Julia Extra Band 363
Arbeit vorgezogen, bis sie eines Tages erwachsen und aus dem Haus wären.
„Strände wie Rockaway oder Coney Island sind an den Wochenenden hoffnungslos überfüllt“, erwiderte sie. „Außerdem ist das Meer dort nicht so ruhig wie hier.“
Zum ersten Mal kam Luis der Gedanke, aus New York wegzuziehen. Konnte er seine Firma nicht auch von Alta Parisa aus leiten und ab und zu eine Geschäftsreise in die Staaten unternehmen, wenn es nötig war? Die Zwillinge waren glücklich hier, und hier traf auch die ganze Verwandtschaft zusammen.
Die Bedienung kam und servierte das Essen. Stacey schnitt das Essen für die Zwillinge in mundgerechte Stücke.
„Haben Sie anschließend gleich wieder einen Auftrag?“, fragte Luis sie. Vielleicht konnte er diesen Trip verlängern und Stacey weiterhin engagieren.
„Nicht dass ich wüsste. Aber es kann sein, dass Stephanie bereits eine neue Buchung für mich hat. Das erfahre ich immer erst, wenn ich von einem Auftrag zurückkomme, damit ich von meiner derzeitigen Arbeit nicht abgelenkt werde.“
„Was wäre, wenn ich unseren Aufenthalt hier verlängern möchte?“
„Das kommt darauf an, ob eine Kollegin frei ist, die meinen nächsten Auftrag übernehmen kann. Wenn nicht, muss ich mich leider an unseren Vertrag halten.“
Luis hoffte, dass es klappen würde. Jeden Abend, wenn er im Bett lag, musste er an ihren gemeinsamen Abend im Tanzcafé denken – und an den Kuss. Stacey schlief im Zimmer nebenan, trotzdem war sie für ihn so unerreichbar, als wäre sie tausend Meilen entfernt. Wenn er etwas ändern wollte, musste er den ersten Schritt tun. War er bereit für eine Beziehung mit ihr?
„Lassen Sie uns heute Abend miteinander essen gehen“, bat er. „Nur wir beide.“
Sie schaute ihn unschlüssig an. „Warum?“
„Weil ich Zeit mit Ihnen verbringen möchte.“ Das war die Untertreibung des Jahres. Er sehnte sich nach ihr, wollte sich in ihren Blicken verlieren, sie leidenschaftlich küssen.
Sie lächelte. „Ich verbringe auch gern Zeit mit Ihnen. Aber ich habe jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich privat mit Ihnen amüsiere, statt meinen Pflichten nachzukommen.“
„Sie haben sich längst einen freien Abend verdient. Theresa und Anna werden die Zwillinge bestimmt gern babysitten.“
„Gut, dann freue ich mich schon darauf.“
Nach dem Lunch schlenderten sie mit den Kindern durch den Ort. Stacey erstand einige Mitbringsel für ihre Schwester und Stephanie, und die Jungen suchten für Hannah eine große Postkarte mit einem Hafenmotiv aus.
Auf der Rückfahrt schliefen die Zwillinge ein.
„Ich werde Theresa bitten, ein Auge auf die beiden zu haben, und meiner Großmutter Bescheid geben, dass wir zum Abendessen nicht da sind“, sagte Luis. „Ein Stück die Küste hinauf gibt es ein hervorragendes Fischrestaurant. Zumindest hoffe ich, dass es noch existiert.“ Auch er freute sich auf diesen Abend. Seit Jahren hatte er sich nicht mehr so frei und unbeschwert gefühlt wie jetzt.
Sorgfältig machte Stacey sich für den Abend zurecht. Sie trug wieder das kleine Schwarze, denn sie hatte keine große Auswahl an Kleidern mitgenommen. Wie hätte sie auch ahnen können, dass sie in dieser Zeit gleich zweimal ausgehen würde?
Das hier war zweifellos ein Date, anders konnte man es nicht nennen. Freudige Erregung durchflutete sie. Würden sie wieder tanzen gehen? Würde Luis sie zum Abschluss noch mal küssen? Diesmal würde sie darauf gefasst sein und ihn zurückküssen!
Mit Herzklopfen ging sie wenig später die Treppe hinunter. Als sie den Salon betrat, begegnete sie Marguerita Aldivistas forschendem Blick.
Luis’ Mutter bat sie, sich einen Moment zu ihr zu setzen. Außer ihr befand sich niemand im Raum.
„Maria hat mir gesagt, dass Luis und Sie zum Essen ausgehen“, begann Marguerita mit fragend hochgezogenen Brauen.
„Ja, in ein Fischrestaurant, das er kennt“, bestätigte Stacey.
„Da hat er eine ausgezeichnete Wahl getroffen. Mar Y Llevant liegt etwa zehn Meilen von hier. Das Restaurant ist halb ins Meer hinaus gebaut. Es ist für seine hervorragende Küche bekannt. Bestimmt wird es Ihnen gefallen.“
Stacey hätte sie zu gern gefragt, ob sie etwas dagegen hatte, dass ihr Sohn mit dem Kindermädchen seiner Söhne ausging, doch sie wusste nicht, wie sie die Frage formulieren sollte.
„Ich glaube, Luis fühlt sich einsam“, bemerkte Marguerita nachdenklich. „Er arbeitet zu hart, das hat er von seinem Vater. Selbst im Urlaub kann er
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