Julia Festival Band 0103
den Wink zu verstehen. „Nein, eigentlich nicht. Aber Mieter sehen im Allgemeinen auch nicht aus wie diese Holly Lovelace.“ Sein Ton wurde noch vertraulicher. „Obwohl ich ehrlich sagen muss, dass ich sie nicht gerade für sehr entgegenkommend halte.“
„Wie bitte?“ Luke gab sich keine Mühe, seine Empörung zu verbergen.
„Na, du weißt schon, was ich meine! Diese Frau sieht wahnsinnig aufreizend aus und kleidet sich auch so, dass man denkt … Na ja, aber selbst als ich sie zum Essen einlud, blieb sie äußerst zugeknöpft.“
„Du hast sie zum Essen eingeladen?“ Luke war verblüfft.
„Aber sicher. Hättest du die Gelegenheit ungenutzt gelassen?“
Luke überging die Frage. „Etwa auch noch auf Geschäftskosten? Machst du das immer so, wenn sich jemand für eine Wohnung bewirbt?“
„Nein, sicherlich nicht.“ Doug lachte nervös. „Aber wie ich schon sagte, diese Frau hat es in sich, da macht man schon mal eine Ausnahme.“
Luke musste sich zusammennehmen, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. In Gedanken traf er schon die nötigen Vorbereitungen, um Doug zu entlassen und sich einen neuen Verwalter zu suchen. „Wie schätzt du den Zustand des Ladens und der Wohnung ein, Doug?“, fuhr er unerbittlich fort.
Wieder ertönte ein nervöses Lachen. „Das Haus hat ewig leer gestanden.“
„Das glaube ich dir sofort, aber damit hast du meine Frage nicht beantwortet. Also, was ist deine Meinung?“
„Die Ausstattung ist nicht gerade luxuriös. Deshalb ist die Miete ja auch so niedrig.“
„Nicht gerade luxuriös? Das Haus ist eine Bruchbude. Das Dach ist undicht, und an mehreren Stellen regnet es durch. Wusstet du das?“
„Ich hatte den Verdacht …“
„Die Fensterrahmen haben sich verzogen, und die Möbel scheinen vom Sperrmüll zu stammen“, schnitt Luke ihm das Wort ab. „Ich bestehe darauf, dass die Schäden repariert und defekte Möbel und Geräte ersetzt werden. Und das alles bis vorgestern!“
„Aber das kostet viel Geld“, wandte Doug ein. „ Dein Geld!“
„Selbst wenn du es nicht glaubst, aber darauf bin ich schon von allein gekommen“, spottete Luke.
„Es schmälert deinen Gewinn!“ Doug ließ sich nicht beirren.
„Ich mache keinen Gewinn zulasten von Menschen, die sich nicht wehren können, Doug.“ Luke sprach ruhig und sachlich. „Und ich lasse nicht zu, dass eine Frau in einer kalten und feuchten Wohnung hausen muss. Wenn sie sich erkälten oder krank werden würde, wäre ich dafür verantwortlich. Ich möchte ein reines Gewissen haben, verstehst du das?“
„Äh … Ja.“ Doug kaute an den Fingernägeln.
„Wie schnell kannst du das Haus herrichten lassen?“
Doug dachte an den Maler, dem er schon öfter einen Gefallen getan hatte, und an den Tischler, der bestimmt gern für den neuen Besitzer von Apson House arbeiten würde. Doug war sich klar darüber, dass er die Handwerker unbedingt dazu bringen musste, schnell und gut zu arbeiten, denn er ahnte schon, dass sein Job auf dem Spiel stand. „Ich werde keinen Monat dazu brauchen“, versprach er großspurig.
„Das ist zu lang.“
„Aber du weißt doch, dass gute Leute nicht von einem Tag auf den anderen zu haben sind, sie sind ausgebucht.“
„Dann zahl ihnen so viel, dass sie umbuchen.“
„Äh … wie du meinst. Wären zwei Wochen okay?“
„Aber keinen Tag länger!“
„Ich werde dafür sorgen!“, versprach Doug hastig.
„Das möchte ich dir auch geraten haben“, erwiderte Luke und legte auf.
Holly wusch die beiden Becher ab, aus denen Luke und sie Tee getrunken hatten, und setzte sie umgekehrt auf den Ablauf der Spüle, damit sie trocknen konnten. Dann nutzte sie den Rest des Tageslichts, um die Räume einigermaßen bewohnbar zu machen.
Das Wasser, das aus der Therme kam, war nur lauwarm, sodass sie einen Kessel aufsetzen musste, um heißes Putzwasser zu haben. Sie kippte reichlich Reinigungsmittel dazu und begann, die Küchenmöbel abzuschrubben. Dann kam das Badezimmer an die Reihe. Als sie damit fertig war, schmerzten ihr die Handgelenke, und die Fingerkuppen waren rot und rissig. Daher beschloss sie, fürs Erste Schluss mit dem Scheuern zu machen, denn ihre Hände waren ihr Arbeitskapital, und sie durfte sie auf keinen Fall überstrapazieren.
Holly kniete auf dem abgetretenen Linoleumfußboden und überlegte, wie oft sie wohl Wasser aufsetzen müsse, um heiß baden zu können. Bestimmt ein halbes Dutzend Mal. Seufzend brachte sie den ersten Kessel in Gang und suchte
Weitere Kostenlose Bücher