Julia Festival Band 0103
geschaffen hat, muss ein Meister seines Fachs gewesen sein“, sagte sie bewundernd.
Aber nicht nur die alte, kunstvoll gedrechselte Treppe, das ganze Haus war beeindruckend. Apson House war so geschickt und geschmackvoll modernisiert, dass es, obwohl mit allem Komfort ausgestattet, nichts von dem Flair eines traditionellen englischen Landsitzes eingebüßt hatte. Das Badezimmer, in das Luke Holly führte, war das größte, das sie je gesehen hatte. Die elegante kobaltblaue Badewanne stand frei im Raum, und die Auswahl an Badezusätzen auf einem Kristalltisch daneben war regelrecht verwirrend. Luke öffnete einen Wandschrank und reichte Holly ein großes, flauschiges Frotteelaken.
„Haben Sie nichts zum Anziehen mitgebracht?“, fragte Luke.
„Sie meinen einen Pyjama?“
Luke traute sich nicht, ihr in die Augen zu blicken. Unwillkürlich stellte er sich Holly im Pyjama vor – und Holly ohne Pyjama. Er versuchte, seine Erregung unter Kontrolle zu bekommen, indem er Holly kritisierte. „Nein, ich meinte Kleidung zum Wechseln. Die, die Sie anhaben, ist völlig verschmutzt.“
Holly spürte die Missbilligung, die aus diesen Worten sprach, und blickte an sich hinunter – auf die staubige Jeans, das fleckige T-Shirt und die Ränder unter den abgebrochenen Fingernägeln. Luke hatte recht – sie sah beinahe verwahrlost aus.
„Nein, ich habe nichts mitgebracht.“ Reuevoll sah sie ihn an. „Wie hätte es wohl gewirkt, wenn ich mit dem Koffer in der Hand plötzlich vor Ihrer Tür gestanden hätte?“
Äußerst beunruhigend, dachte Luke. „Ich kann Ihnen einen Bademantel von mir leihen“, antwortete er, ohne auf die Frage einzugehen. „Dann stecken wir Ihre Sachen in die Waschmaschine und den Trockner, und in zwei Stunden ist alles wieder sauber. Legen Sie die Wäsche einfach vor die Tür, ich kümmere mich darum. Was Sie sonst noch brauchen, können Sie dann morgen holen.“
„Sie sind wirklich ein sehr netter Mensch“, sagte Holly und meinte es auch.
„So?“, fragte er spöttisch, denn „nett“ war nicht gerade eine Beschreibung, die er für sich gelten ließ, und schon gar nicht in Bezug auf Frauen. Er beobachtete, wie Holly ihr Ölzeug auszog und es über eine Stuhllehne hängte.
„Fühlen Sie sich wie zu Hause“, forderte er sie auf und zog sich hastig zurück, bevor seine Fantasie noch weiter angeheizt wurde. Er stellte sich vor, wie sie sich aus ihren Jeans schälte und sich ihren Slip über die Schenkel streifte – sofern sie überhaupt einen trug. „Baden Sie, solange Sie wollen.“
„Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.“ Holly lächelte und schloss die Tür hinter ihm.
Holly konnte sich nicht erinnern, ein Bad jemals so genossen zu haben. Sie entschied sich für ein Badeöl mit Rosenduft, das sie äußerst verschwenderisch verwendete. Als der Schaum schon bald über den Rand quoll, ließ sie sich ins Wasser gleiten, schloss die Augen und versuchte, sich zu entspannen. Da sie im Moment sowieso nichts an dem erbärmlichen Zustand ihrer Wohnung ändern konnte, war es das Beste, die nasse Matratze und das undichte Dach, Staub und Spinnenweben einfach zu vergessen.
Der zarte, duftende Schaum inspirierte sie, sich ein Brautkleid mit einem Petticoat aus Unmengen von weißem Tüll auszudenken, und so merkte sie gar nicht, wie die Zeit verging. Sie hatte bestimmt schon fast eine Stunde in der Wanne gelegen, als es klopfte.
„Sie sind doch wohl nicht eingeschlafen?“, ließ sich Lukes Stimme durch die Tür vernehmen.
Holly bewegte sich unruhig. Ihre Haut schimmerte rosig, und die Spitzen ihrer Brüste reagierten sofort, als sie Lukes dunkle Stimme vernahm. „Nein. Nein, ich bin nicht eingeschlafen“, antwortete sie und drehte schnell das kalte Wasser auf, um sich das erhitzte Gesicht zu kühlen.
„Dann kommen Sie nach unten. Den Bademantel lasse ich Ihnen hier liegen.“
Wohlig kuschelte sich Holly in den warmen, weichen Frotteemantel und knotete den Gürtel fest. Das Haar rieb sie nur mit einem Handtuch trocken und bürstete es kurz, sodass es ihr feucht über die Schultern fiel. Dann machte sie sich auf die Suche nach Luke.
Er saß im Wohnzimmer auf dem Boden vor dem Kamin, in dem ein Feuer prasselte, neben sich das Teetablett und etliche halb ausgelesene Zeitungen. Als er Holly kommen hörte, blickte er auf und war wie verzaubert. Die weiße Farbe des Bademantels ließ Hollys Haar flammend rot wirken, während der flauschige Stoff ihre zarten Konturen betonte. Im Schein des
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