Julia Extra Band 367
der sich um dich kümmert, der für dich sorgt und deinem Bruder ermöglicht, sein Talent zu verwirklichen. Und umgekehrt …“, er nahm ihre Hände und begegnete ihrem argwöhnischen Blick, „… kannst du mir genau das geben, was ich will.“
Sie erschauerte unwillkürlich. „Und das wäre?“
„Ich will eine ganz konventionelle Ehefrau“, erklärte er überraschend. „Eine Frau, die ein Heim für mich schafft … nicht eine, die jeden Tag um ihren Platz auf der Karriereleiter kämpft und dann abends zu müde ist, um mit mir gemütlich zu essen. Ich will eine Frau, die ihren weiblichen Körper zu schätzen weiß, und keinen Hungerhaken. Ich will dich, Lily. Ich glaube, ich habe dich von dem Moment an gewollt, als ich dich beim Kuchenbacken in der Küche sah. Als ich auf dich zuging, hatte ich das unwirkliche Gefühl, jeden Augenblick aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein Traum wäre. Aber mit jedem Schritt auf dich zu wurdest du realer. Ich bemerkte den Mehlstaub auf deiner Nasenspitze, und es kribbelte mir in den Fingern, ihn wegzuwischen. Und als du mich ansahst, traf mich der Blitz. Wenn andere Männer mir davon erzählt haben, dachte ich immer, so etwas könnte es nicht geben. Jedenfalls nicht für mich.“
„Was für ein Blitz?“, fragte sie verständnislos.
„In Italien nennen wir es un colpo di fulmine , den Blitzschlag der Liebe. Du blickst eine Frau an, und es trifft dich plötzlich hier. Hier.“ Er legte ihre Hand auf seine Brust. „Mitten ins Herz.“
Lily spürte das kraftvolle Pochen seines Herzens und wurde sich ganz langsam der Bedeutung seiner Worte bewusst. Sie wollte ihm so gern glauben und wagte es doch nicht. Andererseits, war es ihr nicht ähnlich ergangen? Hatte sie nicht auch gleich die starke Verbindung gespürt, als sie den dunklen Fremden in ihrem Garten gesehen hatte? Diesen seltsamen Stich ins Herz? War der unbekannte Besucher ihr nicht wie der Traummann schlechthin erschienen? Daran hatte sich nichts geändert, aber sie hatte ihn ja gerade deswegen abgewiesen, weil sie sich vor den starken Gefühlen fürchtete, die er in ihr weckte.
Aus Erfahrung wusste sie nur zu gut, wie verletzlich solche Gefühle machten. Lily hatte nicht vergessen, wie sie völlig am Boden zerstört gewesen war, als ihr Verlobter sie so unerwartet verlassen hatte, und dass sie sich geschworen hatte, sich nie wieder dieser Gefahr auszusetzen. Davon abgesehen hielt Ciro sowieso nur aus einer Laune heraus um ihre Hand an. Wie sollte er sie auch ernsthaft heiraten wollen, da sie sich doch kaum kannten? Nein, es ging hier nur um Macht und Lust … und letztendlich darum, sie in sein Bett zu bekommen, koste es, was es wolle.
Widerstrebend löste sie sich aus seiner tröstlichen Umarmung und begegnete seinem forschenden Blick. „Es ist ein … erstaunliches Angebot“, sagte sie überlegt. „Aber auch völlig verrückt … und ich kann es nicht annehmen. Ich kann dich nicht heiraten, Ciro, und wenn du einmal in Ruhe darüber nachdenkst, wirst du mir dafür dankbar sein.“
Doch Ciro dankte Lily nicht dafür, dass sie ihm einen Korb gegeben hatte. Im Gegenteil, ihre Weigerung, ihn zu heiraten, befeuerte seine Leidenschaft für sie nur noch mehr, sodass er in den folgenden Tagen kaum noch an etwas anderes denken konnte. Zum ersten Mal in seinem erwachsenen Leben schien er sich nicht einfach nehmen zu können, was er wollte, sondern war auf eine Frau gestoßen, die stark genug war, sich ihm zu widersetzen. Und das machte ihn völlig verrückt.
Er dachte an Eugenia. Die schöne Eugenia aus bestem Hause, von der alle geglaubt hatten, dass er sie heiraten würde. Er hatte es ja selbst geglaubt, bis ihm klar geworden war, dass sie Geld und Macht über alle Werte stellte, die ihm wichtig waren. Der entscheidende Moment, der das Ende ihrer Beziehung einläutete, war, als eine andere Frau auf einer Dinnerparty hemmungslos mit ihm flirtete. Eugenia hatte es natürlich bemerkt, aber anstatt sich zu empören, deutete sie nur unmissverständlich an, dass sie in diesen Dingen sehr „erwachsen“ sein konnte. Vorausgesetzt, er zeige ihr im Gegenzug auf andere Art seine Wertschätzung. Mit anderen Worten, sie war bereit, gegenüber etwaigen Seitensprüngen ein Auge zuzudrücken, sofern er sie dafür mit einer kleinen, vorzugsweise funkelnden Kostbarkeit belohnte, wie sie ihm ungeniert lächelnd erklärte.
Doch Eugenias Vorstellung von ihrer gemeinsamen Zukunft hatte zu viel Ähnlichkeit mit dem
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