Julia Extra Band 375
doch …“, Liz stolperte fast vor Schreck.
Charles zuckte mit den Achseln. „Es ist gute PR.“
Nur schien es ihm beinahe peinlich zu sein, dass sie davon erfahren hatte. Es war nicht die Reaktion eines Mannes, der Publicity für seine Wohltätigkeit wollte. „Ich bin beeindruckt“, sagte sie dennoch.
Charles schlug die Augen nieder. Als er wieder aufsah, waren sie von einem weichen Kobaltblau und eine Dankbarkeit lag in ihnen, die Liz’ Meinung nach gar nicht nötig war. „Vielen Dank, Miss Strauss. Ihre Anerkennung bedeutet mir viel.“
Er meinte es ernst und die Tatsache, dass ihre Meinung ihm nicht egal war, erfüllte ihren gesamten Körper mit Wärme. Alles an dieser Nacht fühlte sich plötzlich anders an. Sie fühlte sich anders. Etwas hatte sich in ihrem Inneren verändert. Die Mauer hatte einen Riss bekommen und ihr Herz, das sie so lange geschützt hatte, öffnete sich.
Mit bebenden Fingern streckte sie die Hand nach seiner aus und strich sacht darüber. Charles sog bei der Berührung die Atemluft ein, im nächsten Moment spürte sie, wie sich seine Finger um ihre schlangen. „Müssen Sie nicht Ihren Sohn nach Hause fahren?“
Sie schüttelte mit dem Kopf. „Er hat eine Verabredung mit Victoria. Warum?“
Ein zaghaftes hoffnungsvolles Lächeln erschien auf Charles’ Gesichtszügen. „Hätten Sie Lust, einen wirklich guten Martini zu probieren? Nur einen Drink“, fügte er schnell hinzu. „Ganz zwanglos.“
Der Schauer, der sie jetzt überkam, war heiß und ließ in ihr eine Vorahnung zurück. „Das wäre sehr schön.“
Charles’ Penthouse befand sich in einem Wohnkomplex am Ufer des Androscoggin River. Die verschiedenen Gebäude der ehemaligen Textilfabrik waren vor einem Jahr zu Wohnungen umgebaut worden. Sie sah sich erstaunt um. Alles war glatt und modern und die Räume waren mindestens vier Meter hoch. Diese Wohnung war der Traum eines jeden Designers. Die Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten und so schwarz waren wie die Nacht draußen, reflektierten die Möbel im Raum wie riesige Spiegel.
„Wow. Das ist unglaublich!“, sie war zu beeindruckt, um mehr sagen zu können.
Doch bei allem Glanz und Überfluss fühlten sich die Räume leer an. Wie in Charles’ Büro hingen keine Bilder an den Wänden und nirgends waren Dinge mit persönlichem Anstrich zu sehen. Das Gemälde über dem Kamin war noch nicht einmal aufgehängt worden; es stand gegen die Wand gelehnt auf dem Kaminsims. Eine gekonnte Art, das Bild in Szene zu setzen. Doch Liz hatte den Eindruck, dass es Charles vielmehr um Zweckmäßigkeit ging. Er konnte morgen wegziehen und würde keinen Tag brauchen, um alles zusammenzupacken.
Liz’ Überschwang ließ etwas nach.
„Ich bewahre die Spirituosen in der Küche auf“, sagte er zu ihr und führte sie um eine Ecke in eine Designerküche, die doppelt so groß wie ihre eigene war. Er öffnete den Herd. „Shepherd’s Pie“, sagte er und schloss die Klappe wieder. „Wie gesagt, meine Haushälterin hat eine Vorliebe für Hackfleisch.“
Dann holte er zwei Gläser und einen Mixbecher aus einem der überdimensionalen Schränke. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass diejenigen, die die Wohnung konzipiert haben, von einem Basketballteam ausgegangen sind“, sagte er. „Wie dem auch sei, Sie erinnern sich sicher noch daran, dass ich neulich sagte, einen Martini zu mixen sei eine Kunst.“
Auf der Arbeitsplatte stand eine sehr teure Flasche Gin. „Und Sie beherrschen diese Kunst?“
„Nicht im Geringsten“, antwortete er mit ernstem Gesicht. „Aber ich habe so viel geübt, dass ich schon ziemlich gut bin. Das Wichtigste ist das Mischverhältnis von Wermut und Gin. Der Schlüssel ist das Gleichgewicht. Es muss genau die richtige Menge Wermut sein, um den Geschmack des Gins zu unterstreichen, aber nicht so viel, dass er den Gin überdeckt.“
Liz stützte ihr Kinn auf die Hand und beobachtete fasziniert, wie er die beiden Flüssigkeiten in den Mixbecher goss. „Ich hatte keine Ahnung, dass das eine so komplizierte Wissenschaft ist.“
Er schenkte die Flüssigkeit ein, legte einen Zahnstocher mit einer Olive in jedes Glas und reichte ihr eins. „Probieren Sie!“
Das tat sie. Der eiskalte Gin brannte ihr auf der Zunge.
„Das ist übrigens der Moment, in dem Sie sagen, dass er perfekt ist.“
„Okay“, erwiderte sie und nahm noch einen Schluck. „Er ist perfekt. Mahoney’s kommt da nicht einmal annähernd heran.“
„Das habe ich Ihnen doch
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