Julia Extra Band 376
anfangen.“
Er hob die Schultern. „In der Beschwerde wurde nichts davon erwähnt. Also liege ich vielleicht falsch, und es geht gar nicht darum.“
Kayla blieb stehen. „Aber du glaubst es nicht.“
Düster erwiderte er: „Wen interessiert es, was ich glaube? Was zählt das schon?“
„Selbstverständlich zählt das. Wie sollen wir diese ganze Sache klären, wenn wir bloß irgendwelche Theorien aufstellen, ohne ihnen auf den Grund zu gehen?“
Als sie die Qual in seinen Augen sah, wurde sie sanfter und nahm seinen Arm. „Egal, was sie dir vorwerfen, und egal, was letztendlich dabei herauskommt, wir kriegen das hin. Niemand wird dich hier vertreiben. Das lassen wir nicht zu.“ Kayla hielt seinen Blick fest. „Das lasse ich nicht zu.“
Max umfasste ihr Kinn und fuhr mit den Fingerspitzen über ihre Wange. Er sagte nichts, aber seine Augen sprachen Bände: Ich brauche dich, Kayla. Verlass mich nicht. Ich will nicht ohne dich leben. Nie mehr.
Sie erkannte es so klar, als hätte er die Worte ausgesprochen. Zugleich sah sie jedoch auch Reue und Verleugnung. Er hatte ihr seine wahren Gefühle gezeigt, aber sie wusste, weshalb er ihnen nicht folgen konnte.
Dann ließ Max die Hand sinken und schaute weg.
Kayla rückte ein wenig von ihm ab. „Erzähl mir von dem Pferd“, forderte sie ihn auf.
Er wandte sich ab. Dann straffte er die Schultern. „Lass uns erst etwas essen gehen. Wo ist das nächste Lokal?“
Sie führte ihn zu einem Fast-Food-Restaurant in der Nähe des Schlosses, überall Chrom und Neonlichter. Der Raum war in grellen Farben gehalten und von lauter, aggressiver Musik erfüllt.
Max blickte sich um, ehe er belustigt zu Kayla hinunterschaute. „Willst du mir etwa weismachen, dass dies dein Lieblingsrestaurant ist?“, fragte er skeptisch.
Sie hob das Kinn, wobei sie ein Lächeln unterdrückte. „Hey, ich bin ständig hier. Außerdem wolltest du etwas in der Nähe.“
Max überlegte. „Okay, wie wäre es mit dem nächsten Ort, wo man etwas Anständiges zu essen kriegt und sich auch noch halbwegs ruhig unterhalten kann?“
„Alles klar.“ Kayla führte ihn um zwei Ecken und zu einer ruhigeren Seitengasse. „Was hältst du davon?“
Sie hatte vermutet, dass die Teestube vielleicht ein bisschen zu edel war für seinen Geschmack.
Doch Max lächelte zustimmend. „Sieht gut aus“, meinte er.
Kayla lachte. „Ich hätte nicht gedacht, dass du dich für Sandwiches begeistern kannst.“
„Da sieht man mal, wie wenig du mich kennst“, gab er zurück und hielt ihr die Tür auf.
Auf jedem Tisch lag ein Tischtuch mit Spitze. Der Tee wurde in zerbrechlichen Tassen serviert, und Mädchen in viktorianischen Kostümen reichten Tabletts mit Scones und kleinen Sandwiches von Tisch zu Tisch. Im Hintergrund lief klassische Musik. Kayla freute sich. Genau das, was sie brauchten, um ihre angespannten Nerven zu beruhigen.
Sie setzten sich, gaben ihre Bestellung auf und sahen sich lächelnd über den Tisch hinweg an.
„Wir sind hergekommen, um zu reden“, meinte sie dann.
„Ja.“ Max seufzte. „Was war noch mal das Thema?“
„Das Pferd.“
„Richtig, das Pferd.“ Mit völlig unschuldigem Blick erklärte er: „Okay, ich habe das Pferd gestohlen.“
„Was?!“, rief sie aus. „Ich dachte, du wolltest mich überzeugen, dass es sich dabei um ein Missverständnis handelt.“
„Da gibt’s kein Missverständnis. Ich habe es gestohlen.“ Er nahm ihre Hand. „Aber ich hatte gute Gründe dafür.“
„Ach, Max.“ Kayla stöhnte frustriert.
„Ich werde dir erzählen, wie es dazu kam.“
„Ich höre.“
Er zog seine Hand zurück und blickte zur Wand. „Während meines Aufenthalts in Mercuria hatte ich ein Zimmer bei einer Familie gemietet. Die Minderts waren früher einmal recht wohlhabend gewesen, hatten jedoch durch unglückliche Umstände ihr ganzes Geld verloren. Aus den guten alten Tagen war ihnen außer ihrem Haus und ihrem Land nur noch ein Stall mit drei prachtvollen, preisgekrönten Palomino-Pferden geblieben. Und es kostete Dirk Mindert große Mühe, genug zu verdienen, um sie noch zu halten.“
Seine Augen verdunkelten sich. „Die ganze Familie hatte nur ein Ziel: diese Pferde zu behalten. Aber in der Zeit, in der ich bei ihnen war, mussten sie zwei davon verkaufen, weil sie die Kosten für den Unterhalt einfach nicht mehr aufbringen konnten. Sie waren kurz davor, auch noch ihr Haus zu verlieren.“ Traurig schüttelte Max den Kopf.
„Ich hätte ihnen gern
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