Julia Extra Band 373
Finster blickte er sie an.
Muss er es mir denn so schwer machen? Kann er nicht einmal ehrlich sein? Frustriert hämmerte sie mit ihren kleinen zu Fäusten geballten Händen auf seinen Oberkörper ein. „Es ist aus, Vito. Wir hatten unseren Spaß, aber nun hat uns die Wirklichkeit wieder eingeholt.“
„Das sehe ich aber ganz anders.“ Vito schob ihre Hände fort, hob Ava hoch und ließ sie aufs Bett gleiten. „Tut mir leid, wenn das deinen Zeitplan durcheinanderbringt, aber ich habe noch lange nicht genug von dir.“ Siegesgewiss hielt er ihren Blick fest.
„Jetzt sei doch vernünftig, Vito!“, forderte sie, obwohl auch sie schon wieder Lust auf ihn hatte. Doch sie wehrte sich verzweifelt gegen ihre Gefühle.
„Ich will aber nicht vernünftig sein.“ Blitzschnell hatte er sich auf sie geschoben und küsste sie so lange, bis sie jeden Widerstand aufgab und sie einander wilder und leidenschaftlicher liebten als je zuvor.
Als die Wogen der Lust schließlich langsam verebbten und Ava wieder klar denken konnte, wurde ihr bewusst, warum sie es so eilig gehabt hatte, das Weite zu suchen: Sie hatte große Angst, verletzt zu werden. Denn sie hatte sich hoffnungslos in Vito Barbieri verliebt! Viel zu lange hatte sie ihre Liebe zu ihm geleugnet, verzweifelt versucht, ihre tiefen Gefühle für Vito kleinzureden.
Natürlich blieb ihm ihre plötzliche Nachdenklichkeit nicht verborgen. „Du denkst zu viel, cara mia . So kompliziert ist das doch gar nicht. Zerrede bitte nicht, was wir haben.“ Zärtlich rieb er seine Wange an Avas vollkommenem Busen und atmete den vertrauten Duft ein – sehr zufrieden mit sich und der Welt.
„Ich muss duschen“, entgegnete sie stur und versuchte, sich von ihm zu lösen.
„Du bist wirklich ganz schön widerspenstig“, bemerkte er und rollte sich auf die andere Seite des Bettes.
„Das macht dich doch gerade an“, gab sie frech zurück und verschwand im Badezimmer.
Ja, das musste er zugeben – es machte ihn sogar sehr an. Wie alles an ihr. Und er hatte in der kurzen Zeit ihres Zusammenseins viel von ihr gelernt: wie man ein entspanntes Wochenende verbrachte, von der Arbeit abschaltete, bei wichtigen Besprechungen Tagträumen nachhing …
Das klingelnde Telefon auf dem Nachttisch unterbrach Vitos Gedankengang. Ungeduldig nahm er den Hörer ab. „Ja?“
Ava stand noch unter der Dusche, als Vito im Badezimmer auftauchte. „Hat man denn nicht mal beim Duschen seine Ruhe?“, fauchte sie.
Unbeeindruckt teilte Vito ihr mit: „Eleanor hat mich gerade telefonisch informiert, dass deine Schwestern eingetroffen sind. Sie warten im Salon auf dich.“
Voller Erstaunen streckte Ava den Kopf aus der Dusche. „Gina und Bella wollen mich sehen?“
„Wahrscheinlich haben sie die Zeitung gelesen, oder dein Exvater hat mit ihnen gesprochen“, vermutete Vito. „Zieh dir was Hübsches an. Du willst doch nicht, dass sie dich bemitleiden.“
Ava schnitt ihm ein Gesicht. „Oder denken, ich hätte nichts anzuziehen, weil du mich am liebsten nackt siehst.“
„Das auch.“ Mit einem aufmunternden Grinsen zog er sich zurück.
Gedankenverloren verließ Ava die Dusche, trocknete sich ab und stand wenig später vor dem vollen Kleiderschrank. Gina und Bella, klein, blond und kurvenreich wie ihre verstorbene Mutter, waren inzwischen beide in den Dreißigern und wirkten immer wie aus dem Ei gepellt. Natürlich wollte sie da jetzt mithalten. Was ihre beiden Halbschwestern wohl wollten? Auf ihre Briefe aus dem Gefängnis, in denen Ava gebeten hatte, den Kontakt nicht abreißen zu lassen, hatten sie ja nicht reagiert. Möglicherweise wollten sie das schwarze Schaf der Familie auffordern, schleunigst von hier zu verschwinden. Gina war mit einem Ingenieur verheiratet, Bella mit einem Rechtsanwalt. Sie hatten immer sehr auf ihren guten Ruf geachtet und das Alkoholproblem ihrer Mutter unter den Teppich gekehrt.
Ava hatte sich für ein elegantes taubengraues Kleid und eine lavendelfarbene Strickjacke entschieden, das verdächtig verstrubbelte Haar hochgesteckt, und nun schlüpfte sie in High Heels und machte sich nervös auf den Weg zum Salon.
Die Schwestern erhoben sich, als Ava den Salon betrat. „Ich hoffe, wir stören nicht“, sagte Gina unsicher. „Wir haben das Foto von dir und Vito Barbieri in der Zeitung gesehen und uns spontan entschlossen, dich zu besuchen. Dad war sich bei deinem Besuch gestern nicht darüber im Klaren, dass du im Schloss wohnst.“
„Ihm wäre es auch egal
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