Julia Festival Band 0103
Kaminfeuers wirkte sie wie eine Nymphe, unschuldig und verführerisch zugleich.
Luke hatte Mühe, normal zu atmen, und eine Ader an seiner Schläfe begann heftig zu pochen. Wie hatte er nur so verrückt sein können, diese Frau in sein Haus einzuladen? „Möchten Sie Tee?“, fragte er mit erzwungener Ruhe.
„Danke, gern.“
„Und wie?“
„Nur mit Milch bitte, ohne Zucker.“
Holly nahm Luke die Tasse ab, setzte sich dann an den Kamin und zog die Knie an, wobei sie sich den Bademantel eng um die Waden wickelte. Irritiert sah sie auf, als sie Lukes Blicke bemerkte. Sie hatte ihre Beine bedecken, nicht aber seine Aufmerksamkeit darauf lenken wollen.
Luke beobachtete die Reflexe, die das Feuer über ihr Gesicht tanzen ließ, und fragte sich, wieso er diese Frau so heftig begehrte. Wegen ihres widersprüchlichen Wesens? Wegen ihrer langsamen, sinnlichen und verführerischen Bewegung und dem unschuldigen Ausdruck ihrer großen Augen? Sie musste lange geübt haben, diesen Blick hinzubekommen.
Lukes Stimme klang rau. „Nehmen Sie Ihren Tee und kommen Sie mit in die Küche. Ich wollte uns gerade etwas zu essen machen, denn ich habe einen Bärenhunger“, log er. „Und Sie bestimmt auch, denn wie ich Sie einschätze, haben Sie den ganzen Tag noch nichts gegessen, weil Sie nicht daran gedacht haben, Lebensmittel einzupacken.“
Die Art, wie er sie angesehen hatte, machte Holly viel zu nervös, um seine Kritik wahrzunehmen. Er hatte zwar richtig geraten, dennoch war sie eigenartigerweise nicht hungrig. Sich mit Essen zu beschäftigen wäre jedoch eine willkommene Ablenkung, denn die Spannung zwischen Luke und ihr wuchs immer mehr. Und der Abend war noch lang …
„Mir knurrt auch der Magen“, behauptete sie also. „Aber haben Sie denn etwas zu essen im Haus? Sie sind doch auch erst vergangene Nacht angekommen.“
„Ein ausgefallenes Feinschmeckermenü kann ich Ihnen natürlich nicht bieten, aber den Kühlschrank hat man vor meiner Ankunft mit allem gefüllt, was man so braucht.“
„Sie sind ein Glückspilz!“ Holly seufzte.
„Ja“, antwortete er einsilbig.
Natürlich war es Carolines Verdienst. „Ich werde eine Firma beauftragen“, hatte sie erklärt. „Die werden dir alles liefern, sodass du bis zu meiner Ankunft mit dem Nötigsten versorgt bist.“ Spielerisch hatte sie ihm mit dem perfekt manikürten Finger auf die Nasenspitze getippt. „Wir können dich doch nicht verhungern lassen, Darling.“
Luke ertappte sich dabei, wie er auf Hollys Hände blickte. Ihren Händen sah man die Arbeit an, die sie heute geleistet hatte, die Nägel waren teilweise abgebrochen und die Haut wirkte rau. Sieh genau hin, Luke, sagte er sich, diese Frau ist doch überhaupt nicht dein Typ!
Die Küche lag im Souterrain, und man hätte meinen können, den Ausstellungsraum eines noblen Einrichtungshauses zu betreten. Dem neuesten Trend entsprechend waren alte und moderne Einrichtungsgegenstände harmonisch kombiniert. Antike Küchenschränke standen neben Kommoden aus Edelstahl mit Arbeitsflächen aus glänzendem Marmor. Am Ende des Raums befand sich ein offener Kamin, in dem schon ein Feuer loderte, und dort standen auch der Esstisch und zwei bequeme Armlehnstühle.
Holly zog sich einen davon ganz nah ans Feuer und fuhr sich mit den Händen durchs Haar, damit es besser trocknen konnte. Dabei beobachtete sie Luke, wie er Nudeln kochte und Fertigsoße aus einer Packung erwärmte und mit Sahne und Champignons verfeinerte.
„Ein Glas Rotwein?“, fragte er, während er die Flasche entkorkte.
Holly nickte. „Gern.“
Während er sich um die Nudeln kümmerte, die Soße einkochen ließ und Parmesankäse rieb, trank Holly in kleinen Schlucken ihren Wein.
„Sie scheinen nicht das erste Mal am Herd zu stehen“, bemerkte sie, als Luke den Tisch deckte.
Er zuckte die Schultern. „Ich bin es gewohnt, mich selbst zu versorgen.“
„Ich dachte immer, in Afrika würde es Heerscharen von Dienstboten geben, selbst für die kleinsten Handreichungen.“
Er lächelte. „Das kommt auf einen selbst an. Ich hatte in Afrika lediglich eine Putzhilfe, und die habe ich auch hier – eine Frau namens Margret, die jeden Morgen für ein paar Stunden kommt. Dabei fällt mir ein, dass ich sie wohl besser anrufe und darauf hinweise, dass ich Besuch habe.“ Er rührte die Soße ein letztes Mal um. „Ich denke immer, dass man den Bezug zur Realität verliert, wenn man nicht selbst kocht.“
Luke betrachtete Holly, wie sie vor dem
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