Julia Extra Band 362
Angst, dass du ihn mir ganz leicht wegnehmen kannst, wenn rauskommt, dass ich nicht seine leibliche Mutter bin. Ist das denn wirklich so schwer zu verstehen?“
„Ich verstehe nur, dass du eine notorische Lügnerin bist.“
Rachel starrte Karim an. Jetzt war er wieder der Mann, den sie anfangs in ihm gesehen hatte: ein egoistischer, arroganter Tyrann. Wie hatte sie bloß je auf die Idee kommen können, dass sie ihn liebte?
Dass sie Ethan verloren hatte, brach ihr das Herz, aber Karim zu verlieren war das Beste, was ihr passieren konnte.
„Und du bist herzlos und kalt!“ Sie holte tief Atem, dann ließ sie ihn einfach stehen und ging mit hoch erhobenem Kopf an ihm vorbei zur Tür.
„Rachel!“
Sie reagierte nicht. Er folgte ihr fluchend und hielt sie fest. „Mich lässt niemand einfach stehen.“
„Natürlich nicht, Hoheit.“ Sie reckte das Kinn. „Wer könnte es wagen?“
„Pass auf, was du sagst.“
„Warum? Lässt du mich einsperren, wenn ich etwas dir nicht Genehmes sage?“
„Du befindest dich in meinem Land, mein Wort ist hier Ge…“ Karim unterbrach sich. Du lieber Himmel, was machte er da? Jawohl, sie hatte ihn belogen. Aber jetzt verhielt er sich genau so, wie sie es ihm eben vorgeworfen hatte. Besaß sie wirklich so viel Macht über ihn?
„Ich will nach Hause.“
„Und wenn ich dich nicht gehen lasse?“
„Begreifst du es immer noch nicht? Es ist mir egal, was du …“
Karim riss sie an sich. Sie wehrte sich, aber er war stärker als sie. „Lass mich sofort los!“
„Und was war im Bett? War das auch alles Lüge?“, fragte er in schneidendem Ton.
Sie versuchte sich aus seinen Armen herauszuwinden, da wühlte er die Finger in ihr Haar und hielt ihren Kopf fest. „Die Seufzer, das leidenschaftliche Stöhnen … alles nur Theater?“
„Du bist abscheulich“, stieß Rachel mit bebender Stimme hervor. „Ich hasse dich. Ich hasse dich …“
Er erstickte ihre Tirade in einem Kuss. Sie wehrte sich aus Leibeskräften, aber es nutzte ihr nichts. Während er seinen Mund auf ihren presste, hörte er mit Genugtuung ihr Wimmern, aber dann dauerte es nicht lange, bis ihr Mund ganz weich wurde unter seinem.
„Ich schlage vor, dass du hierbleibst“, sagte er. „Dann kannst du dich tagsüber um das Kind kümmern und nachts um mich.“
Mit einem wütenden Aufheulen lehnte sie sich in seinen Armen zurück und spuckte ihm mitten ins Gesicht. „Lass mich sofort los“, keuchte sie. „Wenn du mich nicht auf der Stelle loslässt, schreie ich …“
Karim stieß sie von sich weg. Er war so wütend, dass er vor sich selbst Angst bekam. „Mein Pilot bringt dich morgen früh nach New York.“
„Ich will sofort weg“, verlangte Rachel.
„Das ist nicht möglich. Der Pilot muss schlafen.“
„Dann besorg mir einen anderen.“
„Du hast mir nichts zu befehlen. Es bleibt dabei, du fliegst morgen früh!“
„Ich weigere mich aber, die Nacht mit dir unter einem Dach zu verbringen.“
„Wenn du lieber irgendwo unter freiem Himmel in der Wüste schläfst, dann viel Spaß. Die Schlangen und Skorpione werden sich freuen.“
Er sagte etwas auf Arabisch zu dem Diener, dann drehte er sich um und verließ den Raum – eine perfekte Verkörperung purer Arroganz.
Karim lag, die Arme hinterm Kopf verschränkt, schlaflos im Bett und starrte an die Decke. Er war von der Auseinandersetzung mit Rachel immer noch zu aufgewühlt, um schlafen zu können, außerdem graute ihm vor morgen. Der Tag versprach mehr als unangenehm zu werden. Er musste mit Suki Donnelly reden, ein abstoßender Gedanke.
Die Frau war ihm höchst unsympathisch, aber er würde mit ihr um Ethan feilschen müssen, denn schließlich war sie die Mutter des Jungen. Dabei musste er ihr von Anfang an klarmachen, dass er notfalls vor Gericht ziehen würde, wobei sie nur verlieren konnte. Deshalb würde er ihr dringend raten, sich im Guten mit ihm zu einigen.
Gut, das war das eine. Außerdem musste er sich um eine Kinderfrau für Ethan kümmern, da Roberta törichterweise für Rachel Partei ergriffen hatte und ebenfalls so schnell wie möglich abreisen wollte.
Und dann war da noch sein Vater, dem er gehörig die Meinung sagen musste, weil sich der alte Mann nicht zu schade gewesen war, Rachel ausspionieren zu lassen. Daraufhin war die ganze Sache aufgeflogen, und der König hatte Suki Donnelly ins Land geholt, um durch eine Gegenüberstellung die Wahrheit ans Licht zu bringen. Eine Eigenmächtigkeit, die Karim seinem Vater
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