Julia Extra Band 376
sich zu einem Lächeln. „Ja. Da haben wir auch ein Picknick auf dieser kleinen Insel gemacht und einen Haufen Kirschen gegessen.“
„Und danach lagen wir eine Stunde lang stöhnend am Strand, weil wir solche Bauchschmerzen hatten.“
„Ich dachte, ich sterbe“, meinte sie belustigt.
Max lachte. „Ich auch.“
Plötzliche Stille trat ein. Eddie war derjenige, der nicht lange nach diesem sonnigen Nachmittag gestorben war.
Wieder schloss Kayla die Augen. Es war nicht gut, an all diese Dinge zu denken. Wenn sie nicht aufhörten, würde irgendetwas Dummes passieren. Trotzdem kamen die Worte wie von selbst.
„Ich weiß noch, wie du und Eddie in die großen Gewitterwolken hineingeflogen seid“, sagte sie leise. „Wie zwei Falken am Himmel. Es war beängstigend und grandios zugleich. Mich überlief dabei jedes Mal ein Schauer, und ich konnte kaum atmen. Ihr wart Engel, die in die Gefahrenzone flogen. Und immer, wenn ihr wieder erfolgreich zurückkamt, war dies ein neuer Sieg für die Gerechtigkeit in der Welt.“ Ihre Stimme klang erstickt. „Ich war so stolz auf euch.“
Max antwortete nicht, sondern schaute weg.
„Alle waren stolz auf euch“, fuhr Kayla fort. „Ihr wart Helden. Die Besten.“ Sie musste schlucken, ehe sie über den Couchtisch hinweg Max’ Hand nahm. „Und an diesem einen dunklen Regentag im November seid ihr wie immer zusammen gestartet, aber dann bist du allein zurückgekommen.“
Sie wunderte sich, dass sie keine Tränen in den Augen hatte wie sonst. „Ich stand da und sah nur deine Maschine zurückkommen, und tief in meinem Herzen wusste ich, was das zu bedeuten hatte. Aber ich wollte es nicht wahrhaben. Die ganze Zeit habe ich gedacht: ‚Nein, er kommt noch. Er hatte bloß einen Motorschaden oder ist in die falsche Richtung geflogen oder …‘“ Sie brach ab und holte tief Luft. „Ich habe zum Horizont gestarrt und darauf gewartet, dass dieser schwarze Punkt am Himmel auftaucht.“
Ihre Worte schienen im Raum widerzuhallen, und beide saßen still da, während sie darauf warteten, dass der Schmerz nachließ.
„Eddie war der beste Mensch, den ich jemals gekannt habe“, sagte Max schließlich mit rauer Stimme. „Ich hätte an seiner Stelle sein sollen.“
„Nein.“ Kayla hielt seine Hand mit ihren beiden fest.
„Er war aufrichtig, ehrlich und mutig. Nicht so wie ich.“
„Nein“, erwiderte sie heftig. „Das darfst du niemals sagen.“
Sein Gesicht war schmerzverzerrt. „Kayla. Es hätte mich treffen sollen.“
Auf einmal saß sie neben ihm auf dem Sofa, ohne dass sie wusste, wie sie dort hingekommen war. Sie umschloss sein Gesicht mit beiden Händen und schaute ihm direkt in die Augen. „Eddie war ein wunderbarer Mensch. Aber das bist du auch. Du bist genauso gut und wertvoll.“
Er wich zurück. „Ich würde alles dafür geben, wenn ich ihn zurückhaben könnte.“
„Nein, Max. Man kann mit dem Schicksal keine Tauschgeschäfte machen“, widersprach sie. „Was passiert, passiert nun einmal. Wir müssen es akzeptieren und so damit umgehen, dass wir dadurch zu besseren Menschen werden.“
„Ja, schon.“ Er wollte sich ihr entziehen, doch sie ließ es nicht zu. „Aber es hätte nicht Eddie sein dürfen. Nicht er.“
Kayla vergrub die Finger in seinem Haar, und er sah sie an. Er würde sie küssen, das wusste sie. Und auch, dass sie ihn davon abhalten sollte. Sie versuchte es, aber als Max sie sanft an sich zog, seufzte sie nur und hob ihm ihren Mund entgegen.
Es war ein elektrisierender Moment. Sie kamen zusammen, als wäre es unvermeidlich gewesen. Als wären sie einer geradezu magnetischen Anziehungskraft ausgesetzt, gegen die sie machtlos waren. In diesem Augenblick gehörte Max ihr, und Kayla war bereit, sich ihm erneut hinzugeben. Genau wie damals. Sie drängte sich an ihn und wartete auf die Berührung seiner Lippen.
Sein Gesicht kam immer näher. Sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Mund. Langsam schloss sie die Augen.
Da wurde plötzlich die Tür ihres Apartments aufgestoßen, und Pellea stürmte herein wie eine Walküre.
Max und Kayla starrten sie mit offenen Mündern an, während sie sich noch in den Armen hielten. Böse funkelte die Königin die beiden an, die Hände in die Hüften gestemmt. Hinter ihr fiel krachend die Tür ins Schloss.
„Was zum Teufel geht hier vor sich?“, fragte sie herausfordernd.
Ohne Kayla loszulassen, gab Max finster zurück: „Klopft hier eigentlich nie jemand an?“
„Das musst du gerade sagen“,
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