Julia Festival Band 0103
hatte, sich im schwarzen Abendkleid aufs Bett zwischen die weißen Kissen zu setzen, hatte sie es nur lustig gefunden. Das Foto jedoch, das dabei entstanden war, ließ sie schaudern. Sie sah aus wie eine Nutte – überdeutlich zeichneten sich ihre Brüste unter dem dünnen Material des Kleides ab! Aber es kam noch schlimmer. Wie hatte Paul Millington es nur wagen können, „Experimentierfreudiger Lover macht Heiratsantrag auf der Gästetoilette“ als Überschrift für seinen Artikel zu wählen?
Ambers Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als sie die Zeilen überflog. Paul Millington hatte es geschafft, ihre Worte so zu verdrehen, dass sie als Mischung aus Aschenputtel und Vamp dastand und Finn als Chef, der minderjährige Angestellte verführt.
„Das darf doch nicht wahr sein!“ Verzweifelt ließ sie sich auf einen Stuhl sinken und stöhnte laut, als sie ein weiteres Foto von sich entdeckte, auf dem sie dümmlich in die Kamera lächelte.
„Hast du die Stelle gefunden, wo er von der Hochzeit des Jahres spricht? Am Valentinstag, wenn Finn die schöne Amber zum Altar führt? Das war auch für mich neu, Sweetheart, soweit ich mich erinnere, haben wir unseren Hochzeitstermin noch gar nicht festgesetzt.“ Seine grünen Augen blitzten vor Zorn.
„Das nicht, Finn, aber ganz sicher hast du davon gesprochen, dass der Valentinstag ein schöner Termin wäre. Das wirst du doch wohl nicht abstreiten wollen!“
„Ich habe auch einmal erwähnt, dass es mich erregt, wenn du mir mit den Fingernägeln über den Rücken fährst“, erwiderte er und lächelte kalt. „Das würdest du doch auch nicht in aller Öffentlichkeit herumposaunen, oder? Obwohl ich mir da bei all den Indiskretionen, die du in diesem Interview begangen hast, langsam nicht mehr sicher bin.“
Finn betrachtete Amber voller Verachtung, so, als hätte er gerade einen Charakterzug an ihr entdeckt, der ihm ganz und gar nicht gefiel. „Hast du auch erzählt, dass wir uns geliebt haben, bevor ich dich bat, meine Frau zu werden?“
„Natürlich nicht!“
„Du brauchst gar nicht so entrüstet zu tun. Lies!“ Mit dem Zeigefinger deutete er auf den betreffenden Absatz. „Genau das wird hier nämlich mehr als nur angedeutet. Diese Stelle ist besonders widerwärtig und schlüpfrig.“
Amber musste ihm zustimmen, denn hier glitt der Artikel endgültig ins Schmierige ab. Finns nächste Worte jedoch ließen ihren Widerstand wieder aufflammen.
„Und einem Reporter haarklein zu erzählen, wie wir uns kennengelernt haben …“ Er blickte sie an, als hätte sie ein Verbrechen begangen.
„Na und? Ist das schlimm?“, wollte Amber wissen. „Du arbeitest schließlich nicht für den Geheimdienst, Finn. Was ist schon dabei, wenn ich mit jemandem darüber spreche, wie wir uns kennengelernt haben? Wir haben doch nichts zu verbergen!“
„Mein Privatleben ist mein Privatleben“, beharrte Finn. „Es geht niemanden etwas an.“
„Gut, dass du mir das sagst, dann werde ich mich in Zukunft danach richten“, antwortete sie ausdruckslos.
Es herrschte ein bedrückendes Schweigen, das nur durch das Gluckern der Kaffeemaschine in der Ecke unterbrochen wurde. Amber bekam es mit der Angst zu tun, als sie merkte, dass Finn sich immer noch nicht mit der Situation ausgesöhnt hatte. Das Wort „Zukunft“ stand bedeutungsschwer im Raum. Finn würde doch nicht wegen dieses dummen Interviews die Verlobung lösen?
„Und musstest du mich denn wirklich mit diesen Worten beschreiben?“, fragte Finn schließlich.
„Ich …“
„Testosteron pur?“, zitierte er. „Du hast mich grenzenlos enttäuscht, Amber. Ich hatte mir wirklich eingebildet, du würdest mich als ganzen Menschen lieben, nicht nur als Lover.“
„Die Worte sind mir in den Mund gelegt worden, Finn! Wie kannst du nur glauben, dass ich jemals so etwas sagen könnte? Du weißt doch, wie diese Reporter sind!“
„Eben. Deshalb gebe ich grundsätzlich keine Interviews. Und auch du hättest es besser lassen sollen, Amber. Mein sauberes Image ist Teil meines Erfolges. In meinem Beruf kann ich es mir einfach nicht leisten, in den Schlagzeilen der Skandalpresse aufzutauchen. Ich bin völlig fassungslos, dass du das nicht zu verstehen scheinst. Was hat dich dazu bewogen, dieses Interview zu geben, Amber? Wenn ich deine Motive verstehen könnte, wäre ich vielleicht nicht so wütend.“
Amber schwieg eine Weile und überlegte, denn sie wusste, wie wichtig es war, jetzt die richtigen Worte zu finden. „Ich
Weitere Kostenlose Bücher