Julia Festival Band 0103
hätte.“
„Wie eine Ampel ?“
Amber lachte leise. „Genau. Wissen Sie, Finn hatte nämlich die Grippe. Es war anscheinend das erste Mal, dass ihn eine Krankheit erwischt hatte, seit er den Kinderschuhen entwachsen war, und entsprechend übellaunig benahm er sich. Jedenfalls waren seine grünen Augen rot unterlaufen.“
„Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Sie als Frau an Finn Fitzgeralds Aussehen etwas auszusetzen hatten – Sie waren bestimmt die Erste, die eine abfällige Bemerkung über sein Äußeres gemacht hat. Wie reagierte er darauf?“
„Er lachte. Er legte den Kopf zurück und lachte laut los, woraufhin sich plötzlich alle Mitarbeiter zu mir umdrehten. Damals wusste ich nicht, warum. Später erfuhr ich, dass die meisten von ihnen Finn zum ersten Mal richtig lachen gehört hatten.“
„Das bedeutet also, dass Sie einer der wenigen Menschen sind, die Finn Fitzgerald zum Lachen bringen können?“
Amber senkte bescheiden den Blick und betrachtete ihre Hände. „Ich hoffe es“, sagte sie leise.
„Finn Fitzgerald nahm Sie also sofort unter Vertrag und lud Sie noch am selben Abend zum Essen ein?“
„Weit gefehlt. Er wies mich ab, weil ich seiner Meinung nach zu klein war. Ich bin nur einssiebzig, und die meisten Models sind gut einsachtzig.“
„Und wie reagierten Sie darauf?“
„Ich war empört und antwortete, er wäre auch viel zu unhöflich, als dass ich ihn als Chef ernsthaft in Betracht ziehen würde. Als er daraufhin wieder lachte, wollte ich auf dem Absatz kehrtmachen, aber plötzlich klingelten zwei Telefone auf einmal. Finn ging an das eine und wies mit einer ungeduldigen Handbewegung auf das andere. Also nahm ich ab und notierte erst noch die Wünsche des Anrufers, bevor ich zur Tür ging.“
„Ließ Finn sie wirklich gehen?“ Paul Millington lächelte ungläubig.
„Nein, er rief mich zurück und fragte, ob ich auch tippen und Kaffee kochen könne. Als ich nickte, bot er mir einen Job als Büroassistentin an. So nannte er es jedenfalls, aber ich wusste genau, dass er mich als Mädchen für alles einstellen wollte, deshalb wollte ich sein Angebot auch zuerst nicht annehmen. Andererseits faszinierten mich die chaotische Atmosphäre und der freundschaftliche Ton in der Agentur ungemein. Daher bat ich mir Bedenkzeit aus, die er mir bis zum Abend gewährte.“
„Er lud Sie also zum Essen ein?“
„Richtig geraten!“ Amber lächelte. „Er kam jedoch nicht allein, sondern brachte noch zwei Models mit.“
„Also kein romantisches Dinner zu zweit bei Kerzenschein und leiser Musik?“
„Ganz und gar nicht. Die beiden Mädchen gerieten sofort aneinander und stritten sich regelrecht um Finns Gunst. Mir war das jedoch egal. Ich hielt den Mund und widmete mich voll und ganz dem Menü, denn solche Delikatessen hatte ich noch nie auf dem Teller gehabt.“
„Das muss einen Mann wie Finn Fitzgerald bestimmt irritiert haben.“
„Das kann man wohl sagen“, bekräftigte Amber. „Erst schickte er die beiden Models nach Hause, dann verriet er mir, dass er noch nie eine Frau erlebt habe, die so viel gegessen habe wie ich. Im Gegensatz zu mir hatte Finn seinen Teller kaum angerührt, deshalb riet ich ihm, sich für eine Weile ausschließlich von altem Brot und dünner Suppe zu ernähren, dann würde er bald ein gutes Essen wieder zu schätzen wissen.“
„Ich möchte wetten, dass er auch darüber lachte.“
„Richtig. Dann fragte er mich, ob ich kochen könne, und ich fragte ihn, ob er eine Assistentin oder eine Ehefrau suche. Er sah mich streng an und erwiderte, dass ich unbedingt mein Benehmen und mein Aussehen ändern müsse, wenn ich in der Agentur arbeiten wolle. Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn das bedeutete, dass er mir den Job wirklich geben wollte.“
„Sie sind ihm also vor Freude um den Hals gefallen?“
„Nein. Denn ohne Wohnung konnte ich den Job ja gar nicht annehmen. Als ich ihm erklärte, dass ich als Hotelangestellte bisher immer freie Logis gehabt hätte, nickte er nur und versprach, mir ein Zimmer zu besorgen.“
„Wahrscheinlich bot er Ihnen an, zu ihm zu ziehen, und die Romanze begann.“
„Auch da muss ich Sie leider enttäuschen. Finn ließ zwei Räume über der Agentur für mich herrichten.“
„Und zog dann zu Ihnen?“
Amber schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht, schließlich hatte er schon diese herrliche Wohnung hier. Ich bin dann zu ihm gezogen.“
Paul Millington trank einen kräftigen Schluck. „Also eine heiße
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