Julia Extra Band 364 (German Edition)
lassen, was er wollte. Sicher, eines Tages würde sein Leben anders aussehen. Er würde älter werden und wissen, dass es an der Zeit war, sich ein Heim zu schaffen. Er würde sich eine Frau suchen, mit der er einfach zurechtkommen würde, eine Frau, die gehorsam war und ihm Respekt zollte, und die sicher nie in ihrer Wut nach ihm ausholen würde …
Die ihm nie all ihre Leidenschaft zeigen würde.
Er wandte sich ab, eilte zur Tür und trat hinaus in den frühen Morgen. Irgendetwas war mit ihm passiert, aber er konnte nicht sagen, was es war. Doch ganz egal, was es auch immer sein mochte, es machte ihm gewaltige Angst.
Esmé öffnete die Augen, als sie hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel.
Die Luft war rein. Rio war gegangen.
Sie war nicht in der Lage, ihm an diesem Morgen gegenüberzutreten. Sicher, er war immer ein wundervoller Liebhaber gewesen, aber die letzten paar Stunden hatten sie in dem Gefühl zurückgelassen, jeglicher Abwehr beraubt worden zu sein.
Wie oft war sie von seinen Zärtlichkeiten aufgewacht? Manchmal hatte sie sich vorgestellt, dass sie nur von ihm träumte. Doch als sie die Augen öffnete, hatte sie sich in seinen Armen wiedergefunden, während er sie berührte, küsste und sie mit seinem Körper, seinen Händen, seinem Mund wieder und wieder zum Höhepunkt brachte …
Sie drehte sich auf den Bauch und presste das Gesicht ins Kissen, das immer noch Spuren seines männlichen Dufts trug.
Nachdem sie sich ein letztes Mal geliebt hatten, hatte er sie gebeten sich bereitzuhalten, mit ihm am Abend Espada zu verlassen.
„Ich kann nicht“, entgegnete sie und spürte, wie er sich versteifte.
„Was soll das heißen, du kannst nicht?“
Ärger schwang in seiner Stimme mit. „Diese Geschichte zwischen uns …“
„Zum Teufel!“, sagte sie, ohne sich noch zurückhalten zu können, „Hör auf, es so zu bezeichnen.“
„Nenn es, wie du willst. Du kommst jedenfalls mit mir nach New York.“
„So einfach ist das nicht. Ich habe einen Job hier.“
„Jonas muss doch nur einen Ersatz für dich suchen.“
„Na danke.“ Entschieden löste sie sich aus seiner Umarmung und wandte sich von ihm ab. „Schön zu wissen, dass du mich für so leicht ersetzbar hältst.“
Rio lachte und drehte sie wieder auf den Rücken. „Dann wäre ich wohl kaum hier, wenn dem so wäre, oder?“
Auch wenn es nicht unbedingt die Antwort war, nach der sie sich sehnte, war es mehr, als sie je von ihm erwartet hätte. Langsam entspannte sie sich wieder in seinen Armen.
„Und dann ist da auch noch mein Apartment.“
Er zog das Laken herunter und entblößte ihre Brüste. „Was ist damit?“
„Ich habe keins mehr, weil ich es aufgegeben habe, als …“ Sie bemerkte seinen unverhohlenen Blick auf ihrem Körper. „Hör auf damit.“
„Warum?“
„Weil … weil ich dann nicht denken kann. Ich habe gerade versucht, dir zu erklären, dass ich nicht weiß, wo ich wohnen soll …“
„Du ziehst bei mir ein.“
Zunächst glaubte sie, ihn falsch verstanden zu haben. Hatten sie nicht eben noch darüber diskutiert, wie wichtig es war, sich nicht eingeengt zu fühlen? Doch Rio hatte sie so selbstgefällig und überheblich dabei angelächelt, dass es keinen Zweifel für sie gab, ihn richtig verstanden zu haben.
„Das ist unmöglich“, erklärte sie.
„Nichts ist unmöglich“, sagte er sanft. Dann küsste er sie, schmiegte sich an sie – und sie hatte sich wieder in ihm verloren und alles andere vergessen.
Trotzdem, er hatte unrecht. Manche Dinge waren einfach nicht möglich, und mit ihm zusammenzuleben stand sicher ganz oben auf der Liste. Glaubte er wirklich, er könnte alles so regeln, wie es ihm gerade passte?
Esmé schlug das Laken zurück und setzte sich auf. Ein großer Fehler, wie sie im nächsten Moment merkte. Kalter Schweiß stand ihr auf der Stirn, und ihr war übel. Gerade noch rechtzeitig erreichte sie das Bad.
Langsam hatte sie genug von diesem lächerlichen Zustand. Ständig war sie müde und allmählich begann sie den Morgen zu hassen, weil er immer gleich ablief …
Plötzlich blieb ihr die Luft weg. Nein, das war schlicht ein Ding der Unmöglichkeit! Vorsichtig legte sie eine Hand auf ihren Bauch. Er war flach, so wie immer.
Sie putzte die Zähne, spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, schlüpfte in ihren Morgenmantel und ging zu dem kleinen Tisch in der Küche. Auch wenn es sich nicht lohnte nachzusehen, tat sie es trotzdem.
Ihr Terminkalender lag in der Schublade. Sie
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