Julia Festival Band 0103
Interview eine persönliche und im Grunde harmlose Geschichte dem Reporter einer bekannten Illustrierten anvertraut. Das war alles. Aus Finns Munde klang es, als hätte sie ihre Bettgeschichten in aller Öffentlichkeit breitgetreten.
„Amber, ich warte!“, fuhr er sie unbeherrscht an.
Etliche der Models blickten jetzt regelrecht schockiert. Das gab ihr den Rest. „Dann kannst du lange warten“, antwortete sie eisig, und da glücklicherweise gerade in diesem Moment das Telefon klingelte, konnte sie sich abwenden, um das Gespräch anzunehmen. Hoffentlich bemerkte Finn nicht, wie ihre Hände dabei zitterten!
„Sie möchten CiCi Brown für einen Fototermin am Mittwochnachmittag buchen?“ Sie gab CiCi Browns Namen in den Computer ein, und der Terminkalender erschien auf dem Monitor. „Das ist kein Problem. CiCi ist zwar für den Vormittag schon gebucht, aber auch direkt in London, sodass sie mittags bei Ihnen sein kann.“ Amber vermied es geflissentlich, Finn anzublicken.
„Ja, ich verstehe“, sagte sie dann. „Das wird sich bestimmt einrichten lassen. Bis dann. Bye.“ Sie legte den Hörer zurück und sah auf. „Finn, wir müssen unsere Unterhaltung leider bei einer anderen Gelegenheit beenden.“
So leicht ließ er sich jedoch nicht beschwichtigen. „Nein! Aber vielleicht ist hier der falsche Ort. Wir gehen in mein Büro.“
Sie wich seinem wütenden Blick nicht aus. „Und wenn ich ablehne?“
Er lächelte so unverbindlich, als wäre sie eine Fremde. „Dann sehe ich mich leider gezwungen, mich mit dir hier vor allen auseinanderzusetzen.“
Ambers Augen blitzten vor Empörung. Das war ja die reinste Erpressung! Würde er es ihr als Schwäche auslegen, wenn sie jetzt nachgab? Amber war sich unsicher, denn im Grunde genommen hatte sie ein äußerst schlechtes Gewissen, weil sie nicht den Mut zu der längst fälligen Aussprache gefunden hatte. In der geschützten Atmosphäre seines Büros konnte sie das jetzt vielleicht nachholen.
Sie sah ihre Kollegin an und rang sich ein Lächeln ab. „Entschuldige mich einen Augenblick, Debbie, es wird bestimmt nicht lange dauern.“
Dass Debbie da anderer Meinung war, konnte man ihr vom Gesicht ablesen, sie nickte jedoch schicksalsergeben. Amber nahm die Illustrierte vom Tisch und folgte Finn. Kaum hatte er sein Büro betreten, drehte er sich um. „Mach die Tür zu!“, herrschte er Amber an.
Amber knallte die Tür so heftig zu, dass er zusammenzuckte, und sah ihn empört an. „Was du kannst, kann ich schon lange! Wenn du auf eine Szene aus bist, dann sollst du sie haben.“
„Bist du verrückt geworden?“
„Weil ich mich an solch einen größenwahnsinnigen Typen wie dich gehängt habe?“
Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu. „Weil du dich zu dem da herabgelassen hast.“ Er deutete auf die Illustrierte, die Amber immer noch in der Hand hielt.
„Finn, mach doch aus einer Mücke bitte keinen Elefanten! Das Interview drehte sich doch nur um Banalitäten, ich habe doch keine Geheimnisse verraten.“
Er sah sie prüfend an. „Hast du den Artikel gelesen?“
Jetzt wurde Amber doch nervös. „Nein, ich hatte noch keine Zeit dazu.“
„Dann nimm dir jetzt die Zeit. Danach können wir uns weiter unterhalten.“
Finn ging zum Fenster, und Amber sah sich die Illustrierte zum ersten Mal richtig an. Als sie sich auf dem Titelblatt erkannte, wurde sie blass vor Schreck. Da stand sie vor dem Weihnachtsbaum und trug ihr neues honigfarbenes Seidenkleid, das später am Abend achtlos zerknüllt auf dem Teppich gelandet war. Auf dem Bild lächelte sie strahlend in die Kamera und spielte mit der linken Hand an ihrer Kette, als wollte sie mit dem riesigen Brillanten an ihrem Finger angeben. Aber so unmöglich war die Aufnahme nun auch wieder nicht. Schlimmer war da schon die Überschrift: „Warum mein Leben mit Dressman Finn so aufregend ist“. Finn wurde nämlich nicht gern auf diesen Teil seiner Karriere angesprochen.
Amber schluckte. „Anscheinend ist momentan nichts los in England, sonst würden nicht ausgerechnet wir auf der Titelseite erscheinen“, versuchte sie zu scherzen. „Aber unser Weihnachtsbaum macht sich gut, findest du nicht?“
„Warum liest du nicht den Bericht im Inneren?“, fragte er in einem so seltsamen Ton, dass sie Böses ahnte. Sie sah im Inhaltsverzeichnis nach und schlug mit fahrigen Fingern die betreffende Seite auf. Warum, in aller Welt, hatte sie Paul Millington nur in die Wohnung gelassen?
Als er sie aufgefordert
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