Julia Extra Band 374
Littleford. Selbst wenn du hier übernachten könntest, hätte ich kein Geld für deine Fahrkarte.“ Jen verschwieg ihr geflissentlich, was es sie gekostet hatte, in diesem Apartment zu bleiben.
Elsie seufzte enttäuscht. „Schade, ich hätte Alex so gern kennengelernt. Und ich habe dich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.“
Jen unterdrückte einen plötzlichen Anflug von Heimweh. Aber sosehr sie ihre Freundin auch vermisste, diese würde sofort über Alex herfallen, wenn sie in seine Nähe kam.
„Tut mir leid“, entschuldigte sie sich. „Aber er ist sowieso kaum zu Hause. Und was ich brauche, ist dieser typische Look der It-Girls. Ich glaube, der ist in Littleford nicht so gefragt.“
Elsie schnaufte verächtlich. „Meine Kundinnen sind zwar hauptsächlich Seniorinnen, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht über das nötige Know-how verfüge. Ich schicke dir heute Abend eine Farbe, ja?“
Jens strahlte. „Das kann ich also selbst machen? Könntest du mir eine Gebrauchsanweisung schicken?“
„Nein, ich werde dich persönlich via Skype anweisen“, verkündete Elsie, als wäre sie eine gefragte Stylistin. Dann ruinierte sie alles, indem sie hinzufügte: „Und jetzt gib mir Alex Hammonds Adresse.“
Nachdem er alle Anrufe erwidert und E-Mails beantwortet hatte, die während seiner Abwesenheit aufgelaufen waren, ging Alex in die Küche, weil er etwas in Erfahrung bringen musste. Mark hatte ihn an diesem Nachmittag angerufen.
„Meine Kontaktpersonen bei der Presse kennen keine Jennifer Brown“, hatte er ihn informiert. „Aber es ist kein ungewöhnlicher Name, und es gibt unzählige Freiberufler, die versuchen, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Allerdings könnte sie dir genau deshalb gefährlich werden. Sie bekommt einen Einblick in deinen Alltag, und früher oder später wird sie auf die Idee kommen, dass sie daraus eine Exklusivstory machen könnte.“
Da heute wieder einige Artikel von ihm und Viveca in den Zeitungen gewesen waren, war Alex ohnehin mit seiner Geduld am Ende. Er hatte drei Filme in unterschiedlichen Produktionsstufen in Arbeit und saß nun hier zu Hause fest. Besonders zu dieser Jahreszeit wollte, ja, musste er beschäftigt sein. Nichts war schlimmer, als hier untätig herumzusitzen und sich den Kopf darüber zu zerbrechen, was alles hätte sein können.
„Dann beschaff dir Informationen über sie!“, fuhr er Mark an. „So haben wir etwas gegen sie in der Hand, falls sie auf dumme Gedanken kommt.“
„Dafür muss ich erst einmal herausfinden, wer sie ist“, protestierte dieser. „Ich sage es dir zwar nicht gern, aber …“ Er atmete tief durch. „… du musst sie unbedingt bei Laune halten.“
3. KAPITEL
Als er sie in der Küche nicht antraf, folgte Alex dem Geräusch des Fernsehers und fand Jen in dem kleinen Wohnzimmer daneben. Dieses war gemütlicher als das große und mit einem kleinen Sofa sowie einigen Sesseln möbliert. Ein riesiger Flachbildfernseher beherrschte den Raum.
Jen hatte es sich auf einer Ecke des Sofas mit einem etwas abgenutzten Patchworkquilt, den er nicht kannte, bequem gemacht. Als er sich umblickte, entdeckte er noch mehr Gegenstände, die ihm nicht vertraut waren. Auf dem Sideboard standen einige gerahmte Fotos und Weihnachtskarten, außerdem entdeckte er einen kleinen Tannenbaum in einem Kübel in der Nähe des Fensters und noch mehr Weihnachtsdeko. Im Kamin brannte ein Feuer.
Plötzlich verspürte Alex einen Anflug von Neid. Jen hatte sich hier eingelebt. Sie war von Dingen umgeben, die ihr etwas bedeuteten und sie an ihr Zuhause und an ihre Familie erinnerten. Wann hatte er so etwas das letzte Mal getan? Wann hatte er das letzte Mal zu Weihnachten seine Wohnung dekoriert? In letzter Zeit schien es ihm die Mühe nicht wert. Er fühlte sich überall zu Hause, und für eine Familie war in seinem Leben kein Platz mehr. Das hatte er Susan zu verdanken.
Jen trug eine Brille und aß Toast mit Käse von einem Teller, der auf der Sofalehne stand. Sie wirkte sehr zerbrechlich.
Nun blickte sie ihn an. „Hallo.“
Mit einem Nicken deutete Alex auf einen der Sessel. „Darf ich?“
Jen zuckte die Schultern, drehte jedoch die Lautstärke hinunter und nahm ihre Brille ab.
„Ich dachte, der Reiz beim Haussitten würde vor allem darin bestehen, dass die Leute Luxus kennenlernen, den sie sich normalerweise nicht leisten können“, meinte er, während er sich setzte.
Erstaunt betrachtete sie ihn. Dass sie so wenig Wert auf ihr
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