Julia Extra Band 367
Nachricht herausgeplatzt ist“, murmelte Erin unbehaglich.
„Offensichtlich ist sie überzeugt, dass ich der Vater bin. Falls es wirklich stimmt, nehme ich es ihr nicht übel, dass sie die Wahrheit gesagt hat – schließlich darf man Kinder nicht belügen“, erklärte Christo ruhig. Nach allem, was er heute erfahren hatte, hätte Erin nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet.
Erschöpft schlief Erin auf dem Stuhl ein und wurde erst durch die morgendliche Runde der Schwestern geweckt. Überrascht stellte sie fest, dass auch Christo nicht in ein Hotel gefahren war, sondern die ganze Nacht über an Nualas Bett gewacht hatte. Seine Hartnäckigkeit beeindruckte sie. Das Haar stand ihm wirr vom Kopf, er hatte die Krawatte abgenommen und die oberen Knöpfe seines Hemds geöffnet. An seinem markanten Kinn sah man den dunklen Bartschatten. Es war schockierend, aber Erins erster Gedanke war, wie attraktiv er aussah. Es erschütterte sie, dass ihr Körper automatisch auf seine Nähe reagierte, und sie wandte hastig den Kopf.
„Die Kantine dürfte bald öffnen. Wir frühstücken dort, sobald Nuala versorgt ist“, sagte er bestimmt.
Erin trug Nuala ins Badezimmer, um das Kind zu waschen. Danach versuchte sie, sich ein wenig frisch zu machen, doch ihr Seidentop und die Leinenhose waren völlig zerknittert und ohne Make-up konnte sie ihr blasses Gesicht und die müden Augen nicht kaschieren.
„Du willst bestimmt einen DNA-Test machen“, sagte sie beim Frühstück zu Christo. „Ich bin damit einverstanden.“
„Dadurch wird es auf jeden Fall leichter, die Zwillinge als meine Erben einzusetzen“, stimmte er mit ernster Miene zu. „Andere Gründe gibt es für den Test nicht.“
„Heißt das, du glaubst mir jetzt?“, fragte sie überrascht.
Christo nickte stumm und trank den Kaffee aus. Als sie in Nualas Krankenzimmer zurückkehrten, hatten die Ärzte die Visite bereits beendet. Die Operation war gut verlaufen, und sie durften Nuala nach Hause bringen.
Lorcan, der von seiner Großmutter darauf vorbereitet worden war, dass er seinen Vater kennenlernen würde, sprühte vor Energie, als Erin, Christo und Nuala die Tür zum Reihenhaus öffneten, in dem die Familie wohnte. Sobald Christo das Wohnzimmer betreten hatte, hüpfte der Junge wie wild auf und ab und kletterte erst auf einen Stuhl, dann auf den Couchtisch, um den großen Mann besser in Augenschein zu nehmen.
„Komm da runter“, ermahnte Erin den kleinen Jungen und bückte sich, um die Zeitschriften aufzusammeln, die Lorcan vom Tisch gefegt hatte. „Und zwar sofort.“
Als Christo den Jungen eingehender betrachtete, hatte er das Gefühl, einen Schlag in die Magengrube zu bekommen. Mit den schwarzen Locken und den frechen dunklen Augen sah Lorcan aus, als wäre er direkt aus einem von Christos Kinderfotos entsprungen. Es gab keinen Zweifel: Er war wirklich der Vater der Kinder.
„Ich zähle bis fünf, Lorcan“, warnte Erin nachdrücklich. „Eins … zwei …“
Lorcan machte einen Handstand und lächelte Christo von unten herauf an. „Kann Daddy das auch?“, fragte er erwartungsvoll.
„Nein!“ , stöhnte Erin, als Christo in die Knie ging.
Doch Christo hatte gar nicht vor, ebenfalls einen Handstand zu machen. Er hob seinen Sohn vom Couchtisch und drehte ihn einmal um die eigene Achse. Der Junge quietschte vor Vergnügen, und auch Nuala wollte plötzlich mitmachen.
„Geht doch mit den Kindern in den Park, damit sie etwas Dampf ablassen können“, schlug Deidre vor und strahlte Christo an, der das Kissen aufhob, das Lorcan vom Sofa gefegt hatte. „Vielen Dank, aber ich bin es gewohnt, alle fünf Minuten aufzuräumen.“
„In den Park? Gute Idee. Ich ziehe mich nur kurz um.“
Schnell lief Erin die Treppe zu ihrem kleinen Schlafzimmer hinauf. Sie konnte es nicht fassen – Christo war tatsächlich bei ihr zu Hause! Es kam ihr vor wie ein verrückter Traum. Allerdings war es kein Traum, dass sich die Kinder wie toll gebärdeten und von ihrer schlechtesten Seite zeigten. Was mochte Christo von ihnen halten? Doch was kümmerte sie das? Natürlich war er nur aus reiner Neugierde hergekommen und würde das Interesse sicher bald wieder verlieren. Da es draußen recht kühl war, wählte Erin Jeans, kniehohe Stiefel und einen dicken blauen Wollpullover. Sie bürstete das Haar und ließ es offen über die Schultern fallen; danach legte sie etwas Rouge auf und tuschte die Wimpern. Nun fühlte sie sich wieder ansehnlich.
Mit jeweils einem Zwilling
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