Julia Extra Band 367
genau die empfand er, nachdem er sich bei seinem Londoner Anwalt informiert hatte.
Nach englischem Recht hatte ein unverheirateter Vater keinen Anspruch darauf, seine Kinder regelmäßig zu sehen, wie ihm der Anwalt erklärt hatte. Wenn die Ehefrau nicht ausdrücklich zustimmte, dass der Vater die Kinder sehen durfte, mussten selbst verheiratete Väter das Besuchsrecht oftmals vor Gericht durchsetzen. Gegen die Lebensumstände der Kinder konnte er keine Klage erheben. Schließlich wurden sie von ihrer Mutter und Großmutter bestens versorgt. Christo dagegen hatte bislang nicht einen Penny an Unterhalt gezahlt.
„Die einzige Lösung für Sie wäre eine Ehe mit der Mutter der Kinder“, hatte ihm der Anwalt geraten.
Keine guten Nachrichten für Christo, der es hasste, wenn sich etwas seiner Kontrolle entzog. Der DNA-Test, der zehn Tage nach seiner ersten Begegnung mit Lorcan und Nuala durchgeführt worden war, hatte nur das ergeben, was er längst wusste: Die Kinder waren sein Fleisch und Blut. Seine Verantwortung würde er niemals auf die leichte Schulter nehmen. Von jetzt an gehörten die Zwillinge zu seinem Leben. Blieb allein das Problem mit Erin, die ihn bestohlen hatte. Obwohl er sich eingestehen musste, dass die Rechnung wirklich nicht ganz aufging. Wenn Erin so geldgierig war, warum hatte sie dann seine Großzügigkeit nicht ausgenutzt und die teuren Geschenke angenommen? Das Ganze ergab keinen Sinn, und er nahm sich vor, die Unregelmäßigkeiten in der Buchführung, die es während Erins Zeit als Managerin des Spas gegeben hatte, noch einmal überprüfen zu lassen.
Am selben Tag führte Erin ein unangenehmes Gespräch mit Sam. Der Verkauf seiner Hotels war abgeschlossen. Ein Mitarbeiterteam von Christo sorgte für den reibungslosen Eigentümerwechsel, und Sam stand lediglich beratend zur Verfügung, da er sich seinen ehemaligen Angestellten gegenüber verpflichtet fühlte.
Der ältere Mann runzelte die Stirn und sah Erin schockiert an. „Christo Donakis ist der Vater der Zwillinge?“, fragte er verblüfft.
„Ich fand, Sie sollten es von mir erfahren. Meine Mutter hat es ein paar Leuten erzählt, und ich wollte vermeiden, dass Ihnen Gerüchte zu Ohren kommen“, erklärte sie leicht angespannt.
„Aber als ich Sie beide damals einander vorgestellt habe, erwähnten Sie mit keinem Wort, dass Sie sich bereits kannten.“
„Ich hatte Christo seit der Trennung nicht mehr gesehen und wollte Sie nicht mit meinem Privatleben belasten.“
Sams Miene verriet, dass ihn ihre Worte verletzt hatten. „Ich dachte, Sie hätten Vertrauen zu mir.“
„Als ich an jenem Tag in Ihrem Büro auf Christo traf, stand ich unter Schock und konnte keinen klaren Gedanken fassen“, sagte sie entschuldigend. „Das tut mir leid. Ich hätte Sie natürlich später ins Vertrauen ziehen können, aber es war mir schlicht peinlich.“
„Nein, Sie haben natürlich recht. Ihr Privatleben geht mich nichts an. Ich vermute, es war Christo, für den Sie in London gearbeitet haben?“
Sie nickte. „Nach der Trennung habe ich gekündigt.“
„Ich hätte eigentlich nur in Ihren Lebenslauf schauen müssen. Donakis hat Sie während der Schwangerschaft schmählich im Stich gelassen“, bemerkte Sam trocken.
„Das war ein Missverständnis“, beeilte Erin sich zu sagen. „Christo wusste nicht, dass ich schwanger war, da wir den Kontakt abgebrochen hatten.“
„Aber Sie hatten doch alles daran gesetzt, mit ihm in Kontakt zu treten“, erinnerte sie der ältere Mann.
„Eine Verkettung unglücklicher Umstände, eben.“
Sams Nasenflügel bebten. „Also haben Sie ihm einfach verziehen, dass Sie wegen ihm durch die Hölle gegangen sind.“
„Das nun nicht. Aber Christo weiß jetzt von der Existenz der Kinder, und wir arbeiten zusammen an einem Plan für die Zukunft.“
„Werden Sie sich wieder mit ihm einlassen?“, fragte Sam direkt.
Erins Gedanken wanderten zurück nach Italien, und sie schloss für einen kurzen Moment die Augen. „Ich weiß nicht, wie ich darauf antworten soll – es ist wie immer recht kompliziert …“, sagte sie betont lässig.
„Ich hoffe, Sie tun das Richtige. Ich möchte nicht, dass Sie wieder unglücklich werden“, erklärte er mitfühlend. „Sie haben Donakis bereits eine Chance gegeben. Wer sagt, dass er eine zweite verdient?“
Meine Mutter, dachte Erin zehn Minuten später, als sie in ihrem Büro die eingegangenen E-Mails aufrief. In den Augen ihrer Mutter hatte sich Christo vom
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