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Julia Extra Band 373

Julia Extra Band 373

Titel: Julia Extra Band 373 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Graham , Sarah Morgan , Carol Marinelli , Carole Mortimer
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bin. Irgendwann habe ich mit verschiedenen Düften experimentiert und schließlich drei Duftnoten kreiert, die ich zum Verkauf anbieten will.“
    Kerzen! So ziemlich das langweiligste, unprofitabelste Produkt auf der Welt. Wie sollte er ihr das schonend beibringen? Er hatte keine Übung darin, Leute schonend abzuwimmeln. Zunächst einmal gab er sich alle Mühe, Interesse zu heucheln. „Warum erzählen Sie mir nicht, was an Ihren Kerzen so besonders ist? Ich meine, natürlich nicht alle Details.“ Lieber Himmel, bitte keine Details. Das Thema Kerzen war für ihn in etwa so interessant wie Smalltalk über das Wetter.
    „Ich habe den drei Duftnoten Namen gegeben: Entspannung, Energie und …“, Selene errötete zart, „… Verführung.“
    Unwillkürlich blickte er von der Mappe auf, sah, wie Selenes Augen vor Begeisterung leuchteten, und ahnte, dass seine erste Annahme richtig gewesen war. Selene war eine junge, gelangweilte Erbin, die ein wenig Geschäftsfrau spielen wollte.
    Und plötzlich erinnerte er sich genau an jenen Abend auf der Yacht, als sie sich begegnet waren. Sie war damals ein unglücklicher, verwirrter, unsicherer Teenager gewesen. Ein hässliches Entlein inmitten einer Schar schöner Schwäne mit einem Vater, der sie vergötterte und kaum den Blick von ihr ließ. Keiner der anderen Männer hatte es gewagt, sie anzusprechen, keine der Frauen hatte Lust darauf verspürt. Also hatte sie so allein abseits gestanden, dass es kaum zu ertragen gewesen war.
    Nun aber war sie kein linkischer Teenager mehr, sondern eine erwachsene Frau, und sie wusste es genau. Stavros Antaxos musste tatsächlich viele schlaflose Nächte haben.
    Und jetzt blickte sie ausgerechnet ihn mit ihren großen Augen so vertrauensvoll an. Dabei hätte sie keinen Mann finden können, der ihr Vertrauen weniger wert gewesen wäre. Stefan fragte sich, wie viel sie über sein Verhältnis zu seinem Vater wusste. „Ihre Kerzen heißen also Entspannung, Energie und … Verführung?“
    „Genau.“
    „Und wie viel“, fragte er bedeutsam, „wissen Sie über Verführung?“

2. KAPITEL
    Na großartig. Von allen möglichen Fragen stellte er ausgerechnet diese! Nicht nach Markanteilen oder Wachstumsprognosen, sondern nach … Verführung.
    Selene wahrte ihr geschäftsmäßiges Lächeln, wie sie es geübt hatte. Hinter ihrer Stirn arbeitet es fieberhaft. Was wusste sie über Verführung? Nichts. Und es war eine Fertigkeit, die sie auch niemals brauchen würde, sofern sich ihr Leben nicht grundlegend änderte. Was sie aber ganz sicher wusste, war, dass sie ohne Stefan Ziakas’ Hilfe ihre Mutter nie von der Insel wegbekommen würde. Und es lag an ihr, ihm zu beweisen, dass sie eine realisierbare Geschäftsidee hatte. „Was ich über Verführung weiß? Nun ja, nicht sehr viel. Aber wie heißt es so schön? Man muss nicht die Welt bereist haben, um Erdkunde zu unterrichten.“
    Sie verkniff es sich, hinzuzufügen, dass sie natürlich ihre Fantasie hatte, die, gerade was ihn betraf, gerade mit ihr durchging.
    Nachdem er damals so nett zu ihr gewesen war, hatte sie sich oft gefragt, ob sie ihn in ihrer Einsamkeit und in ihrer Teenager-Fantasie nicht zu einem wahren Gott hochstilisiert hatte. Aber jetzt, wo er vor ihr stand, war er noch genauso atemberaubend, wie sie ihn in Erinnerung hatte, und strahlte eine Kraft und unbändige Männlichkeit aus, die ihr Herz schneller klopfen ließ.
    Doch es lag nicht allein an seiner stattlichen, athletischen Figur, dass er sie so tief beeindruckte, sondern vor allem auch an dem Gefühl, dass sich hinter dem maßgeschneiderten Anzug und den übrigen äußerlichen Erfolgssymbolen ein Mann verbarg, der sogar mehr Macht besaß als ihr Vater. Dieser erfolgsgewohnte, weltgewandte Geschäftsmann vor ihr hatte nicht viel mit dem freundlichen Fremden gemein, der sich damals auf jener unsäglichen Party so lieb um sie gekümmert hatte. Zunehmend verlegen beobachtete sie, wie er mit ausdrucksloser Miene ihren Geschäftsplan durchblätterte. Sicher hielt er ihn für Müll. Ihre Mutter hatte recht: Er würde ihr niemals helfen.
    Selene nippte an ihrer Limonade und zwang sich zur Geduld, doch schließlich hielt sie es nicht mehr aus. „Also, was meinen Sie? Könnten Sie sich eine Investition vorstellen?“ Du liebe Güte, sie kam sich wie die letzte Hochstaplerin vor. Natürlich war es für ihn offensichtlich, dass sie noch nie eine echte Geschäftsverhandlung geführt hatte. Sie wartete nur darauf, dass er sie auslachen

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