Julia Extra Band 377
gegenübergesessen und mit ihm über das Bergbauportfolio gesprochen, das ihr Unternehmen in Australien verwaltete. Zuvor hatte es bereits regen E-Mail-Kontakt mit Paolo gegeben. Er war ein sehr netter Gentleman Anfang siebzig. Beim Abendessen hatten sie sich sehr angeregt unterhalten. Es wäre schrecklich, wenn durch ihn ihr Rollentausch mit Alex ans Licht käme. Ally trank noch einen Schluck Wein, um Zeit zu gewinnen.
„Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor“, sagte sie schließlich.
„Paolo ist nicht nur einer meiner besten Kunden, sondern auch Roccos Patenonkel. Ich muss ihn also bei Laune halten.“
Allys Hand bebte, als sie das Weinglas absetzte. „Wie meinst du das?“
Vittorio lächelte geheimnisvoll. „Ich würde sogar die Exgeliebte meines Schwagers heiraten, um mein Unternehmen zu retten.“
„Du machst Witze.“
„Nein, ich würde das Risiko durchaus eingehen. Unter bestimmten Voraussetzungen.“ Lässig lehnte er sich zurück und wartete gespannt auf Allys Reaktion.
„Als da wären?“ Äußerlich war ihr das Gefühlschaos nicht anzumerken.
„Ein Ehevertrag. Ich bin nicht bereit, die Hälfte meines sauer verdienten Vermögens abzutreten, wenn es doch nicht so läuft, wie ich annehme.“
„Was nimmst du denn an?“
Er beugte sich vor und sah ihr tief in die Augen. „Du bist definitiv ein Aktivposten, Ally. Um mal beim Finanzjargon zu bleiben. Du bist bildhübsch, intelligent, jung und gesund. Wir wären ein perfektes Paar. Ich bin jetzt bereit, eine Familie zu gründen, und hätte gern einen Erben und einen Ersatzerben, wie man so sagt. Willst du mich heiraten, Ally?“
„Hast du jetzt vollkommen den Verstand verloren?“ Entsetzt schaute sie ihn an.
„Wieso? Ein Luxusleben, ein Mann, der dir jeden Wunsch von den Augen abliest – das hast du dir doch erträumt. Oder wechselst du deine Meinung so schnell wie deine Haarlänge?“
Schockiert starrte sie ihn an. Ohne lange darüber nachgedacht zu haben, trug sie ihr Haar heute Abend offen, nicht hochgesteckt, wie sonst immer. Es war schulterlang. Alex’ war schon seit Jahren taillenlang. Sie räusperte sich. „Ich habe es neulich ein Stück abschneiden lassen.“
„Es steht dir sehr gut.“
„Danke.“ Nach kurzem Schweigen blickte sie auf. „Ich muss dir was sagen, Vittorio.“
In diesem Moment wurde das Essen serviert.
„Später, Ally“, sagte Vittorio, als sie wieder allein waren. „Lass uns den Abend genießen.“
„Aber …“
„Und ich erwarte deine Antwort erst, nachdem du meine Familie kennengelernt hast. Meine Schwestern werden dich sofort ins Herz schließen. Besonders Chiara. Sie wird sehr erleichtert sein, dass die Gerüchte um Rocco und dich offensichtlich haltlos waren.“
„Hat sie denn nichts geahnt?“
„Nein, und damit es so bleibt, machen wir uns ja diese Umstände. Bis zur Geburt des Kindes muss sie strenge Bettruhe halten. Wenn der Skandal wieder hochkocht, könnte Chiara das Baby verlieren. Ich würde alles tun, um das zu vermeiden.“ Besorgt zog er plötzlich die Brauen zusammen. „Du bist ganz blass geworden, Ally. Schmeckt dir das Essen nicht?“
„Doch, doch. Mir wächst nur gerade alles über den Kopf. Wir hatten vereinbart, so zu tun, als wären wir ein Paar, Vittorio. Jetzt willst du mich plötzlich wirklich heiraten. Das ist unmoralisch.“
„Wieso? Es knistert heftig zwischen uns, Ally. Du hast selbst gesagt, du willst nichts mehr von meinem Schwager wissen und bist frei. Wir sollten den Schritt wagen. Wer oder was hindert uns daran?“
Alex beispielsweise. „Für mich ist es noch zu früh für eine neue Beziehung“, behauptete sie leise.
„Wir lassen es langsam angehen“, versprach er. „Du kennst meine Bedingungen: Ich möchte eine Frau und Kinder. Im Gegenzug bekommst du alles, was du willst. Du brauchst nur den Ehevertrag zu unterzeichnen.“
„Es geht hier um den Rest unseres Lebens, Vittorio. Für dich scheint das eher eine geschäftliche Vereinbarung zu sein“, erwiderte sie aufgebracht. „Hast du mal darüber nachgedacht, wie sehr unsere Kinder darunter leiden würden, wenn unsere Ehe schiefgeht?“
„Sie wird nicht schiefgehen. Schon bei unserer ersten Begegnung war ich sicher, dass du die Frau bist, auf die ich immer gewartet habe.“
Sprachlos musterte Ally ihn. Machte er sich über sie lustig? Nein, ganz offensichtlich war es ihm ernst. „Wie kannst du das behaupten? Du kennst doch meine Vergangenheit.“
„Bist du sicher?“ Er schenkte ihr
Weitere Kostenlose Bücher