Julia Festival Band 0103
Amber herzlich und wie eine Freundin der Familie aufgenommen worden.
Drei Monate war Amber nun schon hier und hatte noch nicht mehr unternommen als zu lesen, zu wandern und sich auszuruhen. Sie dachte zwar noch ab und zu an die Agentur, wusste aber, dass sie sich in dieser Hinsicht keine Sorgen zu machen brauchte, denn Jackson war nach Finns Zusammenbruch sofort aus den Staaten zurückgekehrt. Eigentlich verrückt, dass das Schicksal der Agentur sie überhaupt noch berührte …
„Mademoiselle?“ Erst jetzt fühlte Amber sich angesprochen und blickte auf. „C’est le téléphone!“
„Merci, Monsieur.“ Amber stand auf und ging zum Telefon.
„Hallo, Amber, hier ist Ursula.“
Ambers Kehle war wie zugeschnürt. „Finn? Rufst du seinetwegen an?“, fragte sie mühsam.
„Ja.“
„Hat er einen Rückfall gehabt?“
„Nein.“ Ursula machte eine Pause. „Er hat mich als Mittelsfrau eingeschaltet.“
„Und wie soll ich das verstehen?“
„Finn hat mich gebeten, ein Treffen zwischen euch beiden zu arrangieren.“
„Ich soll mich mit ihm treffen? Weshalb?“
„Das hat er mir nicht gesagt. Er wollte nur, dass du kommst.“
Amber lachte bitter. „Wie bescheiden von ihm! Und warum kann er mich nicht selbst darum bitten?“
Ursula schwieg und schien es für günstiger zu halten, das Thema zu wechseln. „Wie geht es dir, Amber?“, fragte sie.
„Gut – ziemlich gut jedenfalls.“ Sie seufzte. „Ich möchte lieber nicht darüber sprechen. Wie geht es Finn?“
„Ich habe ihn nicht gesehen, sondern mich nur am Telefon mit ihm unterhalten. Er bat mich lediglich, ihm ein Treffen mit dir zu ermöglichen.“
„ Er will also die Bedingungen diktieren!“
„Ist das die Antwort, die ich ihm ausrichten soll?“
„Nein, natürlich nicht. Ich muss ihn unbedingt sehen.“
„Amber …“ Ursula klang besorgt. „Liebst du Finn noch ebenso wie früher?“
„Wie soll ich diese Frage verstehen, Ursula?“
„Als schwesterliche Anteilnahme. Also, wie lautet die Antwort?“
„Um mich nach Männern zu verzehren, die mich nicht wollen, bin ich zu realistisch, Ursula.“
„Du liebst Finn also nicht mehr?“
„Ich möchte ihn unbedingt sehen.“ Amber wusste, dass sie Ursulas Frage damit nicht beantwortet hatte – das würde sie auch nicht tun, denn das Geständnis, dass ihre Gefühle für Finn so tief, so aufrichtig und so zärtlich waren wie eh und je, wäre zu peinlich. Genauso wenig, wie wahre Liebe an einem Tag entstand, ließ sie sich auch nicht über Nacht im Keim ersticken, das hatte Amber schmerzlich erfahren müssen. Selbst das Wissen, dass Finn nicht in der gleichen Intensität für sie empfand, hatte daran nichts ändern können.
„Es wird mir helfen, mich mit Finn zu treffen“, erklärte Amber. „Dann steht er mir nämlich als Mensch aus Fleisch und Blut gegenüber und nicht als die verklärte Gestalt meiner Träume, halb Ritter, halb Schurke. Ich muss mir ein realistisches Bild von Finn machen, wie er jetzt ist, nachdem er mich verlassen und seine Krankheit überwunden hat. Ich muss lernen, ihn als den Mann einer anderen Frau zu betrachten.“
„Soll ich ihm also sagen, dass er Birgitta mitbringen soll?“ Ursula konnte es nicht fassen.
Amber schluckte, denn allein die Vorstellung von Birgitta an Finns Seite machte sie rasend eifersüchtig. „Natürlich nicht – dass ich Finn an sie verloren habe, weiß ich auch so, das braucht er mir nicht zu demonstrieren. Ich will mich also mit Finn treffen, Ursula. Und wo soll ich hinkommen? Nach England, nehme ich an?“
„Das kann ich dir noch nicht sagen, ich werde mich aber darum kümmern. Finn wollte nur wissen, ob du grundsätzlich bereit bist, dich mit ihm zu treffen.“
„Sag ihm, ich freue mich darauf“, antwortete Amber und meinte es auch.
„Ich habe aber auch noch eine erfreuliche Nachricht für dich“, fuhr Ursula fort. „Und zwar dreht es sich um Mutters Brautkleid.“
Amber zuckte zusammen und war froh, dass ihre Schwester es nicht sehen konnte. Ihr, der sitzen gelassenen Verlobten, gegenüber auf Hochzeit und Ehe anzuspielen war wirklich nicht gerade taktvoll gewesen! „So?“, sagte sie deshalb nur gedehnt und fragte sich, worauf Ursula hinauswollte.
„Bestimmt erinnerst du dich noch, dass ich dir von der Frau erzählt habe, deren Mutter das Kleid entworfen hat. Holly Lovelace heißt sie und hat einen Brautsalon.“
Amber versuchte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren und die Gedanken an Finn zu
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