Julia Extra Band 369
gehalten, dabei hätte er es besser wissen müssen. Er hatte noch keine Frau getroffen, die es nicht war.
„Was genau schwebt dir denn vor, wenn du von einem Ehevertrag redest?“, fragte er mit durchdringendem Blick.
Sie wedelte unbestimmt mit der Hand durch die Luft. „Ich weiß nicht … Aber auf jeden Fall möchte ich gern etwas Schriftliches über Joshs Zukunft festhalten.“
Er verzog seinen Mund zu einem humorlosen Lächeln. „Und deine eigene?“
Sie wünschte wirklich, er würde aufhören, sie so anzusehen! Sie fühlte sich wie ein Insekt unter dem Mikroskop. „Joshs Zukunft interessiert mich mehr als meine.“
„Komm schon, Casey, wir brauchen uns nicht zu verstellen.“ Das Essen vor sich rührte er nicht an, nahm stattdessen einen großen Schluck von seinem Wein. „Sobald du dein Haus verkauft hast und hier einziehst, übernehme ich sämtliche Kosten und Rechnungen, aber natürlich wirst du ein eigenes Konto für deine Ausgaben zur Verfügung haben wollen. Du wirst deine Jobs aufgeben, um eine Vollzeitmutter für Josh und Lauren zu werden.“
Nun … ja. Nicht jede Frau wünschte es sich, Hausfrau und Mutter zu sein, aber bis zu Sams Verschwinden, das Casey gezwungen hatte, mit zwei Jobs zu jonglieren, hatte sie sich in der Rolle wohlgefühlt.
Aber dass sie ihr Haus verkaufen sollte … da war sie sich noch nicht so sicher. Was, wenn Xander in ein paar Monaten seine Meinung änderte? Vielleicht beruhigte Brad Henderson sich ja schneller als gedacht und zog die Sorgerechtsklage zurück. In diesem Falle brauchte Xander keine Ehefrau mehr. Sie aber würde immer ein Heim für Josh und sich brauchen.
„Das siehst du doch genauso?“, ergänzte er scharf.
„Äh … nein. Da ist auch noch die Sache hinsichtlich der Intimität … oder des Fehlens derselben“, fuhr sie hastig fort, bevor sie der Mut verließ. „Ich meine, mir ist klar, du bist ein Mann im besten Alter und hast … gewisse Bedürfnisse. Ich sehe keinen Grund, warum du deine Beziehungen mit anderen Frauen aufgeben solltest, solange du es diskret hältst.“
Aus Xanders Blick ließ sich nichts ablesen. „Meinst du nicht“, hob er schließlich an, „dass es unkomplizierter wäre, vor allem nach unserem ersten Versuch vorhin in diese Richtung, sich innerhalb unserer Beziehung um diese Bedürfnisse zu kümmern?“
Nein! Sein Einwand, dass Tausende von Paaren eine körperliche Beziehung ohne Liebe führten, war ihr gleich. Das hatte sie schon mit Sam gehabt, und sie würde es nicht mit Xander wiederholen. „Nein, das meine ich nicht.“
Xander klammerte die Finger um das Weinglas. Verdammt. Sie zu küssen mochte unklug von ihm gewesen sein, aber … merkte die Frau denn nicht, dass es da eine sexuelle Anziehungskraft zwischen ihnen gab? Erwartete sie wirklich, dass sie als Mann und Frau unter einem Dach lebten und dann diese Anziehung vergessen sollten?
Offensichtlich, denn jetzt schaute sie ihn direkt mit klaren grünen Augen an.
„Wir werden natürlich getrennte Schlafzimmer nutzen.“
Das machte ihm nichts aus. Er und Chloe hatten jahrelang getrennte Zimmer gehabt – auf seine Veranlassung hin. „Und wie sieht das mit deinen Bedürfnissen aus?“, fragte er spöttisch. „Wirst du die auch diskret irgendwo anders erfüllen?“
Das flammende Rot, das er so faszinierend fand, schoss jäh in ihre Wangen. „Sicherlich nicht!“, bestritt sie empört. „Die physische Seite einer Ehe interessiert mich nicht.“
Sie meinte das wirklich ernst, Xander erkannte es an ihrem entschlossen gehobenen Kinn. Für eine Frau und Mutter, die sieben Jahre in einer Ehe gelebt hatte, war sie erstaunlich naiv. War ihr denn nicht klar, wie empfindsam sie war? Hatte sie nicht gemerkt, wie sie sich unwillkürlich an ihn geschmiegt hatte, ihr Verlangen genauso groß wie seines?
Langsam begann Xander sich zu fragen, wie ihre Ehe mit Sam Bridges ausgesehen haben mochte. Er hatte den anderen Mann fast ebenso sehr verachtet wie Chloe. Beide waren sie Egoisten gewesen, hatten nur die eigenen Interessen im Auge gehabt. Ob Sam diesen Egoismus schon in der Ehe mit Casey ausgelebt hatte?
Aber was sollte ihn das kümmern? Casey legte hier die Bedingungen für die Ehe mit ihm fest, und es war deutlich, dass sie nur an den finanziellen Vorteilen interessiert war.
„Also gut.“ Er nickte knapp. „Gibt es sonst noch etwas, das du vertraglich geregelt haben möchtest?“
Unsicher sah sie ihn an. Sie wusste, sie hatte ihn verärgert, aber womit? Sie
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