Julia Extra Band 367
unverkennbar.“
„Bist du gekommen, um mit mir über Jonnys künstlerische Talente zu sprechen?“
„Sie spielen tatsächlich eine gewisse Rolle.“
„Jetzt bin ich aber gespannt!“
„Du hast das Perlencollier deiner Mutter verkauft, um seine Studiengebühr zu bezahlen, richtig?“
Sie sah ihn erstaunt an. „Und wenn?“
„Aber du hättest den Schmuck, der dir so viel bedeutet, behalten können, wenn du die Scheidungsvereinbarung mit der vorgeschlagenen Abfindung nicht zurückgewiesen hättest.“
Frustriert schüttelte sie den Kopf. „Du begreifst es einfach nicht, oder? Bei dir dreht sich immer alles nur um Geld. Alles muss einen Preis haben!“
„Du irrst dich, Lily“, widersprach er. „Ich habe es begriffen und wundere mich selber, warum ich so lange dafür gebraucht habe. Du willst mein Geld nicht, weil du mir in keiner Weise verpflichtet sein willst. Darüber hinaus ist mir auch klar geworden, dass dir Menschen wichtiger sind als alle materiellen Dinge. Der kostbarste Schmuck … und sei er zudem noch von größtem sentimentalen Wert für dich … bedeutet dir nichts, wenn es darum geht, den Lebenstraum deines Bruders zu erfüllen. Also hast du die Perlen verkauft, um Jonny das Kunststudium zu ermöglichen.“
„Wie hast du davon erfahren?“
„Die Postkarte, von der ich sprach. Er hat sie mir geschickt, um sich dafür zu bedanken, dass ich sein Studium finanziere. Da ist mir klar geworden, was du getan hast.“ Er begegnete dem unbewegten Blick ihrer klaren blauen Augen und verstand, dass es immer noch nicht genügte. Zu sehr hatte er sie verletzt, und sie hatte Angst, erneut von ihm verletzt zu werden. „Deshalb bin ich gekommen, um mich dafür zu entschuldigen, dass ich dich so falsch eingeschätzt habe“, fügte er eindringlich hinzu. „Ich hätte es wissen müssen … du bist nicht wie die anderen Frauen. In deinem Herzen hat kein einziger berechnender oder raffgieriger Gedanke Platz.“
Ciro sah, dass sie etwas erwidern wollte, und beeilte sich hinzuzufügen: „Ich liebe dich, Lily.“ Er war selbst erstaunt, wie leicht ihm diese Worte über die Lippen gingen, doch er hatte noch nie etwas so ernst gemeint. „Mein Leben ist kalt und leer ohne dich. Mir ist klar geworden, dass ich nicht mehr so leben kann wie zuvor, weil ich mich verändert habe. Du hast mich verändert … die Art, wie ich denke und die anderen Menschen sehe. Als du fort warst, habe ich lange über alles nachgedacht … vor allem auch über die Unversöhnlichkeit, die du mir vorgeworfen hast. Und dann bin ich zu meiner Mutter gegangen und habe ihr zum ersten Mal richtig zugehört. Sie hat mich um Verzeihung gebeten, und wir haben uns versöhnt.“ Er schluckte. „Und ich habe geweint … vor allem um meine verlorene Liebe. Kannst du dir das vorstellen? Ein Ciro D’Angelo, der weint?“
Sie nickte gerührt. „Ja, denn ein Mann, der Angst hat, seine Gefühle zu zeigen, ist ein Feigling, und du bist kein Feigling, Ciro!“
Er ging zu ihr und blickte sie eindringlich an. „Meine Mutter sagte mir etwas, das ich sowieso wusste: dass du das Beste bist, das mit je passiert ist, und ich dumm war, dich gehen zu lassen. In dem Moment habe ich den Entschluss gefasst, dich um Verzeihung zu bitten und dich zu fragen, ob du zu mir zurückkommen willst … um wieder meine Frau zu sein. Nur diesmal richtig. In Aufrichtigkeit und Liebe.“
In ihren schönen Augen schimmerten Tränen. Doch bei aller Dankbarkeit und Freude drängte es sie, noch eines klarzustellen. „Ich wollte dich nicht bewusst täuschen, als ich dich in dem Glauben gelassen habe, du wärst mein erster Mann, Ciro. Weißt du, ich habe dich einfach so sehr geliebt, dass es für mich wie das erste und einzige Mal war. Die Vergangenheit war völlig bedeutungslos, als hätte es sie nie gegeben.“
„Du hast mich geliebt?“, wiederholte er zögernd. „Vergangenheitsform?“
„Ich liebe dich … Gegenwart“, erwiderte sie. „Jetzt und immer. Mein geliebter Ciro, ohne dich bin ich nur ein halber Mensch.“
Überwältigt von Gefühlen brachte er kein Wort heraus. Also nahm er sie in die Arme und drückte sie ganz fest an sich. Und dann sagte Ciro ihr mit einem langen Kuss all das, wozu er die Worte nicht fand: Dass sie nie mehr weglaufen musste. Dass sie von jetzt an immer zusammenbleiben würden, entweder hier in England oder in Neapel.
Ob winzige Wohnung, Gutshaus oder Villa, sie würden aus jedem Ort ein glückliches Zuhause machen –
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