Julia Extra Band 376
näher kam. „Von mir aus soll man einen anderen auf den Thron setzen. Ich habe nicht vor, das Schlachtopfer zu spielen.“
„Sie meinen, es wäre so schlimm, mit mir verheiratet zu sein?“, fragte er schmeichelnd. „Ich wäre nicht fähig, eine Frau so zu lieben, wie es ihr gefällt?“
Sie errötete. Seine faszinierenden Augen zogen sie in seinen Bann. Raul von Monteregio war gefährlicher, als sie gedacht hatte …
„Seien Sie gewiss, Luisa, dass Sie in meinen Armen alles finden werden, wovon Sie träumen. Sie haben mein Wort darauf.“
Die Luft zwischen ihnen schien zu knistern.
„Die Antwort ist trotzdem Nein“, flüsterte Luisa, erschrocken über ihre unerwartete Schwäche. Warum spielten ihre Gefühle ausgerechnet bei diesem Mann verrückt?
Lange standen sie sich gegenüber, keiner wollte nachgeben.
Schließlich huschte ein Anflug von Bedauern über Rauls markantes Gesicht. „Dann lassen Sie mir leider keine andere Wahl. Aber vergessen Sie nicht, dass Sie allein für die Konsequenzen verantwortlich sind.“
Er hatte sich schon abgewandt, als sie ihn am Arm berührte.
„Was wollen Sie damit sagen?“, fragte sie besorgt.
„Ich muss noch eine geschäftliche Angelegenheit abschließen, bevor ich wieder abreise“, antwortete er, ohne sich umzudrehen. „Es sind da ein paar Farmen zu verkaufen.“
Jetzt stieg wirklich Panik in ihr auf. Entschlossen stellte sie sich ihm in den Weg. „Nicht die Zwangsvollstreckung! Diese Menschen haben Ihnen doch nichts getan!“
Unbeeindruckt schüttelte er ihre Hand ab. „Wenn ich mich entscheiden muss zwischen Ihren Verwandten und Freunden und meinem Land, gibt es für mich überhaupt keine Wahl.“ Er nickte ihr zu. „Auf Wiedersehen, Luisa.“
„Mademoiselle wird dieser neue Schnitt ganz bestimmt gefallen, etwas kürzer und très chic, oui?“
„Es ist sicher ganz wundervoll“, meinte Luisa, ohne überhaupt richtig hinzusehen. Vor wenigen Stunden war sie mit Raul in dessen Privatjet in Paris eingetroffen. Das alles war viel zu schnell passiert, sodass sie kaum Zeit gehabt hatte, Atem zu holen. Sie sehnte sich nach Sam und Mary, von denen sie sich so überstürzt verabschieden musste, und nach der Welt, in der sie sich zu Hause fühlte.
Raul hatte nichts dem Zufall überlassen. Sogar als es darum ging, die Neuigkeiten den Menschen beizubringen, die ihr wichtig waren, war er ihr zuvorgekommen. Und so wussten alle Bescheid, dass Luisa ‚sich entschieden hatte, endlich ihren rechtmäßigen Platz als Prinzessin von Ardissia einzunehmen‘. Vor allem jedoch waren sie voller Dankbarkeit, dass ihnen die drückenden Schulden erlassen wurden. Nur in einem Punkt hatte Luisa sich durchgesetzt: Raul hatte als Ersatz für sie einen fähigen Verwalter eingestellt, der die kleine Genossenschaft zum Erfolg führen sollte. So konnte sie ihre Freunde wenigstens in dieser Hinsicht mit ruhigem Gewissen zurücklassen.
Angesichts der arglosen Freude dieser lieben Menschen kam ihr der Wunsch zu bleiben geradezu egoistisch vor. Ihre Entscheidung, nach Monteregio zu gehen, bewirkte so viel Gutes. Und dennoch ließ sie einen Teil von sich zurück. Natürlich durften Sam und Mary und ihre Freunde nie erfahren, warum sie sich tatsächlich entschieden hatte, mit Raul zu gehen. Sie wären todunglücklich gewesen und hätten das Geld des Prinzen niemals angerührt. Aber das konnte Luisa ihnen nicht antun … sie durfte ihre Freunde nicht um des Stolzes willen in den Ruin treiben.
Oder wegen der unterschwelligen Angst, was genau sie in Monteregio erwartete, wenn sie Rauls Welt betrat.
„Die fedrigen Stufen schmeicheln Ihrem Gesicht, sehen Sie? Und Ihr schönes Haar lässt sich so leichter in Form bringen.“
Luisa nickte zerstreut. Doch dann konzentrierte sie sich wirklich auf ihr Spiegelbild. Und sie konnte gar nicht aufhören, die neue Frisur zu bewundern, die ihr die Stylistin mit einem Handspiegel von allen Seiten zeigte.
Ich habe keine neue Frisur, ich bin eine neue Frau!
„Wie haben Sie das gezaubert?“ Luisa bewunderte fasziniert den perfekten Fall ihres seidig schimmernden Haares.
Die junge Frau zuckte bescheiden die Schultern. „Ein guter Schnitt und ein paar Highlights, um das natürliche Goldblond zu verstärken. Gefällt es Ihnen?“
Luisa nickte begeistert.
Kaum war ihr das Frisiercape abgenommen worden, sprang Luisa auf. Überschwänglich bedankte sie sich noch einmal, erstarrte aber, als die Stylistin über ihre Schulter blickte und einen tiefen
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