbittert. Sie war kein Klumpen aus Ton, den man beliebig formen konnte. Als sie anfing, Rückgrat zu zeigen, begannen auch die Streitereien. Sie hätte ihn verlassen können, aber ihr Verständnis von Ehe war altmodisch. Sie wollte sich unbedingt an den Schwur halten, vor allem, als sie feststellte, dass sie schwanger war.
    Dann wurde Cabot geboren. Trotz der anstrengenden Zeit als frischgebackene Eltern schienen sie und Truman sich wieder besser zu verstehen. Auch wenn sie in dem anderen vielleicht nicht die große Liebe gefunden hatten, stritten sie zumindest nicht länger. Wenn es um ihren Sohn ging, respektierte Truman Caros Entscheidungen.
    Allerdings änderte sich das, wenn seine Mutter in der Nähe war.
    Leider wurden die Besuche von Caros Schwiegermutter Susan im Laufe der Zeit immer häufiger, bis sie schließlich kurz nach Cabots erstem Geburtstag ganz bei ihnen einzog. Truman war begeistert, auch wenn Caro nicht zugestimmt hatte, ja, noch nicht einmal vorher gefragt worden war.
    Sobald sich Susan Wendell im Gästeflügel des Hauses eingerichtet hatte, schrumpfte Caros kleine Insel der Zufriedenheit zusammen.
    Sie musste hilflos mit ansehen, wie ihre Schwiegermutter nicht nur ihre Rolle als Cabots Mutter, sondern auch als Hausherrin übernahm. Der Speiseplan, Cabots Schlafenszeit, ja selbst die neuen Möbel fürs Wohnzimmer – sie alle trugen Susans Stempel. Und wenn Caro ihre Meinung äußerte oder sich bei Truman beschwerte, hieß es nur, sie sei trotzig und undankbar.
    Sie will doch nur helfen, Caroline.
    Wie oft hatte sie diesen Satz gehört?
    Sie hatte die Zähne zusammengebissen und sich in ihr Schicksal gefügt, denn schließlich ging es um das Wohl ihres Sohnes. Aber eines Tages hatte sie gewusst, dass sie so nicht weiterleben konnte.
    Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte, war nur eine Kleinigkeit gewesen. Es hatte nicht etwa einen hitzigen Streit zwischen Mutter und Großmutter gegeben. Caro hatte eines Tages ihren Sohn beim Spielen im Park beobachtet. Die anderen Kinder saßen in der Sandkiste und hatten sich bald angefreundet. Nur Cabot stand allein daneben. Er wirkte unsicher, wie ein Außenseiter in der Kleidung, die Susan vorgeschrieben hatte: keine Jeans, keine Pullis. Cabot trug kakifarbene Shorts mit Gürtel, dazu ein blaues Hemd mit Kragen. Natürlich stammten beide Kleidungsstücke von einem teuren Designerlabel.
    Obwohl der Junge erst drei Jahre alt war, besaß er bereits mehr Oberhemden, Krawatten und Blazer als manch erwachsener Mann. Cabot war zur Miniaturausgabe seines Vaters geworden.
    Diese Erkenntnis hatte Caro wachgerüttelt.
    Sie wollte keinen zweiten Truman Wendell großziehen, der in starren Regeln und Vorschriften gefangen war. Sie wollten keinen Sohn großziehen, der sein Glück den gesellschaftlichen Zwängen opferte.
    Caro wünschte sich, dass Cabot sich wie ein richtiges Kind benahm, nicht wie ein kleiner Mann. Er sollte oft und laut lachen, genau wie Riley und Jillian es gerade am anderen Ende des Zimmers taten. Die Kinder trugen bereits Schlafanzüge und saßen auf dem Schoß ihres Großvaters, der ihnen eine Gutenachtgeschichte vorlas.
    Vor einer Stunde hatten sie die Eier bemalt und darauf bestanden, dass Caro mitmachte. Nun betrachtete sie ihre Hände, ihre Finger waren immer noch bunt, doch es machte ihr nichts aus. Schließlich hatte sie sich mit den Kindern in der Küche herrlich amüsiert.
    „Das wäscht sich früher oder später wieder ab“,

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