Julia Extra Band 361
Mehr müssen Sie nicht sagen, Caro.“
Daraufhin war er aus dem Zimmer gestürzt.
Caro wusste nicht, wie sie ihm heute begegnen sollte. Allerdings konnte sie nicht den ganzen Tag in diesem Zimmer bleiben.
„Hör auf, dich selbst zu bemitleiden“, sagte sie laut und zog den Morgenmantel fest.
Es wurde Zeit, nach ihrer Kleidung und dem Auto zu sehen.
Über den Rand seines Kaffebechers beobachtete Jake, wie Caro ins Wohnzimmer trat. Das Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, Make-up hatte sie nicht aufgelegt. Sie trug wieder die Stoffhose und den Kaschmirpullover von gestern. Die Hose hatte stark gelitten, denn der Schnee hatte seine Spuren hinterlassen. Trotzdem sieht sie wunderschön aus, viel zu gut für mich, dachte Jake. Außerdem ist sie verheiratet.
Er nahm einen Schluck Kaffee und verzog das Gesicht. Schuld daran war nicht etwa das starke Getränk. Der bittere Nachgeschmack kam daher, dass sie ihn belogen hatte. Dabei hatte er sie ganz anders eingeschätzt als Miranda.
Die Kinder, die noch im Schlafanzug waren, rannten auf Caro zu. Aufgeregt redeten sie auf sie ein und zeigten ihr die Schätze, die der Osterhase für sie versteckt hatte.
„Willst du ein paar Ostereier?“, fragte Jillian. „Am liebsten esse ich die roten Gelee-Eier. Die blauen mag ich nicht.“
„Die blauen Gelee-Eier sind eklig“, fiel Riley ein. „Du kannst alle meine blauen Eier haben.“
„Ich dachte, die sind für mich“, sagte Jake.
Caros Blick wanderte kurz zu ihm, dann sah sie weg. Eine Röte zeichnete sich auf ihren Wangen ab, sie befeuchtete die Lippen. Zuerst wollte sie etwas erwidern, doch dann schwieg sie.
„Du kannst meine haben, Onkel Jake“, bot Jillian an. „Riley gibt seine Caro. Dann ist es gerecht.“
Kinder und ihr Sinn für Gerechtigkeit. Schon bald würden sie lernen müssen, dass es im Leben nicht immer gerecht zuging. Wenn das Leben gerecht wäre, dann säße ich jetzt bei meinem Sohn und würde nicht Jakes Frieden stören, dachte Caro. Und Jake hätte längst eigene Kinder.
Bonnie rief die Kinder in die Küche, und die beiden marschierten davon. Caro blieb im Türrahmen stehen, obwohl sie lieber davongelaufen wäre.
„Guten Morgen“, brachte sie schließlich hervor.
„Haben Sie gut geschlafen?“ Seine Stimme klang herausfordernd. Er hatte nicht gut geschlafen. Dank der viel zu kleinen Couch und des geweckten Verlangens hatte er kaum ein Auge zugetan, als die Kinder früh morgens ins Zimmer gestürmt gekommen waren und Ostereier gesucht hatten.
„Ja, sehr gut“, gab Caro zur Antwort.
Lügnerin . Ihre dunklen Augenringe verrieten, dass sie nicht die Wahrheit sagte.
Sie wies mit der rechten Hand zum Fenster. Eigentlich hätte am Ringfinger der Ehering stecken müssen. „Es hat aufgehört zu schneien.“
„Ja, um vier Uhr früh.“ Er wusste es genau, schließlich hatte er wach gelegen.
„Ein neuer Tag, voller Sonnenschein und Versprechen“, sagte sie. Nur ihr Lächeln verriet Unsicherheit.
„Das passt ja gut zu Ostern.“
Hoffnung, Auferstehung, Erlösung. Darum ging es beim Osterfest. Jake hatte in den letzten Monaten nicht mehr daran glauben können. Stattdessen hatte er sich so gefühlt, als wäre sein Leben vorbei. Doch heute hatte er den Eindruck, endlich Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
„Jake, ich muss mich entschuldigen“, sagte Caro. „Ich wünschte … die Dinge würden anders liegen.“
Jake hatte schon zu viel Zeit damit zugebracht, unerfüllbaren Träumen hinterherzujagen. Er stand auf und kam auf sie zu. „Vergessen wir die Sache einfach, okay?“
Sie sah ihn fragend an, dann nickte sie stumm.
„Es ist ja nichts weiter passiert, Caro. Nur ein kleiner Kuss.“
Damit verließ Jake das Zimmer und ging zur Treppe.
Im ersten Stock fand er sein Zimmer aufgeräumt vor. Caro hatte das Bett gemacht, und die Kleidung zusammengelegt, die er auf dem Stuhl liegen gelassen hatte. Jake zog sich eine frische Jeans und einen Pulli an, rasierte sich und putzte die Zähne. Dann setzte er sich auf die Bettkante und zog sein Tagebuch aus der Nachttischschublade.
Es war schon einen Monat her, dass er den letzten Eintrag geschrieben hatte. Er blätterte das Buch auf und nahm einen Stift zur Hand.
Heute ist Ostern. Deine Großeltern, dein Onkel, deine Tante, Jillian und Riley sind überraschend zu Besuch gekommen. Deine Cousine und dein Cousin laufen gerade die Treppe hinunter und lachen. Du wärst jetzt noch zu klein, um mit ihnen zu spielen, aber nächstes Jahr
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