Julia Extra Band 372
Dass andere von ihm abhängig waren, war ihm mittlerweile vollkommen in Fleisch und Blut übergegangen. Er musste bis zu seiner Zeit als Bezirksstaatsanwalt zurückgehen, damit ihm Frauen einfielen, die ihm ebenso sehr misstraut hatten wie Elise. Diese Frauen waren von ihren Partnern geschlagen und missbraucht worden. Er dachte an den Mann, der Elise verlassen hatte. Am liebsten hätte er ihn ausfindig gemacht und verprügelt, aber diesen Impuls hatte er auch bei all den Frauen verspürt, die er damals verhört hatte.
Plötzlich hielt er inne. Er hatte gerade an die Vergangenheit gedacht, ohne dass sich seine Brust schmerzlich verengt hatte. Er hatte sich an seine Zeit als Bezirksstaatsanwalt erinnern können, ohne dass der alte Schmerz wiederbelebt worden war.
Noch bevor er realisierte, was das für ihn bedeutete, brannte ihm das Shampoo in den Augen, und er hielt den Kopf unter die Dusche. Nach dem Abtrocknen zog er ein vergleichbares Outfit für die Nacht an wie Elise. Jogginghosen und ein schwarzes T-Shirt. Falls ihre Schlabberklamotten die Botschaft an ihn enthielten, er solle sie nur ja in Frieden lassen, dann wollte er sein Outfit dazu benutzen, ihr zu sagen, dass er verstanden hatte.
Doch plötzlich wurde ihm klar, dass sie mit ihm gleich darum kämpfen würde, wer im Bett schlafen sollte, und er stöhnte genervt auf. Mit dieser Frau wurde alles zum Kampf.
Er trat aus dem Bad und wollte ihr gerade sagen, dass sie im Bett und er auf dem Boden schlafen würde. Doch sie hatte schon eine Münze parat, die sie zu dieser Entscheidung werfen wollte.
Er blieb wie angewurzelt stehen. Ihr schönes rotes Haar glänzte im Schein der Lampe. Ihr T-Shirt ließ die wohlgeformten Brüste, ihre schlanke Taille und den sanften Schwung ihrer Hüften erahnen. Der blumige Duft ihres Shampoos vermischte sich mit dem ihres Duschgels und stieg ihm angenehm in die Nase.
Und wieder erstarrte er innerlich und konnte kaum glauben, wie ihm geschah. Er hatte sich schon so lange nicht mehr zu einer Frau hingezogen gefühlt, dass seine Reaktion auf ihren Anblick ihn überwältigte. Sehnsüchte und Bedürfnisse, die so lange in ihm geschlummert hatten, brachen sich plötzlich Bahn. Zum ersten Mal seit fünf Jahren musste er seine Hormone ganz bewusst unter Kontrolle bringen.
Doch Elise war die letzte Frau, die bei ihm sexuelle Impulse auslösen durfte. Nicht nur weil sie auf dieser Reise so eng zusammen sein mussten, sondern weil sie ihn an all die misshandelten Frauen erinnerte, die er einst als Bezirksstaatsanwalt auf ihren Prozess vorbereitet hatte.
Ob Elise wohl auch körperlich misshandelt worden war?
Aber dann hätte sie ihm wohl nicht so weit vertraut, in seinen Wagen zu steigen und mit ihm quer durchs Land zu reisen. Aus seinen zwei Jahren als Bezirksstaatsanwalt wusste er allerdings, dass die Betroffenen menschenscheu wurden. Und übertrieben abweisend.
Ja, Elise hatte sicher Schlimmes durchgemacht, und er wollte sie um jeden Preis schonend behandeln.
Er schnappte sich die Münze, noch bevor sie ihn abwehren konnte. Dann warf er sie in die Höhe, fing sie und legte sie schwungvoll auf seinem Handrücken ab.
„Kopf oder Zahl?“
„Zahl.“
Er spähte hinunter, sah die Zahl auf der Münze und sagte: „Pech gehabt. Es ist Kopf. Ich schlafe auf dem Boden.“ Dann warf er ihr die Münze wieder zu.
Sie fing sie geschickt auf. „Warten Sie! Ich habe ja die Münze gar nicht gesehen.“
„Sie haben sie doch in der Hand.“
„Sie wissen genau, was ich meine. Ich habe nicht gesehen, ob es wirklich Kopf war. Sie können mich nicht einfach so überrumpeln …“
„Sie überrumpeln, im Bett zu schlafen?“ Lachend ging er zum Schrank und holte ein Reserve-Kopfkissen und eine Decke heraus. „Also wirklich! Ich bin schon ein Schuft, dass ich Ihnen das Bett überlasse.“
„Aber ich …“
„… hab das Knobeln gewonnen und lege mich jetzt im Bett schlafen!“, beendete er ihren Satz und ging zu der freien Fläche auf der anderen Zimmerseite, wo er die Decke ausbreiten und sein Kissen darauflegen konnte. Egal wie weit er sich von ihr weg legte, er roch immer noch ihren Duft.
Ja, es war sicher besser für ihn, wenn er auf dem Boden schlief.
3. KAPITEL
Jared erwachte mitten in der Nacht von lautem Lachen. Als er sich aufrichtete, stöhnte er gequält auf, denn vom Schlafen auf dem Boden war er wie gerädert.
Er sah Licht im Badezimmer, dann hörte er Elise sagen: „Oh, das magst du, nicht?“
Ihre sanfte, weibliche
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