Julia Extra Band 376
Hofknicks machte.
„Ah, Luisa. Mademoiselle. Sind Sie fertig?“
Der warme Klang von Rauls Stimme verursachte Luisa ein erregendes Kribbeln im Bauch. „Ja, wir sind fertig“, sagte sie und drehte sich um.
Im goldenen Licht der Nachmittagssonne bot Raul einen umwerfenden Anblick, was nicht nur an seiner gewohnt eleganten Kleidung lag. Es war vor allem seine bezwingende Ausstrahlung, die sie sofort gefangen nahm. Und obwohl Luisa wusste, wie rücksichtslos er seine Ziele verfolgte, konnte sie sich seinem Bann nicht entziehen. Die kokette Reaktion der Französin verriet überdies, dass er diese Wirkung natürlich auch auf andere Frauen ausübte. Eine Erkenntnis, die Luisa einen eifersüchtigen Stich versetzte.
„Deine neue Frisur gefällt mir“, sagte er mit einem gewinnenden Lächeln, und das bewundernde Aufblitzen in seinen Augen wirkte sogar echt.
„Vielen Dank“, erwiderte sie förmlich, aber ihr Herz pochte wider alle Vernunft. Sie versuchte, sich in Empörung zu flüchten. Wie konnte er es wagen, hier so wohlwollend lächelnd hereinzuplatzen und die junge Stylistin mit seinem Charme und seinen perfekten Französischkenntnissen um den Finger zu wickeln?
Als die junge Frau sich nach einem langen Austausch von Komplimenten verabschiedete, wollte Luisa ihr hinausfolgen. Sie hätte wissen müssen, dass es nicht so einfach sein würde. Entschlossen griff Raul nach ihrem Arm und hielt sie zurück.
„Wohin willst du?“
„Nach draußen.“
„Unmöglich. Du hast noch einen Termin.“
Ihr aufgestauter Zorn brach sich Bahn. „Ach ja? Ich kann mich nicht erinnern, eine Verabredung getroffen zu haben. Und wenn ich schon in Paris bin, möchte ich mir auch die Stadt ansehen.“
„Dazu ist keine Zeit. Deine neue Garderobe ist bereits eingetroffen, und du musst sie anprobieren. Es ist wichtig, dass du wie eine Prinzessin aussiehst, wenn du in Monteregio aus dem Flugzeug steigst.“
„Damit ich auf den Pressefotos einen guten Eindruck mache?“ Sie lachte fast bei der Vorstellung, für die Medien überhaupt von Interesse zu sein.
„Es ist auch in deinem Interesse“, sagte Raul, der bei der Erwähnung der Presse ein grimmiges Gesicht machte. „Stell dir vor, du müsstest dich bei unserer Ankunft so, wie du jetzt gekleidet bist, der Öffentlichkeit stellen.“
„Was stimmt nicht mit meiner Kleidung?“ Wem wollte sie etwas vormachen? Ihre Garderobe war vor allem bequem und preiswert. Welche Frau wünschte sich nicht schöne Kleider? Aber sie wollte nicht vortäuschen, jemand zu sein, der sie nicht war. Als wäre die wahre Luisa nichts wert. Doch wenn sie ehrlich war, wollte sie der Presse so wirklich nicht gern gegenübertreten. Sie wollte der Presse überhaupt nicht gegenübertreten!
„Kleidung ist wie eine schützende Rüstung.“ Rauls Worte klangen überraschend verständnisvoll. „Man fühlt sich wohler, wenn man Sachen trägt, in denen man gut aussieht.“
Sprach er aus persönlicher Erfahrung? Kaum vorstellbar, denn bei seinem Aussehen und seinem Selbstbewusstsein hätte er ihrer Meinung nach auch nackt auftreten können, ohne etwas von seiner majestätischen Ausstrahlung zu verlieren.
„Ich brauche deine Erlaubnis nicht, um auszugehen“, erklärte sie entschieden. „Und ich habe fest vor, etwas von Paris zu sehen.“
„Wie wär’s, wenn ich dich heute Abend begleite?“, schlug Raul aus heiterem Himmel vor. „Bis zum Abendessen habe ich noch Termine, aber danach zeige ich dir einige der Sehenswürdigkeiten von Paris, wenn du möchtest.“ Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. „Wäre dir das recht?“
Luisa verschlug es fast die Sprache. Dieser Kompromiss musste ihn einiges an Überwindung gekostet haben. Auch wenn sie seine Motive automatisch in Zweifel zog, konnte sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. „Einverstanden.“
Sechs Stunden später lehnte Luisa an der Reling eines Flusskreuzers und bestaunte die abendlich beleuchteten Sehenswürdigkeiten von Paris, die in rascher Folge an ihnen vorbeizogen. Von der Ile de la Cité mit der prächtigen Silhouette von Notre Dame über Pont Neuf bis hin zu dem von unzähligen Lichtern erleuchteten Eiffelturm breitete sich das Panorama von Paris hinreißend um sie aus.
Luisa und Raul waren natürlich die einzigen Passagiere an Bord, was erneut seinen Reichtum und Einfluss bestätigte.
Ihre neue Garderobe zählte auch dazu. An diesem Abend trug sie eine elegante schwarze Hose kombiniert mit einer raffinierten
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