Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Extra Band 362

Julia Extra Band 362

Titel: Julia Extra Band 362 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Marton , Lynne Graham , Robyn Donald , Shirley Jump
Vom Netzwerk:
begleichen, und zwar weniger aus Sorge um die rechtlichen Konsequenzen, als um den guten Namen seiner Familie wiederherzustellen. Pflichtbewusstsein und Verantwortungsgefühl, das waren Tugenden, für die Rami zeitlebens nur Hohn und Spott übriggehabt hatte.
    Das musste Karim jetzt ausbaden. Deshalb hatte er sich zu dieser Pilgerreise aufgemacht, falls ein solches Wort zulässig war, um diese deprimierende Odyssee zu beschreiben. Er hatte Bankern, Kasino-Betreibern und Hotelmanagern Schecks ausgehändigt und finsteren Gestalten in abgewrackten Hinterzimmern obszöne Mengen an Bargeld in den Rachen geworfen.
    Aber jetzt war er zum Glück am Ende dieser desillusionierenden Reise durch Ramis Leben angelangt. Noch zwei Tage Las Vegas, schlimmstenfalls drei, mehr auf keinen Fall. Sobald er hier fertig war, würde er nach Alcantar fliegen, um seinem Vater die gute Nachricht zu überbringen, dass Ramis Angelegenheiten geordnet waren, ohne sich dabei in Einzelheiten zu verlieren. Und wenn das hinter ihm lag, konnte er sich endlich wieder auf sein eigenes Leben in New York konzentrieren.
    „Hoheit?“
    Karim unterdrückte ein Aufstöhnen. Seine Flugzeugcrew war klein und effizient. Zwei Piloten und eine Stewardess, aber die junge Frau war neu an Bord und konnte ihr Glück, dass sie tatsächlich zum königlichen Stab gehörte, offenbar immer noch nicht fassen.
    „Sir?“
    Bedauerlicherweise schien ihr noch niemand gesagt zu haben, dass er es hasste, wenn man so viel Aufheben um ihn machte. Dass er am liebsten in Ruhe gelassen wurde.
    „Ja, Miss Sterling?“, fragte er mit erzwungener Geduld.
    „Moira, Sir. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass wir in einer Stunde landen.“
    „Danke“, sagte er und schluckte noch ein Aufstöhnen.
    „Kann ich irgendetwas für Sie tun?“
    Können Sie die Zeit zurückdrehen und meinen Bruder wieder zum Leben erwecken, damit ich ihm etwas gesunden Menschenverstand einflößen kann?
    „Danke, ich brauche nichts.“
    „Gut, Hoheit. Aber falls Sie es sich doch noch anders überlegen …“
    „Werde ich mich melden, danke.“
    Die junge Frau machte einen angedeuteten Knicks, bei dem es sich nicht ganz um den Hofknicks handelte, vor dem sie mit Sicherheit von seinem Stabschef gewarnt worden war.
    „Ich bitte darum, Hoheit.“
    Noch ein Knicks, bevor sie ihn gnädigerweise allein ließ. Er würde bei nächster Gelegenheit ein ernstes Wörtchen mit seinem Stabschef reden müssen. Das war wirklich zu viel Untertänigkeit.
    Himmel. Karim ließ den Kopf gegen die Rückenlehne sinken. Die junge Frau tat doch nur das, was sie als ihre Pflicht ansah, was wahrscheinlich kaum jemand besser verstand als er. Er war schließlich von Kindesbeinen an dazu erzogen worden, seine Pflichten ernst zu nehmen.
    Sein Vater, ein strenger Mann, war immer zuerst König und dann Vater gewesen. Seine amerikanische Mutter, die aus der vornehmen Bostoner Gesellschaft stammte, war ein atemberaubend schöner ehemaliger Filmstar mit untadeligen Umgangsformen gewesen – beseelt von dem brennenden Wunsch, in größtmöglicher Entfernung von ihrem Ehemann und ihren beiden Söhnen zu leben. Sie hatte Alcantar gehasst. Die sengende Hitze am Tag, die eisigen Nächte, den Wind, der einem den Wüstensand in die Augen trieb, bis man nichts mehr sehen konnte.
    In einer seiner frühesten Erinnerungen stand Karim, die Hand seiner Kinderfrau umklammernd, auf der Treppe zum Palast, schluckte verzweifelt die Tränen hinunter, da ein Prinz ja nicht weinen durfte, und sah zu, wie seine schöne Mutter in eine Luxuslimousine stieg und davonfuhr.
    Rami war ihr sehr ähnlich gewesen. Die hochgewachsene schlanke Gestalt, das blonde Haar, die strahlend blauen Augen.
    Karim hingegen hatte von beiden Eltern etwas geerbt. Bei ihm waren das strahlende Blau der Augen seiner Mutter und das Braun der Augen seines Vaters zu einem eisigen Grau verschmolzen. Die hohen Wangenknochen und den ausdrucksvollen Mund hatte er von seiner Mutter, die stattliche Figur mit den breiten Schultern und den langen Beinen vom Vater.
    Rami hatte noch etwas von ihrer Mutter geerbt. Auch wenn er Alcantar nicht gehasst hatte, hatte er doch eindeutig Orte mit einem höheren Unterhaltungswert bevorzugt.
    Karim hingegen konnte sich an keine Zeit seines Lebens erinnern, zu der er sich nicht in Liebe mit seinem Heimatland verbunden gefühlt hätte. Mit sieben hatte er bereits sicher im Sattel gesessen und war imstande, ohne Hilfe von Streichhölzern oder Feuerzeug ein Lagerfeuer zu

Weitere Kostenlose Bücher