Julia Extra Band 376
zusammen.“
Er machte ein zweifelndes Gesicht, als wäre das kompletter Unsinn. „Aber wir können doch Freunde sein und miteinander reden, oder?“
„Sicher.“
„Da zähle ich auf dich, weißt du.“
Genau das war das Problem. „Max …“
„Hör zu, Kayla. Ich weiß nicht, was ich hier soll.“ Sein Blick wirkte hart und zugleich sehr verletzlich. „Und ich bin nicht sicher, ob ich diese ganze Prinzengeschichte hier aushalte. Das ist einfach nicht mein Ding.“
„Oh.“ Das hätte sie sich denken können. Aber trotzdem wollte sie, dass er seine Chance nutzte.
„Ich werde es versuchen“, erklärte er. „Vorerst. Aber ich habe dabei kein besonders gutes Gefühl. Den größten Teil meines Lebens habe ich auf der anderen Seite des gesellschaftlichen Grabens verbracht, und ich weiß nicht, ob ich mich wirklich anpassen kann.“
„Natürlich kannst du das, Max. Du warst von Anfang an dazu bestimmt, ein Prinz zu sein. Verstehst du das denn nicht? Die Phase, als du auf der Straße gelebt hast, war der Fehler.“
„Da bin ich mir nicht so sicher.“ Leise fuhr er fort: „Manchmal denke ich, dass ich nie eine Familie gehabt habe, weil ich keine verdiente. Ich war ein Außenseiter. Ein ziemlich übler Typ.“ Er schaute zu ihr auf. „Und vielleicht habe ich diese familiäre Liebe nie bekommen, weil ich eben nicht liebenswert bin.“
„Max! Wie kannst du das sagen? Die Frauen lieben dich!“
Einen Moment lang sah er sie an, ehe er schief lächelnd erwiderte: „Das ist keine Liebe, Kayla. Das ist etwas völlig anderes.“
Sie war erstaunt. Wer hätte gedacht, dass Max selbst den Unterschied so klar erkennen würde? Dennoch schien er seinen positiven Seiten gegenüber blind zu sein. Er war immer so sorglos und charmant. Sie hatte nie geahnt, dass er im Innersten eine solche Unsicherheit verbarg. „Ach, komm schon. Wie haben wir dich immer genannt? Mr Casanova. Jeden Abend ein neues Mädchen im Arm.“
Er seufzte bedauernd. „Das ist es ja.“ Er trank einen großen Schluck von seinem Bier und blickte ins Leere. „Jede Menge neue Mädels, aber keine echte Liebe.“
Kayla konnte kaum glauben, dass ein so anziehender und attraktiver Mann meinte, er könnte nicht die Richtige finden. Am liebsten hätte sie mit ihren Fingern durch sein dichtes, goldbraunes Haar gestrichen. „Bist du denn noch nie verliebt gewesen?“
„Eigentlich nicht.“ Er überlegte. „Nicht so wie du und Eddie.“ Lächelnd verzog er die Mundwinkel. „Ich habe euch beide oft beobachtet und dabei gedacht, dass ich euch genauso hasse wie liebe.“
„Ach, Max.“
„Du weißt schon, was ich meine. Es war reine Eifersucht. Ihr beide wart so ein harmonisches Paar. So innig verbunden …“ Er brach ab.
Innig verbunden. Ja, genauso war es. Als sie Eddie begegnet war, hatte Kayla ihr Glück kaum fassen können. Sie trafen sich im Aufzug ihres Pariser Wohnblocks. Während sie hochfuhren, stiegen immer mehr Leute aus, bis sie zum Schluss allein waren und sich vorsichtig anschauten. Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen. Und als sie endlich ihre Etage erreichten, gab Eddie zu, dass er schon vier Etagen früher hätte aussteigen müssen. Wo er nun schon oben war, lud sie ihn zu einem Kaffee ein, und zwei Monate später waren sie verheiratet.
Als Eddie starb, hatte Kayla geglaubt, ihr Leben sei vorbei. Sie fühlte sich wie in einem dunklen, bedrohlichen Nebel, suchte wie blind nach einem Ausweg aus ihrem Schmerz. Tagelang war sie von dem Gedanken besessen gewesen, Eddie irgendwie zu folgen. Doch dann hatte sie gemerkt, dass sie auch noch an ein anderes Wesen denken musste.
„Erinnerst du dich noch?“ Max’ Stimme klang erstickt.
„An viel zu viel“, antwortete sie leise.
„Ich auch.“ Er trank sein Bier aus und sah sie an. „Ich denke jeden Tag an Eddie.“
Kayla schloss die Augen und nickte. „Ich auch.“
Sie musste ihre Tränen zurückhalten. Einen Augenblick lang rief sie sich ins Gedächtnis zurück, wie es gewesen war, mit Eddie verheiratet zu sein. Jeden Tag Sonnenschein. Champagner zum Frühstück. Spaziergänge am Strand und barfuß Reggae tanzen. Mit offenem Verdeck fahren. Liebe am Nachmittag. Eddie war einfach wunderbar gewesen.
Aber sie durfte nicht zu viel an ihn denken, weil ihr das die Kraft zum Leben nahm.
„Weißt du noch, wie wir in der Bucht segeln waren?“, fragte Max. „Als dein Strohhut weggeflogen ist und Eddie und ich ins Wasser gesprungen sind, um ihn zu retten?“
Kayla zwang
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