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Julia Extra Band 362

Julia Extra Band 362

Titel: Julia Extra Band 362 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton , Lynne Graham , Robyn Donald , Shirley Jump
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entfachen. Unter einem klaren kalten Nachthimmel in freier Natur hatte er genauso gut geschlafen wie in seinem luxuriösen Kinderzimmer.
    Obwohl es nur noch wenige umherziehende Stämme in Alcantar gab, war es dem König ein Anliegen gewesen, dass der künftige Thronfolger ein Verständnis für diese alte Lebensform der Nomaden entwickelte.
    Wann war es im Leben seines jüngeren Bruders eigentlich zum Wendepunkt gekommen? Als ihm in aller Konsequenz klar geworden war, dass nicht er, sondern Karim irgendwann König sein würde? Oder nach dem Tod ihrer Mutter, als sich ihr Vater in seiner Trauer nur noch tiefer in seine Regierungsgeschäfte vergrub und seine Söhne fortschickte?
    Der König hatte sie auf ein Elite-Internat in die USA gegeben, weil ihre Mutter es so gewollt hätte, wie er sagte. Das war alles so überstürzt passiert, dass es für die Brüder ein regelrechter Kulturschock gewesen war. Beide hatten großes Heimweh gehabt, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen: Rami hatte das Luxusleben im Palast gefehlt und Karim die endlose Weite der Wüste.
    Bei Rami hatte das dazu geführt, dass er immer wieder den Unterricht geschwänzt und allerlei Dummheiten gemacht hatte. Nachdem er den Schulabschluss nur mit Hängen und Würgen geschafft hatte, war er auf ein kleines College in Kalifornien gegangen, wo er sich vorwiegend als notorischer Herzensbrecher und besessener Kartenspieler einen Namen machte.
    Karim hingegen hatte sein Heil in seinen Schulbüchern gesucht und die Schule mit Bestnoten abgeschlossen. Anschließend war er nach Yale gegangen, um Wirtschafts- und Finanzwissenschaften und Jura zu studieren. Mit sechsundzwanzig hatte er einen Investmentfonds zum Wohle seines Landes gegründet, den er lieber selbst verwaltete, statt irgendeinem undurchsichtigen Finanzjongleur von der Wallstreet die Kontrolle zu überlassen.
    Rami war mittlerweile als Assistent bei einem drittklassigen Produzenten in Hollywood untergekommen, aber selbst diesen Job hatte er nicht irgendwelchen erlernten Fähigkeiten zu verdanken, sondern allein seinem guten Aussehen, seiner Sprachgewandtheit und seinem Titel. Als ihm mit dreißig sein mütterliches Erbe ausgezahlt wurde, hörte er auf, so zu tun, als ob er arbeitete. Er trat in die Fußstapfen ihrer Mutter und reiste um die Welt.
    Karim hatte mehr als einmal versucht, mit ihm zu reden, aber Ramis Antwort war stets dieselbe gewesen, und sie wurde immer von einem Grinsen begleitet: „Für Pflichterfüllung und Verantwortung bin ich nicht zuständig. Ich bin schließlich nur der Ersatzerbe. Du bist der Thronfolger.“ So waren sie sich mit der Zeit immer fremder geworden. Und jetzt …
    Jetzt war Rami tot.
    Tot, dachte Karim. Sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Die Leiche seines Bruders war von Moskau nach Alcantar überführt und mit allen Ehren in der Familiengruft bestattet worden. Ihr Vater hatte wie erstarrt neben dem Sarg gestanden. Um ihn zu schonen, hatte Karim ihm erzählt, dass Rami bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.
    Doch warum ließ er diesen Film jetzt schon wieder in allen Einzelheiten vor seinem geistigen Auge ablaufen? Ramis Tod war keine Neuigkeit mehr. Las Vegas war Karims letzte Station. Wenn er hier durch war, konnte er endlich …
    Ein dumpfes Rumpeln erschütterte das Flugzeug, das anzeigte, dass das Fahrwerk ausgefahren wurde. Wie auf Kommando tauchte die Stewardess auf, aber Karim machte eine abwehrende Handbewegung. Er wollte keine lästige Bemutterung mehr, auch wenn sie noch so gut gemeint war!
    Wenig später landeten sie. Karim stand auf und griff nach seinem Aktenkoffer, in dem sich neben den Unterlagen ein kleiner Umschlag mit einem Schlüssel drin befand, zusammen mit einem Zettel, auf dem Rami handschriftlich eine Adresse notiert hatte. Morgen würde Karim schon sehr früh aufstehen, sämtliche Schulden seines Bruders begleichen und dann zu dieser Wohnung fahren, um nachzusehen, was es dort noch zu tun gab.
    Danach würde endlich alles hinter ihm liegen.
    Kaum eine halbe Stunde später saß Karim in einem Mietwagen und ließ sich von seinem Navi durch die Stadt zu seinem Hotel lotsen. Kurz vor eins erreichte er den in gleißendes Neonlicht getauchten Las Vegas Strip, wo ein rauschhafter Trubel herrschte, der Karim abstieß.
    An seinem Ziel angelangt, übernahm ein Hotelpage seinen Wagen. Karim drückte dem jungen Mann einen Zwanziger in die Hand und bestand darauf, seinen Koffer selbst zu tragen. In der Hotellobby war der Teufel

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