Julia Extra Band 376
Raum. Kurz darauf schloss sich die Wohnungstür hinter ihr.
Max und Kayla waren wieder allein.
Mit großen Augen sah sie ihn an. „Was hast du getan?“
Das Ganze war schon beinahe komisch. Vielleicht würden sie alle irgendwann darüber lachen. Aber nicht heute.
„Ich habe keinen blassen Schimmer.“ Als er den zweifelnden Ausdruck in ihren Augen sah, fluchte er leise. „Ich habe viele Dinge getan, Kayla. Aber nichts erschien mir jemals so schlimm, dass ich dafür eine Gefängnisstrafe verdient hätte. Oder den Tod. Doch man weiß ja nie. Die Leute nehmen manches ernster, als man glaubt.“
Verwundert schüttelte sie den Kopf. „Mercuria ist ein kleines Land, an das man kaum je denkt. Es ist ja noch kleiner als Ambria. Worüber können sie so aufgebracht sein?“
Er zuckte die Achseln, leicht verärgert, dass ihm anscheinend niemand Glauben schenken wollte. Andererseits hatte er auch keinen Anlass gegeben, ihm zu vertrauen.
„Um dazu etwas sagen zu können, brauche ich mehr als mein Bild auf einem Fahndungsplakat.“ Max schaute Kayla lange an, ehe er erneut die Achseln zuckte und zur Tür ging. „Ich wüsste gern, worin mein Verbrechen genau bestehen soll“, sagte er leichthin. „Man sollte wissen, was einem vorgeworfen wird, damit man sich verteidigen kann. Eine juristische Grundregel.“
Er drehte sich noch einmal um und zwinkerte ihr zu, ehe er das Apartment verließ und auf den Schlosskorridor hinaustrat.
Kayla, die ihm nachblickte, atmete tief durch. Max hatte also Geheimnisse.
Nun ja, da war er nicht der Einzige.
Als Kayla am nächsten Morgen zur Arbeit kam, traf sie die Königin in ihrem Büro an, wo sie sich einen Streit zwischen einer Küchenhilfe und dem königlichen Chefkoch anhörte. Die Frau beschwerte sich, dass der ältere Mann ihr versprochen habe, sie weiter auszubilden. Doch jetzt würde er all seine Zeit nur damit verbringen, der hübschen neuen Konditorin extra Schulungen zu geben.
„Wer hätte gedacht, dass ich mich als Königin mit solchen Querelen befassen muss?“, beklagte Pellea sich anschließend bei Kayla. „Ich könnte genauso gut im hiesigen Kaufhaus arbeiten.“ Sie seufzte. „Aber die Frau tut mir leid. Er hat ihr falsche Versprechungen gemacht.“
„Lass den Küchenchef zu einem Gespräch kommen. Sag ihm, seine gegrillten Jakobsmuscheln mit Rosmarin seien göttlich. Dann erwähnst du nebenbei, dass Berichte über die Bevorzugung bestimmter Mitarbeiter einen Vermerk in seiner Personalakte nach sich ziehen würden“, riet ihr Kayla. „Und um ganz sicherzugehen, dass die Botschaft auch ankommt, mach ihm deutlich, Knutschereien in der Besenkammer seien absolut indiskutabel.“
„Du hast immer einen so klaren Blick für alles“, meinte Pellea anerkennend. „Ich weiß genau, warum ich dich eingestellt habe.“
Dann setzte sie sich Kayla gegenüber an ihren Schreibtisch. „Also, gehen wir die Sache an. Muss ich mir über irgendetwas Sorgen machen?“
Kayla setzte eine unschuldige Miene auf. „Inwiefern?“
Pellea warf ihr einen ungeduldigen Blick zu. „Ich denke, du weißt, wovon ich spreche. Ich habe Pläne für Max. Daher wäre es wohl am besten, wenn wir alle unsere Karten auf den Tisch legen, findest du nicht?“ Da fiel ihr etwas ein. „Wo war übrigens dein Baby gestern Abend? Ich habe nichts von dem Kleinen gesehen.“
„Er hat bei meiner Schwester geschlafen, die ja bei mir in der Nähe wohnt.“
„Oh.“ Pellea wirkte noch immer skeptisch.
Kayla beugte sich vor. „Nein, es ist nicht so, wie du denkst. Teddy übernachtet oft bei Caroline, wenn ich lange arbeite. Sie passt tagsüber auf ihn auf, und ihr kleiner Sohn ist im selben Alter wie meiner. Teddy hatte schon geschlafen.“ Plötzlich merkte sie, dass sie viel zu viel erklärte – so, als hätte sie ein schlechtes Gewissen. Darum fügte sie nur noch hinzu: „Ich hatte keine Ahnung, dass Max vorbeikommen würde.“
Prüfend sah Pellea sie an. „Wie eng wart ihr zwei früher befreundet?“
„Wir waren sehr gute Freunde.“ Seufzend erwiderte sie den Blick der Königin. „Was du gesehen hast, als du gekommen bist, hatte nichts zu bedeuten. Wir haben uns nur gemeinsam an Eddie erinnert und uns gegenseitig getröstet, weil wir ihn auf diese Weise verloren haben.“
Nachdenklich wiegte Pellea den Kopf. „Für mich sah es nach etwas anderem aus.“
Kaylas Herzschlag beschleunigte sich unwillkürlich. „Ich habe meinen Mann geliebt, Pellea. Er war mein Leben. Max hat ihn auch
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