Julia Extra Band 375
neugierigen Seitenblick zu.
„Ich bin total begeistert!“, antwortete Layla enthusiastisch. „Besonders von der großen Grünanlage mit angrenzendem Abenteuerspielplatz, die du dir für das Grundstück vorstellst.“
„Und du befürchtest nicht, dass die Kinder die Pflanzen mutwillig wieder ausreißen?“
„Ganz im Gegenteil. Gib den Menschen einen Ort zum Leben, der nicht nur praktisch, sondern auch schön ist, und sie werden alles tun, um seine Schönheit zu erhalten. Davon bin ich fest überzeugt. Die meisten Kinder, die ich kenne, lieben Pflanzen und Blumen, und wenn ihnen jemand zeigt, wie man sie pflegt und großzieht, werden sie sie nur noch mehr lieben.“
„Dann haben die Pflanzen also Ihre persönliche Zustimmung, Miss Jerome?“
Laylas blasse Wangen überzogen sich mit einem reizenden Pink. „Du brauchst meine Zustimmung zwar nicht, aber ich freue mich trotzdem, dass du mich nach meiner Meinung gefragt hast.“
„Es gibt noch etwas, das ich dir zeigen möchte, bevor ich dich zurückbringe. Es ist eine ziemlich nichtssagende Seitenstraße in einem der besonders heruntergekommenen Viertel, für die ich ebenfalls ein paar Ideen in petto habe.“
Während der Fahrt zu dem Ort, an dem er groß geworden war, spürte Drake einen bleiernen Druck auf der Brust. Dennoch versuchte er, durch die maroden Fassaden der verlassenen viktorianischen Häuser hindurchzublicken und sich die moderneren, attraktiveren Gebäude vorzustellen, die er hier stattdessen errichten wollte.
„Ist das die Straße, von der du gesprochen hast?“, wollte Layla wissen, als er den Wagen vor einer verlassenen Einfahrt parkte.
„Ja. Kennst du jemanden, der hier gewohnt hat?“ Drake betete im Stillen, dass dem nicht so war. Er wollte nicht, dass ihr Bild von ihm durch irgendwelche Klatschgeschichten über seine Familie getrübt wurde.
„Das nicht, aber ich weiß, dass beim Stadtrat eine Petition dafür eingereicht wurde, die alten Häuser zu erhalten und zu sanieren.“
Drake verzog leicht die Lippen. „Ich habe davon gehört. Eine gut gemeinte Kampagne, aber ich fürchte, dieser Antrag ist bereits abgelehnt worden.“
„Und mit welcher Begründung?“
Laylas bestürzter Gesichtsausdruck brachte Drake für einen Moment aus der Fassung. „Weil die komplette Straße bereits an einen Privatinvestor verkauft worden ist, der beabsichtigt, hier einen zeitgemäßeren Wohnkomplex bauen zu lassen.“
„Wann hast du das gehört?“ Die großen braunen Augen, die ihn vom ersten Moment an in ihren Bann gezogen hatten, waren vor Schreck und Ungläubigkeit geweitet.
„Das muss so etwa drei Monate her sein … ungefähr zu dem Zeitpunkt, als ich mein Kaufangebot einreichte.“
Layla biss sich auf die Lippen und strich sich mit einer mechanisch wirkenden Geste das Haar zurück. „Dann bist du also dieser Privatinvestor?“
„So ist es.“
„Und du planst ernsthaft, diese historischen Gebäude niederzureißen und durch billige, charakterlose Apartmentblöcke zu ersetzen?“
„Ich hoffe doch, dass ich etwas Besseres zustande bringe“, meinte er trocken. „Bisher habe ich jedenfalls noch nichts gebaut, das billig und charakterlos wäre. Mein Bestreben war immer, Räume zu schaffen, die ihre Besitzer erfreuen. Und um dieses Ziel zu erreichen, verwende ich nur die besten Materialien und engagiere ausschließlich Handwerker, die auch in der Lage sind, meine Ideen in der entsprechenden Qualität umzusetzen.“
„Mag sein, aber die Viktorianer verstanden es, Häuser zu bauen, die der Zeit standhielten und außerdem elegant waren. Und du solltest wissen, dass ich eine der Bürgerinnen war, die die Petition unterschrieben haben. Wenn du hier wirklich Verbesserungen erreichen willst, warum investierst du nicht lieber in die Instandsetzung dessen, was schon da ist?“
„Weil ich lieber baue, anstatt zu renovieren, deshalb.“
„Ich verstehe das nicht. Wieso sträubst du dich so gegen das Renovieren?“
Drake hatte keine Lust, es zu erklären. Außerdem fand er, dass Layla sich ganz schön weit aus dem Fenster lehnte. Schließlich war er nicht ohne Grund als leitender Architekt für dieses Projekt engagiert worden.
„Ich fahre dich jetzt besser zum Café zurück“, murmelte er.
Layla hob kämpferisch das Kinn. „Warum antwortest du nicht auf meine Frage? Wenn du schon vorhast, eine ganze Straße niederzureißen, könntest du wenigstens deine Gründe dafür nennen.“
Drake atmete tief durch, um sich zur Ruhe zu zwingen.
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