Julia Festival Band 0103
Haut, den grünen Augen, den langen Haaren und den leidenschaftlichen Liebesliedern, die er sang, übte er einen Zauber aus, dem sich keine Frau, ob jung oder alt, entziehen konnte. Das konnte Ursula jetzt nachempfinden.
„Sollen wir jetzt etwas für deine Kleine spielen, Baby?“, wandte sich Julian an Jane. „Wir haben die Instrumente im Bus.“
„Wow, das wäre Wahnsinn! Was hältst du davon, Ross?“, wandte Jane sich an ihren Mann.
„Ich glaube nicht, dass es für einen Überraschungsauftritt von The Connection der richtige Zeitpunkt ist.“ Ursula konnte sehen, das Ross nicht nur ärgerlich, sondern regelrecht wütend war.
„So?“ Julian Stringer blickte ihn pikiert an. Schließlich hatte The Connection monatelang an der Spitze der US-Charts gestanden, und er, der Leadsänger, war es nicht gewohnt, dass man sein großzügiges Angebot, ein Gratiskonzert zu geben, einfach ablehnte. „Könnten Sie mir dann vielleicht verraten, wann der richtige Zeitpunkt ist?“, fragte er beleidigt.
Jane legte Ross die Hand auf den Arm. „Ross“, sagte sie sanft. „Dass Julian mit seiner Band für uns spielen will, ist eine große Ehre, und für Katy wird es bestimmt eine unvergessliche Geburtstagsfeier.“
„Du meinst, für dich würde es eine unvergessliche Geburtstagsfeier werden“, antwortete er kühl, hob jedoch beschwichtigend die Hand, als sie widersprechen wollte. „Okay, geh und frag Katy.“
Katy und ihre Freundinnen gerieten bei der Ankündigung völlig aus dem Häuschen und vergaßen ganz, dass sie sich nicht mehr wie kleine Mädchen benehmen wollten. Sie tanzten um Julian herum und baten ihn aufgeregt, „Space in my Heart“ für sie zu singen.
Diese Bewunderung schien genau das zu sein, was Julian brauchte. Er stellte die Flasche ab und lächelte zum ersten Mal, seit er das Zimmer betreten hatte. Wenn ich sein Geld und seine Zähne hätte, würde ich den nächstbesten Kieferorthopäden aufsuchen, schoss es Ursula durch den Kopf.
Julian versprach Katy den Song und forderte die Band auf, die Instrumente zu holen. Allerdings hatten die Musiker den Sekt mittlerweile bis auf den letzten Tropfen geleert und waren dabei, weitere Flaschen zu öffnen. Die Band hatte eine anstrengende Tournee hinter sich, und die anderen Mitglieder schienen an diesem schwülen Abend nur einen Wunsch zu haben – sich sinnlos zu betrinken.
„Lass uns in Ruhe, Julian. Es ist viel zu heiß. Hol dir doch deine Gitarre und begleite dich selbst“, schlugen sie vor, und Julian blieb nichts anderes übrig, als sich zu fügen, wollte er sein Versprechen halten.
Wirklich schade, dass er schon so viel getrunken hat, dachte Ursula. Seine Stimme klang ausdruckslos, und er konnte sich nur mit Mühe artikulieren. Als Krönung vergaß er dann auch noch den Text seines Superhits, mit dem er die US-Charts gestürmt hatte.
Katys Freundinnen, die sich im Kreis auf den Boden gesetzt hatten, blickten sich betreten an. „Es klingt überhaupt nicht wie auf der CD“, flüsterte die eine vernehmlich.
Ursula wusste nicht, wen sie am meisten bedauerte – Katy, Ross oder Julian Stringer.
„Vielleicht sollten wir jetzt die Pizza bestellen“, schlug Ross ungeduldig vor, kaum dass der letzte Ton verklungen war.
„Sei nicht so unhöflich, Ross. Julian möchte bestimmt noch einen anderen Song vortragen!“, kritisierte Jane ihn ungehalten, doch er ließ sich nicht beeindrucken.
„Was wollt ihr also, Kinder?“, wandte er sich an die Mädchen. „Pizza oder mehr Musik?“
„Pizza!“, riefen sie wie aus einem Mund.
„Du Mistkerl, das werde ich dir nie verzeihen“, zischte Jane ihm ins Ohr.
Ursula hatte es gehört und Katy auch. Sie sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.
„Katy, warum zeigst du uns nicht deine Geburtstagsgeschenke, während wir auf das Essen warten?“, fragte Ursula laut und betont fröhlich, obwohl sie am liebsten die Flucht ergriffen hätte und nach Hause gegangen wäre.
3. KAPITEL
Ursula war es ein Rätsel, warum die weltgewandte Jane Sheridan, die man um ihren Mann und ihre Tochter nur beneiden konnte, bockte wie ein verzogenes Kind, statt aus Katys Geburtstagsparty einen Erfolg zu machen.
Aber nicht nur Jane, auch Julian Stringer spielte nach seiner misslungenen Vorstellung den Beleidigten. Ursula hörte, wie er sich bei Jane über Ross beschwerte, der ihn, Julian Stringer, den sensiblen Sänger, mit seiner negativen Ausstrahlung in seiner künstlerischen
Weitere Kostenlose Bücher