Julia Festival Band 0103
sie in wenigen Wochen so weit sein würde, dass sich hier die Ballen mit den kostbarsten Stoffen stapelten und die angehenden Bräute aufgeregt und erwartungsvoll zur Anprobe kamen.
Luke war ihr Gesichtsausdruck nicht entgangen. „Das wird ein hartes Stückchen Arbeit sein“, bemerkte er und fragte sich, ob sie eigentlich wirklich wusste, was sie sich vorgenommen hatte.
„Davor habe ich keine Angst, denn ich weiß, dass ich zupacken kann“, antwortete Holly mit einer Überzeugung, die sie nicht verspürte, denn Laden und Wohnung innerhalb einiger Wochen so zu renovieren, dass sie ihr Geschäft eröffnen konnte, schien ihr im Moment einfach unmöglich.
Lukes Entschluss war schnell gefasst. Diesem Doug Reasdale wollte er einen gehörigen Denkzettel verpassen. Für seine Unverschämtheit, einer gutgläubigen Frau das Haus in einem solchen Zustand zu vermieten, sollte er büßen.
„Zupacken kann ich auch“, wandte er sich an Holly. „Ich werde Sie bei der Renovierung unterstützen.“
Holly atmete erleichtert auf. „Weshalb tun Sie das?“
„Weil ich als der Besitzer dieses Hauses bestimmte Pflichten habe. Wohnung und Laden hätten in diesem Zustand gar nicht an Sie vermietet werden dürfen.“ Luke redete sich ein, dass sein Angebot wirklich nur mit seinem sozialen Verantwortungsgefühl und absolut nichts mit Hollys verführerischen Augen und sinnlichem Mund zu tun hatte. „Was sagen Sie dazu?“
Holly wusste nicht, wie ihr geschah. Am liebsten wäre sie Luke um den Hals gefallen und hätte ihm einen Kuss gegeben. Aber sie war sich unsicher, wie er darauf reagieren würde, denn er schien auf Herzlichkeit keinen Wert zu legen – höchstens auf Sex. „Vielen, vielen Dank“, antwortete sie deshalb nur hölzern.
„Und versprechen Sie mir bitte, dass Sie sofort zu mir kommen, falls Sie es hier doch nicht aushalten sollten.“
„Aber ich weiß doch gar nicht, wo Sie wohnen!“
„Kommen Sie her.“ Er winkte sie zu sich ans Fenster und deutete nach draußen. „Sehen Sie das Haus dort hinter der Hecke?“
Das imposante Gebäude war beim besten Willen nicht zu übersehen. „Das gehört Ihnen?“, fragte sie erstaunt.
„Ja. Wenn es Ihnen also zu viel wird oder Sie nicht mehr allein sein wollen, kommen Sie einfach rüber und klingeln. So einfach ist das.“ Er sah sie durchdringend an. „Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben, okay?“
„Okay“, erwiderte sie zögernd, denn es war ihr klar, dass sie auf der Hut sein musste, wenn sie Hilfe von einem Mann wie Luke Goodwin annehmen wollte.
3. KAPITEL
Sofort nachdem Luke nach Hause gekommen war, rief er Doug Reasdale an. Luke kannte Doug nur flüchtig, hauptsächlich durch die langen Telefongespräche, die er aus Afrika mit ihm geführt hatte. Von Anfang an war ihm der Verwalter seines verstorbenen Onkels nicht gerade sympathisch gewesen, er hatte sich ihm gegenüber jedoch stets beherrscht. Diesmal durfte Doug mit einer derartigen Zurückhaltung nicht rechnen.
„Hallo, Doug, hier ist Luke Goodwin.“
„Luke, altes Haus!“ Doug lachte jovial. „Schön, dass du wieder im Lande bist. Wie geht es dir?“
Luke hatte Doug lediglich einmal persönlich getroffen, und das war auf der Beerdigung seines Onkels gewesen, zu der Luke für zwei Tage aus Kenia gekommen war. Doug und Luke waren gleichaltrig, was Doug zum Anlass genommen hatte, sich sofort auf die plumpste Weise bei Luke anzubiedern und Brüderschaft mit ihm zu trinken. Den Nachmittag nach der Beerdigung, als die beiden die wichtigsten Papiere durchgegangen waren, hatte Doug einen Whisky nach dem anderen getrunken und sich benommen, als hätten sie schon zusammen im Sandkasten gespielt.
„Mir geht es gut. Ich bin richtig froh, wieder in England zu sein“, antwortete Luke zu seiner eigenen Überraschung.
„Was kann ich für dich tun?“, fragte Doug. „Ist in Apson House alles in Ordnung?“
„Ja, alles bestens. Ich rufe aus einem anderen Grund an.“
„So?“
„Fällt dir zu dem Namen Holly Lovelace etwas ein?“
Doug Reasdale pfiff durch die Zähne. „Rote Mähne und grüne Katzenaugen? Lange Beine und traumhafte Brüste? Hat das Haus mit dem Laden und der Wohnung gemietet?“ Doug lachte anzüglich. „Erzähl mir von der Dame.“
Luke presste die Lippen zusammen. Hätte Doug vor ihm gestanden, er hätte bestimmt zugeschlagen. „Sprichst du von Mietern immer in diesem Ton?“, fragte er so jedoch nur kühl.
Doug war viel zu unsensibel, um
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