Julia Extra Band 376
Testament Ihres Großvaters eröffnet wurde und wir entdeckten, dass Sie seine rechtmäßige Erbin sind. Nach allem, was er vor seinem Tod über die angebliche Enterbung Ihrer Mutter hatte verlautbaren lassen, spielte Ihr Zweig der Familie bis dahin in unseren Überlegungen gar keine Rolle.“
Es klang, als wäre ihre Familie eine unliebsame Komplikation in seinem Masterplan. „Und was hat dieses Testament mit Ihrer Heirat zu tun?“, fragte sie empört.
„Der erwähnte Heiratskontrakt ist in jedem Fall bindend“, erklärte Raul. „Zuvor waren sämtliche Ahnenforscher und Anwälte überzeugt, dass die Linie Ihres Großvaters mit ihm aussterben würde. Deshalb schlug die Nachricht, dass er eine Enkelin hat, die keineswegs enterbt worden ist, wie eine Bombe ein. Sie sollten dankbar sein, dass wir Sie ausfindig gemacht haben, bevor die Presse Wind von der Sache bekommt. Andernfalls wären Sie hier schon von Reportern der Klatschpresse umringt.“
„Sie übertreiben.“ Luisa kämpfte ihre aufsteigende Panik nieder. „Ich habe nichts mit Ihrer Hochzeit zu schaffen.“
Raul zog vielsagend die Brauen hoch. „Dem Heiratskontrakt liegen altertümliche, aber leider immer noch gültige Rechtsvorschriften zugrunde, die festlegen, dass ich in jedem Fall daran gebunden bin, die Prinzessin von Ardissia zu heiraten.“ Er machte eine bedeutungsschwere Pause, bevor er hinzufügte: „Wer immer das ist.“
Luisa wich entsetzt zurück. „Sie sind ja verrückt! Ich habe niemals irgendeinen Vertrag unterschrieben.“
„Das tut nichts zur Sache. Das Dokument ist dennoch rechtskräftig.“ Raul war anzusehen, wie wenig begeistert auch er von der Sachlage war. „Die besten Juristen des Landes haben sich darüber den Kopf zerbrochen und keinen Ausweg gefunden.“
Luisa schüttelte heftig den Kopf. „Auf keinen Fall! Egal, was Ihr Vertrag festlegt, Sie können mich nicht einfach mitnehmen als …“
„Meine Braut?“
Zwei Worte, die etwas Unvorstellbares beschrieben.
„Glauben Sie mir, ich werde alles Nötige tun, um mein Anrecht auf den Thron durchzusetzen“, erklärte Raul nun, wobei seine hochmütige Haltung deutlicher als alle Worte verriet, dass er nicht erfreut war, eine Frau zu heiraten, die so weit unter ihm stand … und so reizlos war.
Bedeutete ihm Macht so viel, dass er wirklich bereit war, buchstäblich alles dafür zu tun? Mit ihren vierundzwanzig Jahren hatte sie nun schon zwei Heiratsanträge erhalten … und beide von ehrgeizigen Männern, die in ihr lediglich ein Mittel sahen, um an die Macht zu gelangen. Warum begegnete ihr nicht einfach ein liebevoller, aufrichtiger Mann, der bereit war, sie um ihrer selbst willen zu lieben? Sie fühlte sich billig und beschmutzt.
„Sie erwarten, dass ich mein Leben hier aufgebe und einen mir völlig fremden Menschen heirate, damit Sie Fürst von Monteregio werden können?“ In welchem Jahrhundert lebte er eigentlich? „Was für ein antiquierter Unsinn!“
Er sah sie unbeeindruckt an. „Es mag antiquiert sein, aber ich muss heiraten.“
„Dann heiraten Sie eine andere!“, entgegnete sie trotzig.
„Das würde ich, wenn es möglich wäre. Wenn es Sie gar nicht gäbe oder wenn Sie bereits verheiratet wären, würde der Vertrag für nichtig erklärt, und ich könnte mir eine andere Braut wählen.“
Als wäre die Wahl der Ehefrau eine Sache, die man ganz beiläufig erledigte! Aber in seinem Fall war das sogar vorstellbar. Bei seinem Aussehen, seinem Sexappeal und Reichtum standen die Frauen wahrscheinlich Schlange und waren gern bereit, darüber hinwegzusehen, dass sie sich an einen machthungrigen Egomanen banden.
„Und es bleibt jetzt auch keine Zeit mehr, nach einem anderen Ausweg zu suchen“, fügte er hinzu. „Ich muss innerhalb der in der Verfassung festgesetzten Frist verheiratet sein, sonst verfällt mein Anrecht auf das Thronerbe.“
„Warum sollte mich das kümmern? Ich kenne Sie doch gar nicht.“
Er zuckte die breiten Schultern. „Weil ich der am besten geeignete Kandidat für das Fürstenamt bin. Manche würden sogar behaupten, der einzige. Mein ganzes Leben bin ich darauf vorbereitet worden. In den letzten Jahren der Regentschaft meines Vaters hat es Unruhen gegeben, die im Moment wieder aufflammen. Monteregio braucht dringend ein starkes und kompetentes Staatsoberhaupt.“ Er sah Luisa durchdringend an. „Weshalb mir nur eine Wahl bleibt.“
Sie war seine einzige Wahl! „Das ist mir egal.“ Sie wich bis zum Fenster zurück, als er
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