Julia Extra Band 361
die Becher auf den Tisch. Ich hole Streichhölzer, damit wir eine der Kerzen anzünden können, die meine Mutter mitgebracht hat.“
Jake zündete eine Kerze an und setzte sich Caro gegenüber. Im Kerzenlicht sah sie noch reizvoller aus. Die flackernden Schatten verliehen ihr etwas Geheimnisvolles.
Caro trank einen Schluck, dann leckte sie sich mit der Zunge über die Lippen. „Mhm. Das schmeckt vielleicht.“
Jake nippte ebenfalls an seinem Getränk. Eigentlich machte er sich nicht viel aus Kakao, aber mit einem Schuss Schnaps und in Gesellschaft einer schönen Frau sah die Sache schon anders aus.
„Fehlt eigentlich nur eine zünftige Schneeballschlacht“, sagte sie.
„Wenn Sie unbedingt wollen …“, erwiderte er und lachte.
„Nein, danke.“
„Haben Sie sich als Kind viele Schneeballschlachten mit anderen geliefert?“
„Nein, ich war leider ein Einzelkind“, antwortete sie. „Allerdings haben die Jungs ab und an mal eine kleine Schlacht angefangen.“
„Ja, so sind Jungs nun einmal“, sagte Jake. Er dachte an seine Kindheit zurück, als er selbst gern die hübschen Mädchen in eine Schneeballschlacht verwickelt hatte.
„Ach, ich hätte gern häufiger mit Jungs gespielt.“ Caro nahm einen Schluck Kakao.
„Das können Sie ja jetzt nachholen.“ Sie sah ihn fragend an. „Mit Ihrem Sohn, meine ich. Wenn man Kinder hat und ihre kleinen Freuden miterlebt, ist es doch fast so, als wäre man selbst wieder Kind“, erklärte Jake.
„Eine interessante Beobachtung für einen Mann ohne Kinder.“
„Dean … hat das gesagt. Allerdings ist mein Bruder ja nie wirklich erwachsen geworden“, entgegnete Jake.
„Und plötzlich färbt man wieder Ostereier.“ Sie hielt die bunten Hände in die Luft.
„Oder man spielt Verstecken“, fügte Jake hinzu. Er hatte nach dem Eierfärben eine Runde mit den Kindern gespielt, damit Bonnie kurz Ruhe hatte.
„Ich habe vorhin gesehen, dass Sie Talent dafür haben.“ Caro leckte sich die Lippen. Der Anblick war für Jake fast zu viel. Er schluckte und sah weg.
„Ja, auch als Onkel kann man gelegentlich wieder Kind sein.“
Nur ein paar Stunden zuvor hätte Caro es nicht für möglich gehalten, dass dieser mürrische Mann sich wie ein Kind geben konnte. Jake steckte voller Überraschungen. Caros Neugier siegte über ihre Höflichkeit und sie fragte unumwunden: „Wollen Sie eines Tages auch eine Familie gründen?“
Jakes Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Seine Antwort fiel einsilbig aus. „Nein.“
Das geht mich eigentlich nichts an, dachte Caro. Trotzdem setzte sie nach: „Niemals?“
Jake starrte auf die Kerze. Er schwieg so lange, dass Caro schon dachte, er würde ihr nicht mehr antworten. Sie wollte sich gerade für ihre Neugier entschuldigen, als er zu reden begann.
„Vor langer Zeit habe ich daran gedacht.“ Er sprach langsam, als müsse er die Worte tief aus seinem Inneren hervorholen. „Ich hatte jemanden kennengelernt. Wir heirateten. Dann zogen wir in ein renovierungsbedürftiges Haus, das wir fast geschenkt bekamen. Der Makler meinte, das Viertel würde sich noch entwickeln.“ Er lachte bitter. „Das bedeutete im Klartext, dass wir viel Arbeit in das Haus stecken mussten und es im Viertel recht gefährliche Ecken gab. Allerdings bekamen wir für das bisschen Geld eine Menge Haus.“
Doch Caro interessierte sich weniger für das Haus, als vielmehr für die Geschichte mit der Ehefrau. Jake McCabe war also verheiratet gewesen.
6. KAPITEL
„Miranda.“
Er blinzelte überrascht, dann verfinsterte sich seine Miene. „Sie kennen sie?“
„Nein.“ Caro schüttelte den Kopf. Sie war zu weit gegangen, jetzt musste sie retten, was zu retten war. „I…ich habe vorhin den Namen gehört und mich gefragt, wer das sein mag“, stotterte sie.
Er schnaubte verächtlich. „Ich wette, Sie haben noch mehr gehört.“
„Nein.“ Die kleine Lüge war erlaubt. Unter gar keinen Umständen wollte sie ihm erzählen, was Dean über die Frau gesagt hatte. „Es tut mir leid.“
„Ja, mir auch.“ Er lachte bitter. Jake starrte noch immer in die Kerze. In seinem Gesicht zeichneten sich Verrat und Schmerz ab. „Mir tut es leid, dass ich sie kennengelernt habe. Ich dachte, es wäre ein Bund fürs Leben. Aber da hatte ich mich getäuscht.“
Caro verstand nur zu gut, was er meinte, schließlich hatte sie selbst einmal ähnlich gedacht.
„Was ist passiert?“
Verächtlich sog Jake die Luft ein. Nach kurzem Schweigen sagte er dann: „Wollen
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