Julia Extra Band 362
willst du denn hin?“
Jetzt klang er gar nicht mehr sexy, sondern fast verärgert.
„Ins Bad“, erwiderte sie so selbstverständlich wie möglich.
Karim setzte sich auf. „Das ist aber die falsche Richtung.“
„In mein Bad.“
„Was ist los, Rachel? Bereust du es schon?“
„Wirklich, Karim, muss das sein? Es gibt ja wohl kaum etwas Deprimierenderes als eine Post-Beischlaf-Analyse. Deshalb würde ich jetzt gern gehen, wenn du erlaubst.“
Nach diesen Worten wandte sie sich ab und begann mit hoch erhobenem Kopf und durchgedrücktem Kreuz auf die Tür zuzugehen. Er schnappte sich seine Hose, schlüpfte hinein und verstellte ihr den Weg.
„Bitte“, sagte sie. „Lass mich vorbei.“
„Erst wenn du mir sagst, warum.“
„Ich habe dir gesagt, dass ich …“
„Du läufst vor mir davon.“
Sie riss den Kopf hoch. „Bestimmt nicht“, widersprach sie schroff.
„Eben warst du noch in meinen Armen. Und jetzt …“
„Jetzt ist es vorbei. Du hast bekommen, was du wolltest.“
Sie schrie leise auf, als er sie ziemlich unsanft an den Schultern packte.
„Hör auf damit“, brummte er.
„Womit? Die Wahrheit zu sagen? Verdammt, lass mich los!“
„Wir haben uns geliebt. Versuch jetzt nicht, es in den Schmutz zu ziehen.“
„Wir haben miteinander geschlafen.“ Ihre Augen blitzten. „Versuch jetzt nicht, etwas ganz Besonderes daraus zu machen.“
Er verzog den Mund. „Als Nächstes behauptest du noch, ich hätte dich gezwungen“, sagte er sehr sanft.
„Bestimmt nicht.“ Sie reckte das Kinn, in ihre Wangen kam Farbe. „Zwischen uns gibt es sowieso schon zu viele Lügen!“
„Zum Beispiel?“
„Zum Beispiel…“
Rachel schwieg. Es gab nur eine Lüge, die zwischen ihnen stand, eine einzige große Lüge, aber das konnte sie ihm nicht sagen. Weil er dann jede Möglichkeit hätte, ihr Ethan wegzunehmen.
„Ich höre“, sagte er. „Von welchen Lügen genau redest du?“
Sie schaute auf, befeuchtete sich mit der Zungenspitze die Lippen.
„Ist doch egal“, erwiderte sie erschöpft. „Was passiert ist, ist passiert. Und jetzt …“
„Jetzt willst du es möglichst schnell vergessen.“
Ja, hätte sie fast gesagt, aber das wäre die nächste Lüge gewesen. Weil sie ganz genau wusste, dass sie es nie vergessen würde. Nie.
„Ich will einfach nur … ich will nach vorn schauen.“
„Nach vorn schauen?“
„Ja. Na ja, es ist … es war schön mit dir, aber …“
Er umrahmte ihr Gesicht mit den Händen und erstickte ihre Worte mit einem Kuss. Sie wehrte sich, wenn auch nur eine Sekunde. Dann legte sie ihm mit einem tiefen Aufseufzen die Arme um den Hals und kapitulierte.
Als er den Kuss schließlich beendete, zitterte sie.
„Wir können das nicht tun“, flüsterte sie.
„Wir haben es aber bereits getan“, sagte er. „Und ich würde es um nichts auf der Welt ungeschehen machen, selbst wenn ich es könnte.“ Er unterbrach sich kurz. „Genauso wenig wie du.“ Seine Stimme wurde sanft. „Wenn du jetzt sagst, dass das nicht stimmt, lasse ich dich gehen.“
Das war ihre Chance. Er würde Wort halten, davon war sie überzeugt. Wenn sie behauptete, dass ihr das, was eben passiert war, nichts bedeutete, würde er sie in Ruhe lassen. Aber sie brachte die Worte nicht über die Lippen, sie schaffte es einfach nicht, das, was so schön gewesen war, kleinzureden.
„Karim …“
„Ich liebe es, wie du meinen Namen sagst.“
„Du weißt nichts von mir.“
Er lächelte. „Ich weiß, dass du absolut schädlich bist für mein Ego. Und das ist ziemlich ungeheuerlich für einen Mann, der … Als was hast du mich bezeichnet? Der so arrogant ist. Egozentrisch. Ein Tyrann.“ Wieder ein Lächeln. „Fehlt noch irgendwas?“
„Wir kennen uns kaum. Und auch wenn du mir nicht glaubst, bin ich normalerweise nicht der Typ …“
„Was für ein Typ?“, fragte er.
Ihr kroch die Röte in die Wangen.
„Ich bin nicht die Frau, für die du mich hältst.“ Das zumindest war die Wahrheit. „Ich gehe normalerweise nicht wahllos mit … mit irgendwelchen Männern ins Bett.“
„Bin ich irgendwer?“
„Nein. Ich wollte nicht …“
„Schon okay“, versicherte er. „Sag einfach, was du denkst.“
In seinen Augen stand ein Lachen. Sie spürte, wie an ihren Mundwinkeln ein Lächeln zerrte, obwohl es gar nichts zu lächeln gab – geschweige denn zu lachen.
„Du bist unmöglich“, sagte sie. „Ich versuche, ernst zu sein.“
„Ich auch.“ Er beugte sich zu ihr herunter, um
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