Julia Extra Band 365
erstklassig. Danke nochmals, dass Sie uns beauftragt hatten, und bitte, denken Sie auch später wieder an uns.“
„Falls ich jemals für eine weitere Hochzeit den Kuchen besorgen muss?“
„Ja, genau. Vielleicht sogar für Ihre eigene“, meinte sie.
„Das ist nicht wahrscheinlich!“
„Wieso? Sie sind Arzt und Junggeselle. Das ist eine unwiderstehliche Kombination. Oh!“ Nun lachte sie verlegen. „Ich kann nicht glauben, dass ich das gerade gesagt habe! Wie albern von mir. Tut mir leid.“
„Nein, nein, ich bin geschmeichelt“, versicherte Brody ihr. „Ehrlich. Die meisten Leute, die ich sehe, beklagen sich bei mir. Da ist es zur Abwechslung nett, auch mal ein Kompliment zu hören.“
Nun lachte Kate richtig, und ihm wurde ganz warm ums Herz.
„Na gut, Doc. Freut mich, Ihren Tag verschönert zu haben. Und nochmals vielen Dank für den Auftrag.“
„Gern geschehen.“ Kate verabschiedete sich und legte auf.
Er starrte den Telefonhörer an. Dann überflog er noch einmal seinen halbherzigen Briefentwurf, der ihm jetzt genauso halbherzig vorkam wie sein Versuch, sein Versprechen zu halten. Er knüllte den Zettel zusammen und warf ihn in den Papierkorb.
Kurz entschlossen stand er auf und zog seine Jacke an. Es war an der Zeit, etwas zu unternehmen. Er konnte Kate zwar keinen Bäcker beschaffen, schon gar nicht innerhalb von dreißig Minuten, aber er konnte ihr zeigen, dass ihr Wohlergehen und ihre glückliche Zukunft ihm am Herzen lagen.
Zumindest konnte er es versuchen.
Der Wind heulte um das Haus, und Regen prasselte ans Schaufenster des Ladens. Gelegentlich donnerte es sogar. Der Sturm kündigte den rauen Herbst an, der nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.
Kate saß am Schreibtisch und blätterte die Bestellungen durch. Zwei Firmenbestellungen, drei Bankette und die Hochzeit von Riley McKenna. Ach nein, den Auftrag hatte sie ja weitergeleitet. Trotzdem blieb noch viel Arbeit für sie.
Früher hätte sie sich darüber gefreut, jetzt fühlte sie sich eher erdrückt. Seit Andrews Tod hatte sich ihre Freude am Backen verringert, ja, manchmal schien sie sich völlig verflüchtigt zu haben – wie Sonnenschein an einem wolkigen Tag. Und nun musste sie die vielen Aufträge ohne Joannes Hilfe bewältigen! Das war, als müsste sie einen riesigen Berg bezwingen. Ganz allein.
„Ich schaffe es nicht“, sagte Kate vor sich hin und dachte an all die Pläne, die sie mit Andrew gemacht hatte. „Ich brauche Hilfe.“
In dem Moment läutete die Ladenglocke.
Kate eilte ins Geschäft, und für einen Augenblick stellte sie sich vor, Andrew würde jetzt dort stehen, mit einem strahlenden Lächeln auf seinem Gesicht.
Stattdessen stand Brody McKenna dort und strich sich durch die feuchten Haare. Er lächelte ein bisschen befangen und wirkte zugleich verloren und unglaublich sexy.
Am liebsten hätte sie ihm einen Teller heiße Suppe, eine kuschelige Decke und eine Umarmung angeboten. Nein, daran darf ich nicht denken, ermahnte sie sich. Es würde nur zu Komplikationen führen, wenn sie sich zu sehr mit dem attraktiven Arzt beschäftigte.
„Doctor McKenna, schön, Sie zu sehen“, begrüßte sie ihn und strich sich einige Strähnen aus dem Gesicht. „Hat es mit der anderen Bäckerei nicht geklappt?“
„Na ja, ich war noch gar nicht dort“, gestand er verlegen. „Eigentlich bin ich nur hier, um zu fragen, ob Sie schon gegessen haben.“
„Gegessen?“, wiederholte sie erstaunt.
„Ja. Ich wohne doch ganz in der Nähe, und auf meinem Heimweg ist mir öfter aufgefallen, wie spät hier abends noch Licht brennt. Und wie früh schon, wenn ich mal im Morgengrauen rausmuss. Da frage ich mich, ob Sie jemals nach Hause gehen und sich Zeit für eine ordentliche Mahlzeit nehmen.“
„Also …“
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Noch nie hatte sich jemand, der nicht zu ihrer engsten Familie gehörte, für ihr Wohlergehen interessiert. Sie gefragt, ob sie vielleicht zu viel arbeitete und zu wenig aß. Warum kümmerte es Brody? Weil er Arzt war? Oder steckte mehr dahinter?
„Ich mache mir meistens ein Tiefkühlgericht warm und esse es schnell zwischendurch“, erklärte Kate.
„Das ist ungesund“, bemerkte er streng.
Sie zuckte die Schultern. „Das gehört zum Leben einer Geschäftsfrau dazu. Man muss die Nachteile ebenso in Kauf nehmen wie das Gute. Letzteres ist zurzeit allerdings schwerer zu finden.“
Dass sie sich in der Arbeit vergrub, um nicht ständig zu grübeln und sich mit
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