Julia Festival Band 0103
eine vom Tau benetzte Rosenknospe …“
„Ross, jetzt geht der Werbetexter in dir mit dir durch“, unterbrach sie ihn. „Kommen wir zurück zum Thema. Worauf willst du hinaus? Dass unsere Zusammenarbeit nicht mehr inspirierend ist? Dass dir die Bewerberinnen für meinen Posten schon die Tür einrennen? Dass du hoffst, ich möge freiwillig gehen?“
Ross seufzte. „Nein, Ursula, ich möchte nicht , dass du gehst. Es interessiert mich allerdings, warum deine Schwester etwas dagegen hat, dass du für mich arbeitest. Sie kennt mich schließlich kaum. Mehr als zwei-, dreimal sind wir uns nicht begegnet, und das auch nur auf Empfängen.“
„Na ja, du weißt schon …“ Ursula zuckte die Schultern.
„Nein, ich weiß gar nichts, Ursula. Du musst es mir schon erklären.“
„Sie … sie …“
„Sie was?“, hakte er nach.
Es war ihr zu peinlich, ihm zu gestehen, warum Amber ihr dringend riet, sich einen neuen Job zu suchen. Amber war nämlich der Ansicht, dass sie, Ursula, völlig wirklichkeitsfremd war und ihr Leben ruinierte, weil sie sich Hoffnungen auf einen Mann machte, den sie nie bekommen würde.
Aber ich mache mir keine falschen Hoffnungen, und wirklichkeitsfremd bin ich schon lange nicht!, dachte Ursula trotzig und sagte vorsichtig: „Amber ist der Auffassung, dass mir ein neues Aufgabenfeld guttun würde.“
„Damit hat sie gar nicht so unrecht“, erwiderte Ross.
Sie war verblüfft. „So? Das bedeutet also …“
„Es bedeutet gar nichts“, unterbrach er sie ungeduldig. „Ich wollte damit nur sagen, dass es durchaus vernünftig sein könnte, Angebote, die dir gemacht werden, nicht unbesehen abzulehnen.“
„Was für Angebote? Wer sollte mir einen Job anbieten, wenn ich mich um keinen bewerbe?“, meinte sie entgeistert. „Ich bin nur deine Assistentin, eine ganz normale Sekretärin, keine gefragte Expertin, die für eine Abwerbung in Betracht kommen würde.“
„Das mag sein.“ Er presste die Lippen zusammen. „Hast du gerade viel zu tun, Ursula?“
„Nicht direkt.“ Ursula versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr das Gespräch sie verunsichert hatte. „Sonst würde ich nicht hier sitzen und mit dir plaudern.“
„Könntest du dann vielleicht zum Markt gehen und Orangen holen?“
Sie ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken, schließlich war sie seine ausgefallenen Wünsche schon gewohnt.
„Und wie viele?“
„Zwölf.“
„Sollen sie eher dekorativ oder saftig sein?“
„Sie sollen schön aussehen. Ich brauche eine Inspiration. Wir bewerben uns um den Auftrag eines bekannten Saftherstellers, und ich brauche einen Slogan, der die Menschheit dazu veranlasst, ausschließlich Jerry’s Juice zu kaufen. Fällt dir zu dem Thema etwas ein?“
Ursula dachte so angestrengt nach, dass sich auf ihrer Stirn eine steile Falte bildete. Warum mochte sie Orangensaft so gern? „Alle sagen, dass Orangensaft so süß ist …“
„Und?“
„Warum nicht genau das Gegenteil betonen? Dass er frisch, fruchtig und anregend ist …“
„Hast du einen konkreten Vorschlag?“
„Wie sollte ich? Du bist schließlich der Texter.“
„Stimmt, aber vielleicht solltest auch du in die Werbung gehen. Ich habe das Gefühl, dass du deine Fähigkeiten nicht nutzt, Ursula.“
„Nein, mein Beruf ist genau der richtige für mich.“ Sie nahm sich einen Geldschein aus der Portokasse. „Nur weil ich eine lebhafte Fantasie und ein gutes Ausdrucksvermögen habe, muss ich noch lange nicht in die Werbebranche gehen.“
Ross lachte. „Kommst du nun am Samstag zu Katys Party?“
„Natürlich, nichts lieber als das“, antwortete sie betont fröhlich.
2. KAPITEL
„Bist du das wirklich, Amber?“, fragte Ursula und presste den Hörer fester ans Ohr. „Du klingst so seltsam.“
Amber seufzte. „Wahrscheinlich, weil ich mit den Nerven am Ende bin. Finn lässt sich nicht davon abbringen, wie ein Wahnsinniger zu arbeiten. Und wie geht es dir?“
„Gut.“ Ursula zögerte. „Ross hat mich Samstag zu einer Party eingeladen.“
„Wie bitte? Was sagt denn seine Frau dazu?“
Ursula atmete tief durch und zählte bis zehn, bevor sie antwortete.
Sosehr sie ihre kleine Schwester auch liebte, sie ging ihr manchmal ganz schön auf die Nerven. „Keine Ahnung, Ross wird es bestimmt mit ihr abgesprochen haben. Für deine dunklen Vermutungen gibt es wirklich nicht den geringsten Grund, Amber. Erstens bin ich keine Konkurrenz für Jane, zweitens mag ich
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