Julia Extra Band 364 (German Edition)
ihres Großvaters auf der anderen Seite der Bucht hatten Paris, Milo und Eleni deutlich gemacht, wie sehr sie Bee vermissten, woraufhin Sergios ein Einsehen hatte und die Kinder wieder zurückholte. Mit Bees Unterstützung und Ermutigung verbrachte er nun mehr Zeit mit den Kindern seines Cousins. Er lernte sie langsam kennen und erstarrte nicht jedes Mal, wenn Milo sich an ihn klammerte oder Eleni die Arme nach ihm ausstreckte.
Es wurden Brücken gebaut. Paris wandte sich an Sergios, wenn er Rat brauchte. Milo brachte ihm seinen Ball, und Eleni lächelte ihn an. Sergios lernte langsam, Zuneigung anzunehmen und darauf zu reagieren.
Doch in den Wochen, die sie gemeinsam auf der Insel verbrachten, ging es nicht nur um die Kinder. Stolz zeigte Sergios seiner Frau das barrierefreie Cottage, in dem ihre Mutter leben sollte. Er hatte auch bereits eine Liste mit geeigneten Pflegerinnen zusammengestellt, sodass Emilia selbst auswählen konnte. Bee konnte es kaum abwarten, das Gesicht ihrer Mutter zu sehen, wenn sie die erste Tasse Tee auf der sonnigen Terrasse mit dem umwerfenden Blick auf die Bucht trank.
Außerdem war Sergios mit Bee nach Korfu geflogen. Die geschäftigen Straßen mit den eleganten Gebäuden, schicken Geschäften und modernen Kunstgalerien gefielen ihr ausnehmend gut. Als Sergios sie kurz in der Menschenmenge verlor, hielt er den Rest des Tages ihre Hand. Er kaufte ihr eine Kette mit einem wunderschönen Silberanhänger, und sie tranken Cocktails im Liston, das den Bars auf der Pariser Rue de Rivoli nachempfunden war. Als sie in ihr Designerhotel zurückkehrten, war Bee beschwipst und kicherte leise. Sergios liebte sie leidenschaftlich bis zum frühen Morgengrauen, dann schlief sie völlig erschöpft in seinen Armen ein.
Als sie die Augen öffnete, wusste sie, dass sie ihn liebte. Ja, sie liebte ihn auf eine Art und Weise, die sie nie für möglich gehalten hätte – mit all seinen Stärken und Schwächen.
Sie unternahmen zahlreiche Ausflüge in und um Orestos. Er zeigte ihr die ganze Insel, ging mit ihr schwimmen, segeln und schnorcheln und ließ die Kinder mitkommen, wann immer es möglich war. Seitdem wusste sie, dass er sehr ehrgeizig war, wenn es um Sandburgen oder ums Angeln ging, und dass er ganz verrückt nach Eiscreme war. Er liebte es, wenn sie ihn nach der Rückkehr von einer Geschäftsreise zusammen mit den Kindern zuhause begrüßte. In Sergios gab es ein Meer an Einsamkeit, und Bee sehnte sich danach, diese Einsamkeit zu vertreiben.
Die beunruhigenden Gedanken an Kristas Gedenkgottesdienst und was diese Erinnerungen für ihren Ehemann bedeuteten, ließen Bee an diesem Nachmittag nicht zur Ruhe kommen. Sie erhielt eine weitere Mail von Jon Townsend, der einen erstaunlich regelmäßigen Kontakt zu ihr hielt, und unterdrückte nur mit Mühe ein Seufzen. Ihr Exfreund schickte ihr tonnenweise Infomaterial zu der Wohltätigkeitsorganisation, die er unterstützte, und wollte unbedingt ein Treffen mit ihr vereinbaren bei ihrem nahenden Besuch in England.
Der Tag war so schön, dass es ihr eine gute Idee zu sein schien, Milo zu Fuß von seiner Spielgruppe abzuholen und nicht mit dem Auto, wie sie es normalerweise tat. Doch die Sommerhitze war mörderisch, und als sie bei Milo ankam, verfluchte sie sich dafür, die ganze Küstenstraße entlanggegangen zu sein. Jetzt blieb ihr nichts anderes übrig, als auch wieder zurückzulaufen.
Sie überquerte gerade mit Eleni im Kinderwagen den Marktplatz, als Nectarios von einem Tisch vor einer Taverne zu ihnen herüberwinkte. Seine Kleidung ließ darauf schließen, dass er zuvor mit der kleinen Jacht, die er im Hafen hatte, gesegelt war. Sie ging zu ihm.
„Was machst du hier zu Fuß?“, fragte er mit einem Stirnrunzeln, zog einen Stuhl für sie heran und schnippte mit den Fingern nach dem Besitzer der Taverne.
„Milo war in seiner Spielgruppe. Als ich das Haus verließ, war es noch nicht so warm.“
„In zehn Minuten kommt mein Fahrer, um mich abzuholen. Ihr könnt mit mir zurückfahren.“ Der alte Mann bestellte Getränke für Bee und die Kinder. Er ließ zu, dass Milo auf seinen Schoß kletterte und nach der Kappe griff, die er trug. Der Kleine benutzte sie als Frisbee.
Während sie den kühlen Schatten genossen, kamen verschiedene Leute vorbei und blieben stehen, um einen Schwatz mit Nectarios zu halten. Bee schnappte täglich mehr griechische Wörter auf und verstand ein paar Brocken, die sich um Fischfang, Hochzeiten und Taufen drehten. Am
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