Julia Extra Band 374
Nach kurzem Zögern gab sie sich einen Ruck und ging zur Tür, die nur leicht angelehnt war. Sie würde Maria begrüßen, obwohl sie ihr unsympathisch war. Schließlich war sie Antonios Mutter und würde die Großmutter ihres Kindes sein.
„Warum reist sie ab?“, hörte sie Maria auf Italienisch fragen. „Du solltest sie doch zum Bleiben überreden.“
„Noch ist sie hier. Außerdem steht es ihr offen, jederzeit zurückzukommen.“
„Und wer garantiert uns das?“ Marias Stimme klang schrill. „Wir hatten vereinbart, du solltest sie heiraten und das Kind adoptieren, damit die Kontrolle über das Vermögen in unseren Händen bleibt! Warum hast du das nicht getan?“
Isabella erstarrte. Und Antonio hatte ihr gesagt, er handle aus Liebe zu ihr und dem Kind! Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Was für eine infame Lüge!
„Ich werde sie heiraten, verlass dich drauf!“
Seine Arroganz verschlug Isabella den Atem. Ihr Ja war für ihn eine Selbstverständlichkeit! Und das Schlimmste war, seine Einschätzung entsprach den Tatsachen! Blauäugig wäre sie in die Falle gelaufen. Sie liebte ihn und hätte alles aufgegeben, nur um an seiner Seite zu sein!
„Und du wirst auch das Kind adoptieren?“, vergewisserte sich Maria.
Isabella hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht vor Schmerz zu schreien. Wie konnte Antonio sich nur einen so teuflischen Plan ausgedacht haben? Und wie konnte sie nur so naiv gewesen sein, darauf hereinzufallen?
Giovannis Baby würde nie einen Platz in seinem Herzen finden, Antonio wollte nur das Sorgerecht bekommen, um die Firmenanteile des Kindes in der Hand zu haben.
Isabella befürchtete, ihre Knie würden nachgeben, und sie lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Und sie hätte es noch begrüßt, wenn er das Baby adoptiert hätte!
Dieser Schurke hätte ihr beinahe das Kind gestohlen!
Ihr Kampfgeist war geweckt. Sie atmete tief durch, stieß sich von der Wand ab und hob selbstbewusst den Kopf. Sie würde ihr Kind verteidigen! Alle Angst vor Maria war vergessen, und auch mit Antonio würde sie es aufnehmen. Sie würde ihr Kind aus den Krallen der Rossis befreien.
Die Hände zu Fäusten geballt, betrat Isabella das Arbeitszimmer.
12. KAPITEL
Antonio hob den Kopf. Isabella stand auf der Schwelle.
Ein Blick in ihr Gesicht sagte ihm alles. Sie hatte seine letzten Worte gehört! Wie gelähmt verharrte er mitten in der Bewegung, und sein Verstand setzte aus. Nichts fiel ihm ein, wie er sich aus der Affäre hätte ziehen können.
Irritiert über sein sonderbares Mienenspiel drehte Maria sich um. Jetzt entdeckte auch sie Isabella. Im Gegensatz zu ihrem Sohn jedoch reagierte sie blitzschnell und hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. Für sie war es nichts Ungewohntes, schlecht über abwesende Freunde und Bekannte zu reden, und gekonnt das Thema zu wechseln, sobald diese den Raum betraten. In ihren Kreisen war das üblich, und sie fühlte sich ganz in ihrem Element. In Sekundenschnelle setzte sie ein nichtssagendes Lächeln auf.
„Isabella!“ Maria spielte mit ihrer Perlenkette – das einzige Anzeichen von Nervosität – und wechselte souverän ins Englische. „Ich wollte mich persönlich von dir verabschieden. Hoffentlich besuchst du uns bald wieder.“
„Da muss ich Sie leider enttäuschen, Signora Rossi“, erwiderte Isabella auf Italienisch. „Ich werde nicht so dumm sein und Ihnen die Gelegenheit bieten, mir mein Kind zu stehlen.“
Maria zuckte zusammen und ihre Wangen röteten sich hektisch. „Und du hast mir gesagt, sie spricht kein Italienisch“, zischte sie Antonio ins Ohr.
„Nein, offensichtlich verwechselst du mich mit Giovanni.“ Er ließ Isabella nicht aus den Augen. Trotz ihrer kämpferischen Haltung stand ihr die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben.
Was hatte er nur angerichtet? Wie würde er sie je davon überzeugen können, dass er seinen hinterhältigen Plan längst aufgegeben hatte?
Inzwischen wollte er Isabella wirklich heiraten und ihr Kind adoptieren. Doch Isabella würde ihm nun nicht mehr glauben, dass er dies aus Liebe tun wollte – und das konnte er ihr kaum verübeln.
„Isabella!“, versuchte es Maria noch einmal, verstummte unter Isabellas verächtlichem Blick jedoch sofort.
„Mama, lass uns jetzt bitte allein. Isabella und ich müssen uns aussprechen.“
Auch Maria fühlte natürlich die ungeheure Spannung und blickte Antonio unsicher an. „Ich halte das in dieser Situation für keine gute Idee.“
Er biss sich auf
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