Julia Extra Band 362
beibringen sollte, wie sie ihr Problem am besten in den Griff bekam, doch ihr Vater hatte sich strikt geweigert, diese Möglichkeit auch nur in Betracht zu ziehen. Er hielt es für Zeit- und Geldverschwendung.
Während Zara nun im Bad stand, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die Wanduhr, die der Vormieter hinterlassen hatte. Sie traute sich nicht, auf den Teststreifen zu blicken, aus Angst, er könnte die Farbe gewechselt haben. Als die Wartezeit vorbei war, straffte sie die Schultern und richtete ihren Blick schließlich auf das kleine Fenster auf dem Teststreifen. Genau das, was sie gefürchtet hatte, war dort zu sehen. Beinahe hätten ihre Knie unter ihr nachgegeben. Ihr brach am ganzen Körper kalter Schweiß aus.
Zitternd öffnete Zara die Tür und trat hinaus. „Ich fürchte, ich habe schlechte Neuigkeiten“, erklärte sie mit brüchiger Stimme.
„Lass sehen.“ Vitale, der seit jeher nur an das glaubte, was er mit eigenen Augen sah, bestand darauf, den Teststreifen zu begutachten. Unter normalen Umständen wäre er vermutlich blass geworden, doch seine Aufmerksamkeit war auf Zara gerichtet, die bereits genug Schocksymptome für sie beide zusammen zeigte.
„Du kannst jetzt gehen“, murmelte sie benommen.
Doch Vitale blieb, wo er war. Wie von selbst wanderte sein Blick zu ihrem flachen Bauch. Ein Baby, sie bekam sein Baby. Himmel, er erwartete ein Baby mit Monty Blakes Tochter. Die Erkenntnis erschütterte ihn. Ein einziger dummer Moment der Unachtsamkeit in der Hitze der Leidenschaft war alles, was es gebraucht hatte, um ihrer beider Leben fundamental zu verändern.
„Ich kann dich nicht einfach allein lassen“, versetzte er gepresst.
„Warum nicht?“ Zara warf ihm einen leeren Blick zu. Sie war noch viel zu traumatisiert, um über das hinauszudenken, was sie gerade erfahren hatte. „Meinst du nicht, du hast bereits genug getan?“
Vitale zuckte nicht mal mit der Wimper. Es war ein schlimmer Augenblick, aber in seinen beinahe dreißig Lebensjahren hatte er schon viele schlimme Augenblicke durchgestanden, und er würde jetzt nicht damit anfangen, sich vor einer unangenehmen Situation zu drücken. „Ich möchte diese Sache klären, ehe ich gehe.“
Zara verschränkte die Arme über der Brust und hob das Kinn. Seine Worte machten sie misstrauisch. „Die Sache klären ?“, wiederholte sie, wobei es sie selbst erstaunte, wie groß ihr Beschützerinstinkt gegenüber ihrem ungeborenen Kind bereits war. „Ich sage es dir besser sofort – ich bin nicht bereit, einen Abbruch auch nur in Erwägung zu ziehen …“
„Das verlange ich doch gar nicht von dir“, unterbrach er sie. Himmel, dass sie gleich so dramatisieren musste! Er wollte doch nur nach einer vernünftigen Lösung suchen, auch wenn es die vermutlich nicht gab. „Du vertraust mir zwar nicht, aber ich versichere dir, dass ich nur im besten Interesse meines Kindes handeln werde.“
Zara war nicht überzeugt. Wie sollte sie seinen Worten auch trauen? Vielleicht war es ja ein geheimer Teil seines Racheplans gewesen, sie zu schwängern? Hatte er nicht ihrem Vater vorgeworfen, seine Schwester geschwängert zu haben? Wie sollte sie da seinen Beteuerungen Glauben schenken?
„Das ist ein ganz schöner Sinneswandel, den du da demonstrierst“, bemerkte sie schnippisch.
„Ob mir das nun gefällt oder nicht – die Tatsache, dass du ein Kind von mir bekommst, ändert alles“, entgegnete er düster.
Sie lachte bitter. „Obwohl du meinen Vater praktisch für einen Mörder hältst und mich für den Umstand hasst, dass ich seine Tochter bin?“
Zornesröte lag auf Vitales Wangen, was ihn jedoch nur noch attraktiver machte. „Ich hasse dich nicht .“
Auch Zara war die Wut nun deutlich anzusehen. „Du bist ja nicht mal ehrlich zu dir selbst. Du hasst mich für das Blut, das in meinen Adern fließt. Wie hättest du mich sonst auf so schändliche Weise benutzen können?“
Er sah keinen Sinn darin, auf der Vergangenheit herumzureiten. „Wir haben gerade erfahren, dass du ein Kind von mir bekommst. Das ist nicht der rechte Augenblick, um solche Dinge zu diskutieren“, erwiderte er tonlos. „Jetzt gilt es, viel Wichtigeres zu besprechen …“
„Die Tatsache, dass ich dich hasse und dir misstraue, überlagert alles andere“, schoss sie zurück, denn seine Überheblichkeit machte sie nur noch wütender.
„Ich möchte dich zumindest darum bitten, so schnell wie möglich zu einem Arzt zu gehen und dich untersuchen zu lassen“,
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