Julia Extra Band 367

Sunny Bob an der Seite und einer Reisetasche in der Hand einfach hat ziehen lassen. Mary hat sich das natürlich nicht bieten lassen, und ein Wort hat das andere gegeben. Jedenfalls haben wir seither nicht mehr miteinander gesprochen.“
    Reith griff zum Glas und genehmigte sich einen kräftigen Schluck Brandy. „Sie hat kein Blatt vor den Mund genommen und es mir in aller Deutlichkeit gesagt: Ich sei es nicht wert, deine Füße zu küssen, und sie habe mich schon die ganze Zeit am liebsten an die frische Luft befördern wollen, weil ich dich nur unglücklich mache.“
    Kim musste unwillkürlich lächeln.
    „Wie ein Ritter im Mittelalter muss ich einen Drachen nach dem anderen bekämpfen, um endlich deine zarte Hand zu erobern, Kimberley Richardson.“
    „Ich glaube, ich verstehe, was du meinst“, antwortete sie leise. „Mein Hund, meine Familie, meine Haushälterin und nicht zu vergessen der Baum, gegen den ich dich gelockt habe. Du hattest wirklich schlechte Karten.“
    „Und jetzt? Habe ich endlich Trumpf gezogen? Bitte sag ja, Kim!“
    Sein Blick ließ ihr Herz schmelzen, sie sprang von der Couch auf und warf sich in seine Arme.
    „Reith, ich liebe dich! Lass uns die Vergangenheit vergessen und einen neuen Anfang machen. Ich war so unglücklich, so …“
    Doch sein Kuss machte alle Worte überflüssig und er hielt sie so fest, als ob er sie nie wieder loslassen wollte.

11. KAPITEL
    Fast acht Monate später hielt Darcy zum ersten Mal sein Schwesterchen im Arm.
    „Wow, Kim, die ist ja echt winzig!“ Vorsichtig reichte er das kleine, in eine rosa Decke gewickelte Bündel der frischgebackenen Mutter zurück.
    Kim, etliche Kissen im Rücken, saß aufrecht im Bett des Krankenhauses, in dem auch Penny ihr Baby bekommen hatte – jenes Baby, das in gewissem Sinne Kim und Reith zusammengeführt hatte.
    Reith runzelte die Stirn. „Wie soll unsere Tochter denn nun heißen? Lohnt es sich überhaupt noch, Vorschläge zu machen, oder hast du es schon längst entscheiden?“
    Empört sah Kim ihn an. „Wenn du damit sagen willst, ihr würdet ständig nach meiner Pfeife tanzen müssen, dann …“
    „Ja, genau das müssen wir“, bestätigten Vater und Sohn einhellig und blinzelten sich zu.
    Kim musste lachen, und selbst die Kleine gab einen leisen gurgelnden Laut von sich, als wolle sie in die Fröhlichkeit mit einstimmen. Liebevoll betrachtete Reith seine Frau. Aus ihren Augen leuchtete so viel Glück!
    Versonnen betrachtete Kim das Gesicht ihres Töchterchens. „Für mich siehst du aus wie – Martha“, meinte sie schließlich.
    Drei Monate später schlief Martha Richardson tief und fest in der alten Wiege aus Kirschbaumholz im frisch hergerichteten Kinderzimmer von Clover Hill. Ihre Mutter schloss leise die Tür hinter sich und ging in ihrem schulterfreien grünen Abendkleid langsam die Treppe hinab.
    Bei ihrem Anblick applaudierten die versammelten Gäste spontan. Es war Kims Geburtstag und auch ihre Eltern waren gekommen – Fiona elegant in Mohnrot und Frank Theron äußerst distinguiert in seinem Abendanzug. Auch Damien war da, zusammen mit Lavinia, eben jener Blondine, die ihn auch zum Rennen begleitet hatte.
    Die beiden hatten erst vor Kurzem geheiratet. Lavinia trug ein aufregendes Kleid aus Silberlamé, das mehr zeigte als verhüllte, dazu klimpernde Armreifen und lange Ohrringe aus unechten Steinen. Ihr Haar war platinblond gefärbt und ihre Fingernägel waren knallrot lackiert. Trotzdem, Kim und sie waren mittlerweile beste Freundinnen, denn Kim hatte entdeckt, dass sich hinter dieser exotischen Fassade genau jene praktische und lebenskluge Frau verbarg, die für Damien genau die richtige war.
    Reith und Damien dagegen würden wohl nie Freunde werden, doch sie hatten es immerhin geschafft, sich gegenseitig zu akzeptieren und höflich miteinander umzugehen. Das galt auch für Reith und Frank.
    Pippa Longreach war mit ihrem neuesten Lover erschienen. Hätte Lachlan ihr Sohn sein können, hatte ihre neue Eroberung das Alter von Kims Vater – und war steinreich.
    Darcy, ordentlich gekämmt und blitzsauber, stand aufgeregt zwischen ihren Nachbarn Bill und Molly Lawson.
    Nachdem die Gäste Kim gratuliert hatten, gingen alle ins Esszimmer.
    Es war eine fröhliche Runde, in der gescherzt und viel gelacht wurde. Marys Essen tat ein Übriges, denn bei der Zubereitung des Festmenüs hatte sie sich selbst übertroffen. Reith und sie hatten sich längst ausgesöhnt, und er hatte sie nicht zweimal bitten