Julia Extra Band 376
sehr geliebt. Alle haben ihn geliebt. Er ist ein wunderbarer Mensch gewesen.“ Sie nahm Pelleas Hand. „Bitte, versteh doch. Max und ich waren nie …“ Erschrocken unterbrach sie sich, weil es nicht stimmte. Und sie wollte Pellea auf keinen Fall anlügen.
Doch diese schien nichts zu merken. Sie nickte mitfühlend. „Gut. Ich verstehe, Kayla. Und es tut mir leid, wenn ich euch zu nahegetreten bin.“ Ihr liebevolles Lächeln war immer ihr Markenzeichen gewesen, doch in letzter Zeit sah man es nicht mehr sehr oft. „Es wird nicht wieder vorkommen.“
„Danke.“ Kayla lächelte zurück, obwohl sie ein schlechtes Gewissen hatte.
Im Augenblick schien es, als würde nur sie sich daran erinnern, was damals in der Nacht in Trialta geschehen war. Das sollte auch so bleiben. Aber dafür musste sie sich möglichst von Max fernhalten. Vielleicht sollte sie sich um einen weiteren Auftrag auf dem Kontinent bewerben, bei dem sie Teddy mitnehmen konnte. Eine gute Idee. Sie würde das Schloss einfach für eine Weile verlassen.
„Hat er dir erzählt, warum man in Mercuria will, dass er zurückkommt und sich einem Gerichtsverfahren stellt?“, erkundigte sich Pellea.
„Nein. Offenbar weiß er es selbst nicht.“
„Hmm.“ Sie wirkte nicht überzeugt. „Das ist ein echtes Problem für uns. Wir sind dem Land eine Menge schuldig. Sie haben uns im Krieg unterstützt, und ohne sie hätten wir vielleicht nicht gesiegt. Jetzt, da wir eine Art Waffenruhe mit den Granvillis haben, können wir über Mercuria mit ihnen kommunizieren. Die Mercurianer sind starke Verbündete. Ich kann eine solche Anfrage von ihrer Seite nicht einfach ignorieren. Sonst stehen sie uns beim nächsten Mal nicht mehr bei.“
Kayla war besorgt. Sie zogen doch nicht etwa in Betracht, Max an Mercuria auszuliefern, oder?
„Schickt doch Diplomaten hin“, schlug sie vor.
„Oh ja, absolut.“ Pellea lächelte flüchtig. „Wegen dieser Angelegenheit bin ich wirklich sehr beunruhigt. Ich werde bald eine Stellungnahme abgeben müssen. Max sollte unbedingt offen und ehrlich mit mir reden. So oder so bleibt uns nichts anderes übrig, als entweder ihre Forderungen zu erfüllen oder sie irgendwie zu besänftigen.“
„Ihre Forderungen erfüllen?“, wiederholte Kayla erschrocken.
„Besänftigen ist wahrscheinlich sicherer“, meinte Pellea. „Der Himmel weiß, was er anstellt, wenn wir ihn dorthin zurückschicken.“
So schlimm ist Max nun auch wieder nicht, fand Kayla. Ein bisschen unkonventionell, das schon. Aber soweit sie ihn kannte, war er auf jeden Fall einer von den Guten.
Kopfschüttelnd fuhr Pellea fort: „Gestern Abend, als er auf dem Ball meiner Großtante Judis, der alten Herzogin, vorgestellt wurde, habe ich befürchtet, dass er jeden Moment so etwas von sich gibt wie: ‚Hey, Schätzchen, da Sie gerade stehen, würden Sie mir vielleicht mein Glas auffüllen?‘“
Kayla machte große Augen. „Das hat er nicht getan!“
„Nein.“ Pellea zog die Augenbrauen hoch. „Aber er hat irgendwas an sich, dass ich ständig Angst habe, so etwas könnte passieren.“
Kayla wusste genau, was sie meinte. „Er hat eben nicht den richtigen Instinkt.“
„Ganz genau.“
„Er wird es sicher noch lernen.“
Pellea seufzte. „Natürlich. Aber wir können nicht so lange warten, bis sich das von selbst entwickelt. Also werde ich ihm eine gute Lehrerin zur Seite stellen.“
„Tatsächlich?“ Kayla versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen. Es war richtig so. Max musste lernen, seinen Platz in der königlichen Familie einzunehmen, und je weiter sie sich von ihm fernhielt, desto besser. „Wer ist es?“
Gereizt sah Pellea sie an. „Eine wundervolle Frau, die für diese Aufgabe wie geschaffen ist. Nur ist sie leider manchmal ein bisschen schwer von Begriff. Eine Frau, die er respektiert, und für die er große Zuneigung empfindet.“
„Ach ja?“ Kayla war erstaunt. „Kenne ich sie?“
Pellea warf die Hände in die Luft. „Du bist das, herrje. Und du hast genau eine Woche, um die wundersame Verwandlung zu vollbringen.“
Max dachte lange darüber nach, was er Pellea sagen sollte. Als er ins Büro kam, hatte er beschlossen, ihr zumindest das Wesentliche über seinen Aufenthalt in Mercuria zu erzählen. Vielleicht konnte sie ja eine Art Verschwörung daraus erkennen.
„Guten Morgen, Eure Majestät“, sagte er gut gelaunt. Sie erhob sich, um ihn zu begrüßen, und er küsste sie auf beide Wangen.
„Du hast Kayla gerade verpasst.“ Sie
Weitere Kostenlose Bücher