Julia Extra Band 361
geben sich selbst die Schuld“, sagte Caro.
„Es geschah unter meinem Kommando. Also ist es meine Schuld, auch wenn ich selbst nicht geschossen habe.“
„War das der Moment, als es ans Eingemachte ging und ihre Exfrau die Koffer packte?“, fragte sie sanft.
Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. „Sie meinte, sie könne nicht mit der Schande leben.“ Er legte den Kopf schief. „Sie müssen wissen, in Buffalo wollte niemand mehr etwas mit mir zu tun haben. Die Leute waren empört. Eines der Opfer war ein Kind … ein kleines Mädchen … noch jünger als Ihr Sohn.“
Seine Stimme erstarb. Er ballte die Hände zu Fäusten.
„Es tut mir so leid.“
Er sah ihr in die Augen. Hätte sie den Schmerz darin nicht erkannt, wäre sie wohl aufgesprungen, als er abweisend sagte: „Ich verdiene Ihr Mitleid nicht.“ Er schlug mit der Faust auf den Tisch. „Unschuldige Menschen mussten sterben …“ Er hob hilflos die Schultern.
„Jake …“
Er schüttelte den Kopf und räusperte sich. „Sie wissen noch nicht alles. Es gab eine interne Untersuchung, und der Polizist, der die Schüsse abgefeuert hatte, und ich wurden freigesprochen. Aber der arme Junge … er wurde einfach nicht damit fertig. Also nahm er eines Tages seine Dienstwaffe und … richtete sich selbst.“
Jake öffnete die Fäuste und starrte auf seine Handflächen. Ob er wohl Blut an seinen Händen kleben sieht? fragte sich Caro. Auch wenn das Geschehene schrecklich war, konnte Caro ihm nicht die Schuld daran geben. So tragisch dieser Unfall auch sein mochte.
„Sie sagten, dass man Sie freigesprochen hat. Aber wie steht es mit Ihnen selbst?“, fragte sie leise.
Jake gab keine Antwort, sondern fuhr fort: „Auch nach der internen Untersuchung kehrte keine Ruhe ein. Die Hinterbliebenen der Opfer erhoben Klage wegen widerrechtlicher Tötung. Es gab Demonstrationen, bei denen Fotos von mir verbrannt wurden.“
„Das muss schlimm gewesen sein.“
„Für meine Familie schon“, gab er zu. Aber Caro nahm ihm nicht ab, dass es ihn nicht ebenfalls schwer getroffen hatte.
„Die Leute forderten meinen Kopf auf einem Silbertablett. Doch da waren Miranda und ich uns schon fremd geworden. Sie wohnte bei einem Freund, angeblich weil sie sich über ihre Gefühle klar werden wollte.“ Er lachte bitter. „Dieser Freund war ihr Geliebter, und sie hatte … sie hatte … sich zur Trennung entschlossen.“
„Das tut mir alles so leid.“ Caro wusste, dass ihre Worte ihn nicht trösten konnten.
„Für meine Familie war es die Hölle, obwohl sie sich nie bei mir beschwert hat. Die Presse hat sich auf sie gestürzt …“ Jake schüttelte den Kopf.
Jetzt wusste Caro endlich, warum sich ein Mann wie Jake in die Einsamkeit zurückgezogen hatte und einem heruntergekommenen Gasthof zu altem Glanz verhelfen wollte.
„Sie sind also aus dem Polizeidienst ausgeschieden und hierher gezogen“, stellte sie fest.
„Man hat mich gebeten, die Dienststelle zu wechseln. Die Polizeigewerkschaft wollte das anfechten, aber ich habe aufgegeben. Die Stadt befand sich in Aufruhr. Wäre ich geblieben, wäre alles nur noch schlimmer geworden.“ Jakes Stimme klang hohl. „Es war das Beste.“
„Für wen?“
Jake ging nicht auf ihre Frage ein. „Danach kehrte Ruhe ein. Meine Familie wurde nicht mehr von den Reportern belästigt. Und Miranda … Miranda hat …“ Jakes Stimme erstarb. Schließlich sagte er knapp: „Unsere Ehe war zerbrochen.“
„Wie schlimm!“ Sie fühlte mit ihm. „Es tut weh, wenn man erkennt, dass man sich in dem Menschen getäuscht hat, mit dem man den Rest seines Lebens verbringen wollte.“
Er sah ihr in die Augen. „Sie sprechen wohl aus eigener Erfahrung?“
Caro nickte. Jetzt saß sie auf dem heißen Stuhl und musste sich Jakes Fragen stellen.
„Wie lange sind Sie verheiratet gewesen?“
„Etwas länger als vier Jahre.“
Caro dachte nicht darüber nach, dass Jake sie missverstehen könnte. Schließlich war ihre Ehe am Ende. Auch wenn Truman von ihr verlangte, dass sie zu ihm zurückkehrte, eine richtige Ehefrau würde sie ihm nie wieder sein.
„Hat er sie … betrogen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Truman hängt zu sehr an seiner Mutter, um sie gleich mit zwei Frauen zu betrügen. Eigentlich war die Ehe mit mir schon zu viel.“
„Da wurde wohl die Nabelschnur nie durchtrennt, was?“
„B…bitte?“ Ihr Gesicht wurde rot. Was erzähle ich hier bloß? fragte sie sich. Normalerweise hätte sie jetzt einen
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