Julia Festival Band 0103
hat.“ Er trank einen Schluck. „Du findest das sicher nicht richtig.“
„Meine Meinung zählt in diesem Fall nicht.“ Lächelnd prostete sie ihm zu. „Ich fühle mich sehr geehrt, dass ausgerechnet ich als einzige Erwachsene eingeladen wurde.“
Er schwieg. „Geehrt?“, wiederholte er. „Ist dir noch nicht in den Sinn gekommen, dass ich dich unter Vortäuschung falscher Tatsachen hierhergelockt haben könnte?“
Ihre Fantasie ging mit ihr durch, die wildesten Gedanken schossen ihr durch den Kopf, und ihr Herz klopfte wie verrückt. „Wie meinst du das?“, fragte Ursula atemlos.
„Jane ist eine Frau, die über ihrer Arbeit manchmal Zeit und Raum vergisst. Und wenn das ausgerechnet heute wieder einmal der Fall sein sollte …“
Jetzt begriff sie. „Du wolltest jemanden haben, auf den du dich im Notfall verlassen kannst, jemanden, der die Pizzareste vom Teppich aufhebt?“ Und jemanden, der in die Einladung nicht allzu viel hineininterpretiert, setzte sie im Stillen hinzu. Es gab bestimmt ein halbes Dutzend Frauen, die sich darum gerissen hätten, für einen Abend in Janes Rolle zu schlüpfen und für Ross die Geburtstagsfeier seiner Tochter zu organisieren …
„Nein, an eine Putzfrau habe ich nicht gedacht, aber an jemanden, der in der Lage ist, Topfschlagen und Blindekuh zu organisieren.“
Ursula musste sich ein Lächeln verkneifen. „Ross, ich glaube wirklich nicht, dass zehnjährige Mädchen so etwas noch spielen wollen!“
„Ehrlich?“ Ross schluckte nervös. „Aber was sollen wir dann drei Stunden lang mit ihnen machen? Hätte ich vielleicht doch lieber einen Animateur bestellen sollen?“
„Keine Angst, den brauchen wir wirklich nicht. Jetzt hören die Mädchen erst einmal die neue CD – und wahrscheinlich nicht nur einmal . Dann werden sie sich wahrscheinlich das Video ansehen und dabei ihre Pizza essen wollen. Auf unsere Gegenwart werden sie nicht den geringsten Wert legen, du brauchst also wirklich nicht in Panik zu geraten.“
„Und woher willst du das wissen? Hast du vielleicht selbst Kinder, die du bisher nur verheimlicht hast?“
„Natürlich nicht, aber schließlich habe ich Amber fast allein aufgezogen.“
„Und nun, da Amber auf eigenen Füßen steht, hast du niemanden mehr, für den du sorgen kannst“, stellte er leise fest.
„Ich brauche auch niemanden!“, behauptete sie trotzig.
„Oh doch, das tust du, Ursula“, widersprach er. „Du bist wie geschaffen, um dich um andere zu kümmern.“ Offenbar wollte er diese ungewöhnliche Behauptung gerade begründen, als die Haustür aufgeschlossen wurde. Einen Moment lang hörte man Stimmen und unterdrücktes Lachen, dann wurde es wieder still.
„Das muss Jane sein“, meinte Ross, als Jane auch schon ins Zimmer trat, gefolgt von vier Männern in äußerst auffälliger Aufmachung.
Musiker, dachte Ursula sofort.
Jane hauchte Ross zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange. Dann erst schien sie sie zu bemerken und kniff die Augen zusammen. „Wen haben wir denn da? Ach, natürlich, die unverzichtbare Sekretärin!“ Sie nickte Ursula kurz zu. „Hallo, Ursula.“
Ursula rang sich ein Lächeln ab. „Hallo, Jane, schön, dich zu sehen.“
Jane war groß und extrem schlank, hatte einen sinnlichen Mund, und das Haar fiel ihr in so dichten Locken über die Schultern, dass Ursula unwillkürlich an eine Löwenmähne denken musste. Aber Jane war nicht nur schön, sondern auch extravagant.
Sie trug einen olivgrünen Minirock mit einem knappen Bolero aus dem gleichen Stoff, das ihre kleinen Brüste gerade bedeckte und viel sonnengebräunte Haut sehen ließ. Ursula fragte sich, was Ross wohl von diesem sehr gewagten Outfit seiner Frau halten mochte.
Janes vier Begleiter waren an dem übernächtigten Aussehen und ihren wilden Mähnen sofort als Rockstars zu erkennen. Ursula hielt unwillkürlich den Atem an, als sie in einem von ihnen Julian Stringer, den Leadsänger von The Connection, erkannte. Julian hatte sich eine Flasche Bier mitgebracht, die er jetzt an den Mund setzte, um in großen Schlucken zu trinken.
Sie war tief beeindruckt von seinem ungehobelten und ungenierten Benehmen, das den Star verriet. Als er merkte, dass er ihre Aufmerksamkeit erregt hatte, blickte er sie interessiert an. In diesem Moment war ihr klar, warum Frauen auf der ganzen Welt bei seinen Konzerten ihre Slips auf die Bühne warfen.
Julian Stringer war nur durchschnittlich groß und nicht besonders athletisch gebaut. Aber mit seiner hellen
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