Julia Festival Band 0103
gleich an.“
„Sally hat dir auch das Video mitgebracht.“
„Super!“
Aufgeregt rannten die sechs Mädchen in Katys Zimmer, und Ursula bemerkte, dass Ross verstohlen auf die Uhr blickte. „Kann ich dir irgendwie helfen, Ross?“, fragte sie.
Sein Lächeln wirkte aufgesetzt. „Ja. Du kannst mit mir ins Wohnzimmer gehen und ein Glas Sekt trinken.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, so war das nicht gemeint. Soll ich Kuchen aufschneiden oder mit Sahne Gesichter auf den Pudding spritzen?“
Jetzt wirkte sein Lächeln echt. „Die Kids feiern heute anders als zu unseren Zeiten – Pudding und Torten sind total out. Katy hat sich gewünscht, dass sie sich Pizza bestellen lassen dürfen.“ Er seufzte dramatisch. „Kindergeburtstage sind wirklich nicht mehr das, was sie früher einmal waren, Ursula.“
„Das kann ich nicht beurteilen“, antwortete sie unüberlegt. „Meine Geburtstage wurden nämlich nicht gefeiert.“
Entgeistert blickte er sie an. „Nie?“
„Nie.“ Sie musste über sein entsetztes Gesicht lachen. „Findest du das so schlimm?“
„Ich finde es auf alle Fälle ungewöhnlich. Warum hast du nie gefeiert?“
„Das interessiert dich doch gar nicht.“
„Woher willst du das denn wissen, Ursula? Ich lasse mich hier nicht von dir herumkommandieren – schließlich sind wir nicht im Büro. Also, warum gab es für dich keine Geburtstagsfeiern?“
Ursula überlegte kurz, denn sie wollte keinesfalls den Eindruck erwecken, dass sie eine freudlose Kindheit gehabt hätte.
„Mein Vater ist schon sehr früh gestorben, und meine Mutter musste den ganzen Tag arbeiten, um Amber und mich durchzubringen. Abends war sie völlig erschöpft, und Geld für eine Geburtstagsfeier zu verschwenden stand völlig außer Frage, denn es reichte oft nicht einmal fürs Nötigste. Aber manchmal hat Mum uns mit einem Kuchen und Kerzen überrascht – das letzte Mal, als Amber ungefähr so alt wie Katy war.“ Sie schwieg bedrückt.
„Und dann?“
Ursula zögerte. „Dann wurde Mum sehr krank und hat sich nie wieder erholt. Bis zu ihrem Tod blieb sie bettlägerig.“
„Und du hast sie gepflegt?“
Erstaunt sah sie ihn an. „Ja, fast bis zum Ende. Wie kommst du darauf?“
„Weil es viel erklärt – deine Güte, deine Reife … und noch andere Dinge. Aber jetzt lass uns von etwas anderem reden. Ein Glas Sekt würde dir jetzt bestimmt guttun.“
„Das stimmt.“ Erleichtert folgte sie ihm in einen geschmackvoll eingerichteten Salon, wo die Flasche schon in einem Kühler bereitstand. Ross schenkte ein und reichte ihr eins der langstieligen Gläser. Sie ging damit zu der weit geöffneten Terrassentür, um den Garten zu betrachten. Auf den ersten Blick erkannte sie, dass er perfekt geplant und liebevoll gepflegt war.
„Wer ist bei euch der Gärtner? Jane oder du?“, erkundigte sie sich.
„Jane mag Blumen nur in Vasen.“ Er lachte gezwungen. „Sie hat eine Abneigung gegen Gartenerde und Regenwürmer.“
„Und du?“
„Ich liebe das Gefühl von Erde an meinen Händen und finde es faszinierend, wenn Pflanzen, die man selbst gesetzt hat, blühen und gedeihen. Aber leider reicht meine knapp bemessene Freizeit nur für meine Tochter, nicht auch noch für ein Hobby. Deshalb beschäftigen wir einen Gärtner.“
Ross war so dicht neben sie getreten, dass ihr der Duft seines Rasierwassers in die Nase stieg. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sein Haar noch leicht feucht war. Er musste erst vor Kurzem geduscht haben. Sie genoss es, mit ihm allein zu sein. Dennoch hatte sie das Gefühl, als würde sich eine gefährliche Spannung aufbauen, und wäre über eine Ablenkung froh gewesen.
Schnell trank Ursula einen Schluck. „Kommen nicht noch mehr Gäste?“, fragte sie nervös.
„Eigentlich fehlt nur noch Jane. Es kann aber durchaus sein, dass sie noch einen ihrer Freunde oder Bekannten mit anschleppt.“
Sie tat, als hätte sie seinen bitteren Unterton nicht bemerkt. „Und was ist mit den Opas und Omas?“
„Meine Eltern sind schon tot, und Janes Eltern sind geschieden. Zu ihrem Vater hat sie überhaupt keinen Kontakt mehr, und ihre Mutter lebt in Australien.“
„Und die Paten?“ Als sie merkte, wie er die Lippen zusammenpresste, entschuldigte sie sich sofort. „Es tut mir leid, ich wollte meine Nase nicht in Dinge stecken, die mich nichts angehen.“
Ross schüttelte den Kopf. „Das tust du auch nicht, Ursula. Es ist nur so, dass Katy nicht getauft ist, da Jane für die Kirche nichts übrig
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