Julia Extra Band 362
der bereits damit beschäftigt war, die Türen abzuschließen und die Rollos herunterzulassen.
Erst als Zara zu ihrem neuen Apartment zurückfuhr und verzweifelt nach einem Parkplatz suchte, hatte sie die Zeit, um über das kleine Leben nachzudenken, das in ihr heranwuchs. Ein Baby, ihr Baby. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Mein Gott, sie war schwanger von einem Mann, mit dem sie gar keine Beziehung mehr hatte! Das waren verdammt schlechte Nachrichten für das Kind. Oder nicht?
Wenn sie an ihren eigenen Vater dachte, dann konnte sie nicht behaupten, dass seine Anwesenheit ihr irgendetwas Gutes gebracht hatte. Vor allem wenn er in Rage geriet, war er ein Mann, vor dem man sich in acht nehmen musste. Andererseits hatte sie genug Freunde, die ein fantastisches Verhältnis zu ihren Vätern hatten und stets von ihnen unterstützt wurden.
Zara jedenfalls ähnelte weder ihrer Mutter noch ihrem Vater, und sie sagte sich, dass es überhaupt keinen Grund gab, warum sie keine gute alleinerziehende Mutter sein sollte. Da sie keinen Treuhandfonds besaß, auf den sie zurückgreifen konnte, war es ein großes Glück, Ediths Firma geerbt zu haben. Damit würde sie finanziell schon irgendwie über die Runden kommen. Sie war stark und vernünftig. In Krisen wuchs sie über sich hinaus, und sie war gewillt, das Beste aus der Situation zu machen.
Als sie gerade überlegte, was sie zu Abend essen wollte, bekam sie eine SMS.
Kommst du zu mir zum Dinner? Ich koche. V.
Nein, ganz bestimmt nicht, dachte Zara verärgert. Was wollte er damit erreichen? Doch die Stimme der Vernunft ermahnte sie, dass sie schon allein durch ihr Kind gezwungen sein würde, in den nächsten Jahren eine Beziehung zu Vitale zu unterhalten. Ihn zu ignorieren, sich zu weigern, mit ihm zu sprechen, war zwar verlockend, aber nicht zielführend. Denn in einem Punkt hatte er leider recht. Ihre Schwangerschaft veränderte tatsächlich alles, auch wenn ihre Gefühle für ihn noch immer dieselben waren: Sie hasste ihn wie die Pest. In dieser festen Überzeugung formulierte sie ihre Zustimmung. Wenn sie Vitale zum Dinner traf, konnte sie ihm immerhin gleich die Entwürfe für den Garten der Villa zeigen.
7. KAPITEL
Fluffy lag auf der Ledercouch und schaute fern, als Vitale an diesem Abend in sein Apartment zurückkehrte. Er hätte es nicht geglaubt, wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Doch sobald das kleine Kaninchen hörte, wie die Wohnungstür ins Schloss fiel, hoppelte es quietschend in die Sicherheit seines Stalls.
Dabei hatte Fluffy durchaus nicht nur auf der faulen Haut gelegen, wie Vitale grimmig bemerkte. Der teure Teppich wies eindeutige Knabberspuren auf, und auch der Fuß des Wohnzimmertischs war angenagt. Ganz offensichtlich handelte es sich hier um ein äußerst destruktives Zwergkaninchen, das für das zivilisierte Leben in einem Luxusapartment nicht geschaffen war. Andererseits hatte Zara zugestimmt, zum Dinner zu kommen, was vermutlich in erster Linie daran lag, dass sie sehen wollte, wie es ihrem Haustier ging.
Den Plan für die toskanische Villa unter den Arm geklemmt, stand sie kurz darauf in einem eisblauen Kleid und mörderisch hohen High Heels vor seiner Tür. Das blasse Blau betonte die Strahlkraft ihrer Augen, während das silberblonde Haar ihr Gesicht schimmernd einrahmte und locker auf die Schultern fiel. Zum ersten Mal bewunderte Vitale die Beine einer Frau und machte sich gleichzeitig Sorgen um ihre Gesundheit. Was, wenn sie stolperte, hinfiel und sich verletzte?
„Diese Schuhe sind ja halbe Stelzen“, platzte er heraus, ohne darüber nachzudenken. Überrascht beobachtete er, wie Fluffy in den Flur gelaufen kam, um Zara fröhlich zu begrüßen.
Zara nahm das kleine Tier sofort auf den Arm, streichelte es und redete mit ihm. Alles war besser, als sich auf Vitale zu konzentrieren, der selbst in abgewetzter Jeans und schwarzem Polo-Shirt einfach umwerfend aussah. Himmel, sie war hoffnungslos overdressed und hatte das Gefühl, in einem merkwürdigen Wettstreit, bei dem es darum ging, sich möglichst lässig zu geben, gehörig an Boden verloren zu haben.
Vitale servierte das Dinner in dem großzügigen Wohn-Ess-Bereich seines Apartments. Es gab Steak und Salat, nichts Kompliziertes, und dennoch war sie beeindruckt, denn als sie sich ein einziges Mal an Steaks versucht hatte, waren dabei zähe Schuhsohlen herausgekommen, die kein Mensch essen konnte.
„Wie geht es dir?“, fragte Vitale ruhig.
„Ich fühle mich,
Weitere Kostenlose Bücher