Julia Extra Band 364 (German Edition)
sich selbst beschäftigt, hatte sie seinem Ego doch wieder einmal einen schweren Schlag versetzt.
„Ja“, sagte sie und hob das Kinn. „So ist es. Und es ist besser, wenn wir die Sache jetzt beenden, als Freunde, und nicht noch ein paar Wochen oder sogar Monate warten und dann …“
„Wie ich schon einmal sagte, meine Liebe, du bist eine miserable Lügnerin“, raunte Rio und riss sie in seine Arme.
Der Verstand riet Esmé, Rios Kuss nicht zu erwidern, doch ihr Herz achtete nicht auf ihren Verstand.
Sie erwiderte nicht nur seinen Kuss, sondern klammerte sich an ihn, öffnete den Mund für ihn, krallte ihre Finger in sein Hemd, während Tränen über ihre Wangen liefen.
Es dauerte lange, ehe Rio sich von ihr löste und ihre Schultern umfasste. „Du willst mich nicht verlassen“, sagte er sanft.
„Doch, das will ich …“ Er küsste sie wieder und wieder, und sie stöhnte leise auf an seinem Mund.
„Sag mir die Wahrheit. Du willst mich nicht verlassen, stimmt’s?“
Wie könnte sie jetzt noch weiter lügen? „Nein“, sagte sie, „Nein, oh nein. Ich will nicht. Ich … ich …“
Rio umfasste mit den Händen ihr Gesicht. „Was willst du? Sag es einfach.“
Sie schüttelte den Kopf. Ein wenig Stolz war ihr noch geblieben. Außerdem musste sie ihn verlassen, ehe ihr kleines Geheimnis sichtbar wurde.
„Na schön.“ Er lächelte. „Dann sage ich es zuerst.“
Ein mutiger Beginn, unterstützt von einem mutigen Lächeln. Und trotzdem merkte er, dass er anfing zu zittern, und das war schlicht lächerlich. Er war ein Mann, der nichts fürchtete, weder das gefährliche Auf und Ab auf dem wildesten Pferd noch das an der Börse. Und trotzdem hatte er entsetzliche Angst davor, dieser wunderschönen Frau die Worte zu sagen, die aus seinem Herzen kamen. Was, wenn sie ihn zurückwies? Es würde ihn umbringen …
Aber die Worte mussten gesagt werden. Erst als er an diesem Morgen zum Haupthaus zurückgegangen war, hatte er sie sich selbst eingestanden, während Esmés Bild vor seinem geistigen Auge stand. Und er hatte sich daran erinnert, wie einsam sein Leben ohne sie gewesen war und wie sie geweint hatte, als er mit ihr schlief.
Er wusste, was er fühlte. Und er war sich fast sicher, was sie fühlte …
„Esmé.“ Tief atmete er durch. „Ich liebe dich, Esmé.“
Zuerst glaubte er, dass sie ihn nicht gehört hatte. Denn sie sah ihn weiterhin nur an … doch als er merkte, wie Röte ihre blassen Wangen überzog, schlug sein Herz schneller.
„Ich liebe dich“, sagte er noch einmal. „Ich bete dich an, querida . Und ja, du kommst mit mir nach Hause, und ja, du ziehst bei mir ein.“ Er lachte zärtlich. „Das ist vermutlich der miserabelste Heiratsantrag der Welt, mein Liebling. Auf der anderen Seite habe ich noch nie zuvor eine Frau gebeten, mich zu heiraten.“
Esmé lachte. Weinte. Stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Rio räusperte sich.
„Soll das ein Ja sein?“, fragte er nervös. „Liebst du mich?“
„Oh ja, ich liebe dich, Rio. Ich liebe dich schon seit Langem … Deshalb habe ich dich verlassen, weil ich wusste, dass du im Begriff warst, mir zu sagen, dass es vorbei ist …“
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe mich selbst belogen, mein Schatz. Dass ich dich so verzweifelt brauche, hatte mir einen gehörigen Schrecken eingejagt. Deshalb habe ich versucht, dich auf Abstand zu halten, aber es war zwecklos.“ Er zog sie an sich und küsste sie, diesmal voller Liebe. „Heirate mich“, sagte er und lehnte seine Stirn an ihre. „Heirate mich und sag mir, dass du ein ganzes Haus voller Kinder haben willst … Was ist denn?“
„Wie schnell willst du die Babys denn haben?“, flüsterte sie.
Ihre Blicke trafen sich, und er suchte in ihren Augen nach der Bedeutung ihrer Worte.
„Ich bin schwanger“, sagte sie schlicht, und er stieß die Faust in die Luft.
„Ich werde Papa!“ Rio wirbelte sie in seinen Armen herum. Dann hielt er inne und legte all seine Liebe, die er für sie im Herzen trug, in seinen Kuss.
„Du wirst die Freude meines Lebens sein“, sagte er leise. „Jeden Tag, den ich lebe.“
„Und du wirst meine Liebe sein.“ Esmé schmiegte sich an ihn. „Für immer.“
– ENDE –
Komm auf mein Schloss in Frankreich!
1. KAPITEL
Ihr schlafendes Baby sicher im Arm, betrachtete Carrie Powell im Mondlicht das französische Schloss.
Nach einem Jahr des Schweigens hatte Théo St. Raphaël, Comte de Castelnau, endlich nach ihr geschickt. Endlich
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