Julia Extra Band 364 (German Edition)
Zimmermädchen oder Köchin arbeiten konnte. Abgesehen davon habe ich den Mann geheiratet, der dich gezeugt hat.“
„Er hat dich betrogen und verlassen, kaum war ich auf der Welt. Aber hat all das etwas an dem innigen Verhältnis zwischen uns beiden geändert?“
Carmen seufzte. „Nein“, räumte sie nach einem langen Augenblick des Schweigens ein. „Es hat nichts daran geändert.“
Obwohl Tränen in ihren Augen glitzerten, lächelte Esmé. „Ich werde es schaffen“, sagte sie leise. „Du wirst schon sehen.“
Ich werde es schaffen, versicherte sie sich eine Stunde später erneut, nachdem sie sich angezogen, geschminkt und wieder in die kühle, kultivierte Esmé Bennett aus Manhattan verwandelt hatte. Sie würde zurechtkommen … und sie hätte Rios Kind, das sie lieben könnte. Was gar nicht so schlimm war, wenn sie richtig darüber nachdachte.
Jetzt musste sie sich nur noch Rio stellen und ihm sagen, dass sie ihre Meinung geändert hatte in Bezug darauf, seine Geliebte zu sein.
7. KAPITEL
Esmé suchte im Stall nach Rio, aber er war nicht da. Dann lief sie zum Haupthaus und trat durch die stets unverschlossene Haustür, um ihrer Mutter nicht wieder über den Weg zu laufen. Am Fuß der Treppe traf sie auf Jonas.
„Suchst wohl den Senor?“, fragte er grinsend.
„Ja, ja so ist es.“
„Er ist in der Gästesuite und sieht die Papiere über die Stutenfohlen durch, die er gekauft hat.“ Jonas zwinkerte. „Der Mann hat ein gutes Auge, was Frauen betrifft … wo wir gerade davon reden, junge Dame. Rio sagt, dass du uns verlassen willst. Wollte dir nur sagen, dass es schade ist, wenn du gehst. Hast ein gutes Händchen für Pferde.“
„Rio war ein bisschen vorschnell“, entgegnete Esmé hastig. „Ich gehe nirgendwo hin.“
„Ach nein?“ Jonas streckte den Daumen über die Schulter. „Das wird dem Senor aber nicht gefallen.“
„Der Senor bestimmt nicht über mein Leben“, entgegnete sie und klopfte an Rios Tür. Er öffnete, starrte sie an. Dann lächelte er und griff nach ihrer Hand.
„ Querida “, sagte er und zog sie ins Zimmer.
„Rio. Ich … ich wollte reden mit …“
Rio schloss die Tür, nahm Esmé in seine Arme und küsste sie. Für einen Moment gab sie sich diesem Kuss hin. Dann legte sie die Hände auf seine Brust und entzog sich dem Kuss. Stirnrunzelnd sah er sie an.
„Was ist denn los, Esmé?“
„Ich muss dir etwas sagen.“
Entschlossen trat sie zurück und hoffte, dass er nicht bemerkte, wie schnell ihr Puls schlug. Sie war sehr gut als Model gewesen. Die Fotografen waren begeistert gewesen von dem, was sie ihre kühle Ausstrahlung nannten. Genau auf diese kühle Ausstrahlung setzte sie nun.
„Ach ja?“ Seine Stimme hatte einen Hauch von Schärfe. Wie mochte er erst klingen, wenn sie ihm gesagt hatte, dass sie nicht als seine Geliebte mit zurück nach New York kommen würde? „Dann sag es mir. Spann uns nicht beide auf die Folter.“
Sie atmete tief durch. „Ich habe meine Meinung darüber geändert, dass ich mit dir zurückgehe nach New York.“
Ein Muskel zuckte in seiner Wange. „Nun, das kann ich akzeptieren. Du brauchst noch ein paar Tage hier. Wie du schon sagtest, du willst Jonas nicht im Stich lassen.“
„Nein.“ Ihre Hände zitterten. Schnell vergrub sie sie in den Taschen ihrer grauen Seidenhose. „Nein, du verstehst nicht. Ich gehe nicht zurück nach New York, Rio. Ich werde nicht da wieder … wieder anfangen, wo wir aufgehört haben.“
Rio sagte kein Wort. Esmé hörte ihren eigenen Herzschlag, hörte, dass sie viel zu schnell atmete.
„Verstehe“, sagte er schließlich. „Und der Grund für diese Entscheidung ist …“
„Ich sehe keinen …“ Oh Gott, dachte sie verzweifelt, bitte hilf mir, das durchzustehen. „Ich sehe keinen Sinn darin.“ Sie lächelte, doch es fühlte sich an, als würden ihre Lippen an den Zähnen kleben. „Ich gebe ja zu, dass die letzte Nacht – es war aufregend, aber doch nur deshalb, weil wir uns eine Weile nicht gesehen hatten. Wir wissen doch beide, dass wir früher oder später wieder an dem gleichen Punkt sind wie damals, als wir … als die Luft raus war und wir uns beide wünschten, frei zu sein …“
„Frei.“ Er klang sehr leise. „Ist es das, was du willst? Frei von mir sein?“
Tränen stiegen in ihr auf. Im Stillen verfluchte sie sich dafür, ihre Gefühle nicht unter Kontrolle zu haben, aber vielleicht würde er nichts davon merken. Er war so wütend und womöglich zu sehr mit
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